Dass Thai Airways International (THAI) seit längerem finanzielle Probleme hat, ist kein Geheimnis. Das Star Alliance Mitglied hat allein im dritten Quartal 2019 einen Verlust in Höhe von knapp 140 Millionen Euro eingefahren. Im kompletten letzten Jahr war es vermutlich ein Gesamtverlust von ca. 358 Millionen Euro. Weil die THAI eine staatliche Airline ist, wurde sie bis jetzt von der thailändischen Regierung gestützt. Doch die Unterstützung könnte nun ein Ende haben. Wieder einmal droht der Thai Airways die Insolvenz.
Die Gründe für die finanzielle Schieflage sind unterschiedlich. So sind der starke Baht-Kurs, die große Billigflieger-Konkurrenz in Asien, aber auch Missmanagement beim Flottenausbau zu nennen. Die Coronakrise hat diese Lage natürlich drastisch verschlimmert. Doch bis jetzt konnte sich der Flagcarrier der Hilfe des Staates sicher sein.
Wie aerotelegraph berichtet, erhielt Thai Airways Anfang Mai noch einen vom Staat garantierten Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Laut Premierminister Prayut war dies die letzte Finanzspritze der Regierung. Sollte diese Staatshilfe für Thai Airways nicht ausreichen, ist wohl auch eine Insolvenz eine Option, um die Fluglinie wieder aufzubauen. Gegenüber der Bangkok Post sagte Finanzminister Uttama Savanayana, er habe zusammen mit dem Verkehrsministerium einen Sanierungsplan angepeilt. Die finale Entscheidung liegt aber beim Kabinett. Doch egal wie sich die 35 Kabinettmitglieder entscheiden, der Verkehrsminister ist überzeugt: Es braucht große Veränderungen bei Thai Airways, um die Airline wieder profitabel zu machen. Langfristig soll die Flotte harmonisiert und verkleinert werden. So besteht die Flotte aus viel zu vielen verschiedenen Mustern, für die teilweise jeweils eigenes Personal eingestellt und geschult werden muss. Im November 2019 bestand die Flotte aus folgenden Flugzeugtypen: A330-300, A350-900, A380-800, Boeing 747-400, Boeing 777-200, Boeing 777-200ER, Boeing 777-300, Boeing 777-300ER, Boeing 787-800, Boeing 787-9 und A320-200 von Thai Smile. Es ist anzunehmen, dass Thai Airways ihre Vierstrahler, also die Boeing 747-400 und die Airbus A380, in Ruhestand schicken wird. Aber auch Verhandlungen mit Gläubigern seien gut verlaufen, um die Liquidität der 4-Sterne-Airline zu sichern. Wie bei vielen anderen Airlines auch, ist mit massivem Stellenabbau zu rechnen.
Droht Thai Airways die Insolvenz? – Fazit
Zwar hat die Coronakrise schon gezeigt, dass finanziell angeschlagene Airlines wie South African Airways wirklich (vorerst) aus dem Markt veschwinden, wie groß die Gefahr einer Insolvenz für die THAI tatsächlich ist, wage ich jedoch nicht zu beurteilen. Eventuell sind das auch nur leere Drohungen der Politik, um wenigstens etwas im Management der Thai Airways zu verbessern. Abschließend möchte ich unseren Autor Kai zitieren, der in Thailand lebt und die dortige Situation vor einem halben Jahr wie folgt beschrieben hat:
“In Thailand gibt es eine lange Tradition des Wechsels von Aktionismus und Lethargie. Einer langen Periode des Laissez-faire folgt dann eine kurze Periode von Aktionismus, in der möglichst die Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit innerhalb kürzester Zeit komplett beseitigt werden müssen. Es ist schwer einzuschätzen, wie viel Zeit THAI angesichts der sich verschärfenden finanziellen Krise noch bleibt. Auf der anderen Seite gilt der nationale Carrier bisher in Politik und Gesellschaft als sakrosankt. Schwer vorstellbar, dass eine Regierung der Airline irgendwann tatsächlich einmal den Stecker ziehen würde. Es wird also weitergehen für THAI Airways – irgendwie.”