Nach einer schier endlosen Reihe an Negativschlagzeilen hat die weltweite Corona-Krise einen ersten Player im Luftverkehr in die Knie gezwungen. Seit gestern Abend (04.03.2020) ist das Grounding der Flybe offiziell. Die britische Regio-Fluggesellschaft stellt ihren Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Das Grounding ist jedoch nur das Ergebnis einer langen Misere bei Flybe…
Am Abend des 04. März hat die größte europäische Regionalairline mit Sitz im südwestenglischen Exeter ihren Betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt und Insolvenz angemeldet. Die Flybe-Website sei bereits kurz vor Mitternacht offline geschaltet worden. Passagiere mit Buchungen in den nächsten Tagen sind angehalten, nicht mehr zum Flughafen zu fahren, denn Flybe könne keine Alternativflüge anbieten.
Flybe schon länger mit Finanzproblemen
Flybe erleidet nicht erst seit gestern eine Durststrecke. Bereits in den vergangenen Jahren sah sich die Airline einer Beinahepleite gegenüber und wurde schließlich 2019 von einem Konsortium übernommen. Dieses bestand aus der britischen Stobart Group, einer amerikanischen Finanzfirma und der britischen Virgin Atlantic, an der auch die US-Linie Delta Air Lines beteiligt ist. Das Dreiergespann investierte insgesamt 135 Millionen Pfund in die Fluggesellschaft, die zu einem Zubringer für Virgin werden und unter dem Namen Virgin Connect neu anfangen sollte. Dies gab den rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Flybe neue Hoffnung.
Doch eine erneute Finanznot seit Anfang des Jahres 2020 zwang den Regionalcarrier dazu, zusätzlich auch die britische Regierung um Hilfe zu bitten. Diese schien zunächst nicht abgeneigt und im Raum standen ein Notkredit über 100 Millionen Pfund, ein Aufschub der Ticketsteuerzahlungen und sogar eine Beteiligung der Regierung an der Airline. Die Verhandlungen blieben jedoch ergebnislos – man konnte sich nicht einigen.
“Unsere Aktionäre und das Führungsteam haben zwar mit der Regierung und den wichtigsten Zulieferern zusammengearbeitet, um die erforderliche Finanzierung und Unterstützung zu erhalten, aber dies ist nicht geschehen”, meldete Flybe-Geschäftsführer Mark Anderson laut der Zeitung Devon Live.
Der Ausbruch des Coronovirus kann damit sicher nicht als Ursache, ziemlich sicher aber als Auslöser des Groundings von Flybe betrachtet werden. Denn was der Airline letztendlich das Genick brach, ist der extreme Einbruch der Buchungszahlen in den letzten Wochen und die damit ausbleibenden Einnahmen. Am Ende ging der Fluggesellschaft einfach das Geld aus.
Auswirkungen auf deutsche Flughäfen
Auch an deutschen Flughäfen fallen mit dem Grounding von Flybe viele Verbindungen nach England weg. Die Airline bediente bislang Düsseldorf, Stuttgart, Hannover und Berlin-Tegel. Vor allem in Düsseldorf war die britische Fluggesellschaft stark vertreten. 34 Flüge pro Woche gab es von hier, gleichermaßen verteilt auf die englischen Destinationen Manchester und Birmingham. Obwohl Flybe ihr Angebot im vergangenen Herbst schon deutlich verkleinert hatte, waren für Februar und März 2020 zwei neue deutsch-englische Verbindungen geplant, eine davon ab Tegel, die andere ab Stuttgart. Die sind nun Geschichte.
Grounding von Flybe – Herber Rückschlag für Großbritannien
Vor allem an vielen regionalen Flughäfen zieht das Flybe-Grounding große Kreise. In Newquay war die Airline für 65% der Flüge verantwortlich, in ihrer Heimatstadt Exeter für 78, in Belfast City für 80 und in Southampton sogar für 95. Großbritannien verliere mit Flybe “einen ihrer größten regionalen Vermögenswerte”, sagte Anderson in einer Mitteilung. Außerdem ist die Flybe-Pleite die 4. Airline-Insolvenz innerhalb von 3 Jahren im Land. Zuvor stellten schon Monarch (Oktober 2017), Fly BMI (Februar 2019) und Thomas Cook Airlines (September 2019) den Betrieb ein.
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