Nach der kolumbianischen Avianca meldet mit LATAM nun der zweite große Carrier in Südamerika Insolvenz nach Chapter 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts in den USA an. Betroffen sind neben der Holding eine Reihe von Tochterfirmen des südamerikanischen Schwergewichts. Flüge sollen während der Restrukturierung weiter abheben, Tickets und Meilen ihre Gültigkeit behalten.
Zwar wurden schon Anpassungen im Konzern vorgenommen (Entlassung von Mitarbeitern und Abbestellung von Flugzeugen), um Kosten zu sparen, doch diese reichten nicht aus. Deshalb hat LATAM für die Tochtergesellschaften in Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru und den USA Insolvenz nach Chapter 11 und den damit verbundenen Gläubigerschutz beantragt. Für die Töchter der LATAM in Argentinien, Brasilien und Paraguay wurde keine Insolvenz angemeldet.
We recently announced the reorganization process under Chapter 11 in the U.S. #WeWillContinueToFly and we want you to know that our operations will continue without any impact. For more information please visit https://t.co/mPQVA5eyVh
— LATAM USA (@LATAMAirlinesUS) May 26, 2020
Insolvenz nach Chapter 11
Der Weg der Restrukturierung über das amerikanische Insolvenzrecht ist (nicht nur) bei Airlines beliebt, lässt es doch dem Unternehmen die Möglichkeit, das operative Geschäft unter eigener Feder fortzuführen, während man aber vor Forderungen von Gläubigern geschützt ist. Trotzdem ist die Restrukturierung in Eigenregie natürlich mit engen Auflagen verknüpft, die penibel eingehalten werden müssen, um den Fortbestand des eigenen Unternehmens sicherzustellen. Das amerikanische Insolvenzrecht, das nach dem 11. September bereits viele Unternehmen vor der Pleite gerettet hat, diente dem deutschen Schutzschirmverfahren gewissermaßen als Blaupause. Insolvenz nach Chapter 11 kann jedes Unternehmen beantragen, das in den USA entweder eine Niederlassung oder relevante Vermögenswerte besitzt. LATAM ist in den USA börsennotiert und hat, wie oben erwähnt, dort auch eine Tochtergesellschaft.
Nach reiflicher Überlegung sieht das Management der LATAM diese Form der Insolvenz als beste Option an, das Fortbestehen der Airline zu gewährleisten. Der Schritt ist mit den größten Anteilseignern, Qatar Airways und den Cueto- und Amaro-Familien abgesprochen, die noch finanzielle Mittel in Höhe von 900 Millionen USD zur Verfügung stellen wollen. Der US-Carrier Delta Air Lines, der erst vor wenigen Monaten für 20 Prozent der Anteile ungefähr 1,9 Milliarden USD zahlt und gerade erst ein Joint Venture mit LATAM startete, hält sich offensichtlich zurück. Laut eigenen Angaben verfügt LATAM über liquide Mittel in Höhe von 1,3 Milliarden USD, mit denen sie die Sanierung und Umstrukturierung angehen will.
Wie geht es mit LATAM weiter?
Viele Fluggäste, Statusinhaber, Meilensammler und Mitarbeiter fragen sich natürlich, wie es mit LATAM nun weitergeht. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen:
- LATAM und ihre Tochtergesellschaften werden weiterhin Passagierflüge sowie Frachtverkehr anbieten
- Alle bereits ausgestellten oder zukünftigen (Prämien-)Tickets, Reisegutscheine, LATAM Pass Meilen, Statusvorteile sowie Umbuchungsbedingungen behalten ihre Gültigkeit
- Ticketpreise werden nicht erhöht
- Mitarbeiter werden entsprechend ihrer Arbeitsverträge weiterhin vergütet
- Zulieferer sollen in einem angemessenen zeitlichen Rahmen bezahlt werden
Detaillierte Informationen findet ihr in der Pressemeldung der Airline und in einer FAQ-Sektion auf einer eigens eingerichteten Sonderseite.
LATAM meldet Insolvenz nach Chapter 11 an – Fazit
Neben dem Star Alliance-Mitglied Avianca ist nun der zweite lateinamerikanische Big Player in ein Insolvenzverfahren gerutscht. Nach schweren Jahren schien LATAM auf dem richtigen Weg und ging mit Delta eine strategische Partnerschaft ein, um die dominierende Kraft in Lateinamerika zu werden. Das Management der LATAM hat diesen Schritt nun gewählt, um diesen Weg weiterzuführen und die Airline ein Stück zu sanieren. In der Vergangenheit haben große US-amerikanische Carrier Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet und fliegen immer noch. Hoffen wir, dass die obigen Ankündigungen wahr sind und sich für Reisende nichts zum Negativen ändert.
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