Womöglich verzögert sich die Zulassung des Airbus A321XLR von 2023 auf 2024. Ursache dafür sind Sicherheitsbedenken beim neuen vollintegrierten Zusatztank, der von den Zulassungsbehörden gründlich geprüft werden soll. Von einer späteren Zulassung würde auch die Konkurrenz profitieren.
Airbus A321XLR in naher Zukunft konkurrenzlos
Der Airbus A321XLR (Extra Long Range) soll in den kommenden Jahren ein Trumpf des europäischen Flugzeugbauers gegenüber der Konkurrenz sein. Denn der US-amerikanische Flugzeughersteller Boeing kann in den kommenden Jahren kein vergleichbares Flugzeug anbieten. Demnach kann Airbus die Nachfrage nach Langstrecken-Narrowbodies vorerst alleine bedienen und das schlägt sich auch in den Orderzahlen nieder. Bereits 24 Airlines haben mehr als 450 Airbus A321XLR vorbestellt. Darunter Netzwerk-Carrier wie American Airlines, United Airlines, Qantas, Iberia und Middle East Airlines sowie Low-Cost-Carrier wie AirAsia X und Wizz Air. Kein Wunder, dass Airbus so schnell wie möglich die Zulassung für den A321XLR erhalten möchte.
Boeing: Rumpf-Tank und höheres Startgewicht ein Sicherheitsrisiko
Die größere Reichweite des A321XLR, im Vergleich zu anderen Narrowbodies, wird durch einen neuen Rear Centre Tank im hinteren Teil des Rumpfs erreicht. Dieser Tank ist direkt in den Rumpf des Flugzeugs integriert. Dadurch ist es möglich, weiterhin viel Fracht und Gepäck im mittleren Rumpf zu transportieren und Flüge bis zu einer Länge von 8.700 Kilometern durchzuführen. Dem erhöhten Startgewicht von 101 Tonnen entsprechend wurde außerdem das Fahrwerk angepasst. Auch die Tragflächen wurden leicht überarbeitet. Alles in allem ist der Langstrecken-Narrowbody aber mit dem Gedanken designt worden, möglichst viele Gemeinsamkeiten mit dem Rest der A321neo Familie aufzuweisen.
Doch gerade der im Rumpf integrierte Zusatztank hat die Aufmerksamkeit der Konkurrenz und der Luftfahrtbehörden geweckt. So hat Boeing gegenüber der europäischen Luftfahrtbehörde EASA Bedenken über die Sicherheit des Integraltanks geäußert, die die EASA anscheinend ernst nimmt. Würde der Rear Centre Tank einem Feuer ausgesetzt könnte den Passagieren ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen nicht genug Zeit bleiben, um das Flugzeug rechtzeitig und sicher zu verlassen. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert die EASA wie folgt:
“An integral fuselage fuel tank exposed to an external fire, if not adequately protected, may not provide enough time for the passengers to safely evacuate the aircraft.”
Zudem hat Boeing, durch das höhere Startgewicht, auf ein mögliches Versagen des Fahrwerks oder das Überschießen der Landebahn hingewiesen. Deswegen könnte die EASA bei der Zulassung des A321XLR genau hinsehen. Eine gründliche Prüfung bräuchte mehr Zeit und das könnte die Zulassungsphase bis 2024 verlängern. Eigentlich sollte der Single Aisle Jet für die Langstrecke schon 2023 ausgeliefert werden.
Zulassung des Airbus A321XLR könnte sich verzögern – Fazit
Eine gründliche Zulassung kann den zukünftigen Kunden des A321XLR und den Passagieren an Bord nur recht sein – vor allem nach den Erfahrungen aus dem Desaster mit der Boeing 737 MAX. Dass gerade Boeing als größter Konkurrent Sicherheitsbedenken äußert, scheint nichts Ungewöhnliches zu sein. Schließlich handelt man hier nach dem Prinzip, dass alle in der Branche von Nachbesserungen profitieren. Dennoch würde Boeing durch ein längeres Zulassungsverfahren wertvolle Zeit gewinnen, um weiter an einem vergleichbaren Flugzeug zu arbeiten und so vielleicht doch noch Kunden abzuwerben.
Das könnte dich auch interessieren:
- Single Aisle Jet für die Langstrecke – Airbus kündigt A321XLR an
- Airbus startet Produktion des A321XLR
- Zweistrahler im Portrait: Der Airbus A321
Danke reuters, airliners.de, aero.de