Vor kurzem teilte Boeing mit, den Zeitplan für das Entwicklungsprogramm der Ultralangstrecken Variante der 777-8 überprüft und angepasst zu haben. Demnach wolle man sich vorerst auf die Auslieferung der 777-9 konzentrieren und die 737-MAX Krise lösen. Damit ist die Entwicklung einer 777X-ULR vorerst auf Eis gelegt und könnte Airbus zu einem prestigeträchtigen Projekt verhelfen…
Verzögerungen bereits bei der 777-9
Es sind nicht die ersten Verzögerungen in der Beoing 777X Baureihe. Auch bei der 777-9, eine größeren Variante der 777-8, die allerdings etwas weniger Reichweite bietet, geht es nicht ganz so zügig voran wie gehofft. Das erste der von der Deutschen Lufthansa bestellten 20 Flugzeuge wird wohl nicht wie geplant im Sommer 2020 ausgeliefert werden, sondern wahrscheinlich erst Ende 2020. Aufgrund von Triebwerksproblemen findet der Erstflug vermutlich erst Anfang 2020 statt. Für Lufthansa ist es eine besonders ärgerliche Verzögerung, denn die Airline führt mit dem neuen Flugzeugtyp auch die neue Lufthansa Business Class ein. Trotz der Verzögerungen bei der 777-9 hatte Boeing bisher mitgeteilt an einer Ultralangstrecken Version der 777-8 ULR festhalten zu wollen. Jedoch hätte man die Zeitpläne anpassen müssen, um Risiken im Prozess zu verhindern.
Besser Chancen für Airbus bei Qantas „Project Sunrise“?
Seit geraumer Zeit sucht Qantas nach einer Möglichkeit Non-Stop-Verbindungen zwischen Australiens Ostküste und Europa anbieten zu können. Bisher verfügt jedoch kein Flugzeugtyp über eine entsprechende Reichweite, um solch einen Flug realisieren zu können. Deswegen konkurrieren Boeing und Airbus seit längerer Zeit um die Entwicklung eines Flugzeugtyps, welcher die Distanz von rund 17.000 Kilometern von Sydney nach London ohne Zwischenlandung zurücklegen kann. Die von Boeing entwickelte 777-8 hat eine Reichweite von rund 16.000 Kilometern und stellt die Australier damit nicht zufrieden. Aufgrund dessen sollte mit der 777-8 ULR ein Flugzeug entwickelt werden, welches den Anforderungen von Qantas erfüllt und 2022 ausgeliefert werden sollte. Nun kommt es auch hier zu Verzögerungen.
Die anhaltenden Probleme bei Boeing spielen nun dem europäischen Konkurrenten Airbus in die Karten. Die Anzeichen für eine Ultralangstrecken Variante des A350-1000 verdichten sich seit Wochen. Eine offizielle Ankündigung steht zwar noch aus, jedoch gilt es als ziemlich wahrscheinlich, dass Airbus eine Ultra Long Range Version des A350-1000 auf den Markt bringen will. Airbus zeigte bereits mit dem A350-900 ULR, dass sie zur Entwicklung eines Flugzeuges, welches zum Beispiel den Ansprüchen von Qantas gerecht werden könnte, fähig ist. Mit dem A350-900 ULR bedient Singapore Airlines nämlich den derzeit längsten Flug der Welt zwischen Singapur und New York.
Boeing verschiebt die Einführung einer 777X ULR – Fazit
Mit der Verschiebung der Einführung einer Ultralangstrecken Version der 777-8, erleidet Boeing einen weiteren herbe Rückschlag. Nachdem sich die Auslieferung der 777-9 bereits verzögert und die Krise rund um die 737-MAX weiter anhält, muss Boeing die Pläne für eine 777-8 ULR auf Eis legen. In Anbetracht der Gerüchte um eine Ultra Long Range Variante des A350-1000 von Airbus ist das ein weiterer herber Rückschlag für den amerikanischen Flugzeugbauer. Damit könnte Airbus das prestigeträchtige Rennen um das „Project Sunrise“ von Qantas gewinnen und Boeing weiter in die Krise stürzen.