Nicht immer lohnt es sich für Airlines jede Strecke ihres Netzwerks oder jeden einzelnen Flug ihres Flugplans auch selbst durchzuführen. Die Gründe können unterschiedlich sein: Manchmal fehlt der Fluglinie das passende Fluggerät, um eine profitable Route durchzuführen oder sie leidet unter Kapazitätsengpässen. Abhilfe kann in diesen Fälle das sogenannte Wet Leasing schaffen, dessen Prinzip und Formen wir in diesem Artikel näher erläutern möchten.
Was ist Wet Leasing? – Definition
Im Luftverkehr unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Leasingarten: dem Finanzierungsleasing und dem Operating Leasing. Im Finanzierungsleasing nimmt die Fluggesellschaft im Grunde genommen alle Eigentümerrechte war und das Flugzeug erscheint auch in der Bilanz des Leasingnehmers (Mieter), sprich der Airline. Solche Art von Leasingverträgen haben Laufzeiten von bis zu zwölf Jahren. Das Operating Leasing erfüllt meist kurzfristigere Zwecke. Der Leasinggeber (Vermieter) trägt auch das wirtschaftliche Risiko.
Dieses Operating Leasing wird in die Formen Dry Leasing und Wet Leasing unterteilt. Unter Dry-Leasing versteht man die alleinige Miete des Flugzeuges. Die Maschine wird unter dem Luftverkehrsbetreiberzeugnis, im Englischen Air Operator Certificate (AOC), des Leasingnehmers betrieben. Unter Wet Leasing, oder kurz Wet Lease, versteht man die Miete eines Flugzeuges, in der Regel samt Crew, Wartung und Versicherung (Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance; kurz ACMI). Das Flugzeug wird unter dem Luftverkehrsbetreiberzeugnis des Leasinggebers betrieben.
Der Vorteil für die mietende Fluggesellschaft liegt darin, dass man durch die Anmietung relativ kurzfristig/saisonal auf wechselnde Kapazitätsanforderungen reagieren kann und sich etwa Crew-Trainingskosten für ein neues Flugzeugmuster sparen kann, wenn man dieses gleich inklusive einer bereits geschulten Crew anmietet. Die vermietende Fluggesellschaft kann dadurch wiederum finanziell profitieren, wenn deren Flugzeuge sonst nicht gebraucht oder profitabel eingesetzt werden könnten. Da derartige Mieten meist über Monate oder Jahre andauern, erhalten die gemieteten Flugzeuge manchmal auch die Lackierung der mietenden Fluggesellschaft.

Wet Leasing Formen in der Praxis
In der Praxis können die Leasinggeber und Leasingnehmer in unterschiedlichen Verbindungen stehen. So greifen Konzern-Airlines gerne mal auf Tochter- oder Schwestergesellschaften zurück. Es gibt aber auch echte Wet Lease-Spezialisten.
Wet Leasing innerhalb eines Konzerns
Prominente Beispiele für eine Wet Leasing Vereinbarung innerhalb eines Konzerns fand man lange bei Eurowings-Langstrecken, die von den Schwestergesellschaften Brussels Airlines und SunExpress Deutschland durchgeführt wurden. Ein aktuelles Beispiel bietet die Ryanair Group. Hier nahm man der Tochtergesellschaft LAUDA die Eigenständigkeit und seit Sommer 2020 agiert LAUDA fast ausschließlich als Wet Lease-Anbieter für die Dachmarke Ryanair.
Wet Leasing zwischen zwei unabhängigen Fluggesellschaften
Wet Leasing kann auch zwischen zwei unabhängigen Airlines vorkommen. Beispielsweise bietet die schweizerische Helvetic Airways eigene Linienflüge von der Schweiz nach Palma de Mallorca an. Gleichzeitig ist Helvetic Airways seit Jahren im Auftrag für SWISS im Wet Lease unterwegs, wie ihr an der obigen Abbildung der Strecke Stuttgart – Zürich sehen könnt.
Spezialisierte ACMI-Anbieter
Es existieren Fluggesellschaften, die keine eigenen Flüge unter ihrem Namen anbieten, sondern ausschließlich ihre Flugzeuge samt Crew vorübergehend vermieten. Solche reinen ACMI-Anbieter sind oder waren zum Beispiel Air Atlanta Icelandic, die irische CityJet und Phuket Airlines.
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