Der Airbus A220 ist das kleinste Passagierflugzeug, das Airbus momentan herstellt. Seit rund fünf Jahren ist es auf dem Markt und zeichnet sich durch einen sparsamen Verbrauch und geringen Fluglärm aus. Air France ist erst die dritte Airline in Europa, die diesen Flugzeugtyp auf Linienflügen einsetzt. Am 31. Oktober 2021 absolvierte der kürzlich ausgelieferte Airbus A220-300 der Air France seinen Erstflug auf der Route zwischen Paris Charles de Gaulle und Berlin. Ich hatte die Möglichkeit, an Bord des Rückfluges von Berlin nach Paris, und somit Teil des ersten Umlaufs im Linienbetrieb zu sein. Gleichzeitig war das auch mein erster Flug mit Air France.
Über den Airbus A220-300
Der Airbus A220 ist das kleinste Passagierflugzeug im Airbus Produktportfolio und ist im Vergleich mit anderen Flugzeugtypen des Herstellers doch eher unbekannt. Der A220 ist erst seit wenigen Jahren auf dem Markt, bisher wurden erst rund 180 Maschinen dieses Typs ausgeliefert. Dieser Umstand könnte sich in den kommenden Jahren ändern, denn insbesondere der A220-300 schickt sich an die kleineren Modelle der A320 Familie langfristig zu ersetzen. Dabei wurde dieses Flugzeug ursprünglich gar nicht von Airbus entwickelt, sondern – mit mehreren Anläufen – als Bombardier CSeries vom kanadischen Flugzeughersteller Bombardier. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten suchte Bombardier dann einen größeren Flugzeughersteller mit mehr Strahlkraft als Investor. Airbus schlug zu und erwarb im Oktober 2017 50,01% der zum Projekt gehörenden Holding-Gesellschaft. In Folge dieser Übernahme wurden die Flugzeuge der CSeries im Jahr 2018 in A220-100 und A220-300 umbenannt. Im Februar 2020 zog sich Bombardier dann komplett aus dem Projekt zurück, seither halten Airbus 75% und Investissement Québec 25% der Anteile.
Der Airbus A220-300 ist die um dreieinhalb Meter verlängerte Variante der Basisversion A220-100. Der A220-300 kann den Herstellerangaben zu Folge 120 bis 150 Passagiere in einer typischen Zwei-Klassen-Bestuhlung über eine Distanz von knapp 6.300 Kilometer transportieren. Mit dieser Reichweite kann das Flugzeug beispielsweise auch Routen zwischen der nordamerikanischen Ostküste und Großbritannien durchführen. Das Verhältnis aus Kapazität und Reichweite macht den A220-300 für die meisten Fluglinien wesentlich attraktiver als die Basisversion. Zudem bewegt sich der A220-300 ungefähr im gleichen Kapazitätssegment wie der Airbus A319/A319neo und die Boeing 737-700/737 MAX 7, ist dabei in der Regel aber effizienter.
Der erste A220-100 wurde im Juli 2016 vom Erstkunden Swiss in Dienst gestellt. Wenige Monate später erhielt AirBaltic den ersten A220-300 und betreibt inzwischen eine reine A220-300 Flotte. Mit Stand September 2021 wurden rund 650 Flugzeuge der A220-Familie bestellt und fast 180 Maschinen an 25 Kunden ausgeliefert. In diesem Jahr lieferte Airbus bisher 34 A220 aus, darunter auch den ersten an Air France. Bisher gehören nur drei europäische Airlines – SWISS, AirBaltic und nun auch Air France – zu den A220-Betreibern. Andere bekannte A220-Betreiber sind Air Canada (24 Maschinen), Delta Air Lines (50), EgyptAir (12) und Korean Air (12).
SWISS setzt den A220 grundsätzlich auf Kurzstrecken innerhalb Europas oder nach Nordafrika ein. Ähnlich wird es auch Air France tun. Die ersten A220-Ziele sind neben Berlin Städte in Spanien (z.B. Barcelona und Madrid), Italien (z.B. Bologna, Rom, Mailand), Portugal (Lissabon) und Dänemark (Kopenhagen). Früher oder später wird der A220-300 für Air France vermutlich auch nach Nordafrika fliegen.

Air Canada nutzt den A220-300 aber auch auf ihren transkontinentalen Routen von Montreal an die Westküste der USA und Kanada sowie nach Mexiko. Die Flugdistanz liegt bei diesen Verbindungen bei knapp 2.500 Meilen und die Flugzeit zwischen 5 und 5:30 Stunden.
Der Airbus A220-300 bei Air France
Air France selbst bezeichnet den Airbus A220 als „neues Juwel der Kurz- und Mittelstreckenflotte“ und wird mit diesem die A318 und A319 in der Flotte ersetzen. Im Vergleich zu diesen Flugzeugtypen stößt der A220-300 laut Air France 20 Prozent weniger CO2 aus, verbraucht rund 20 Prozent weniger Treibstoff und verursacht bis zu 34 Prozent weniger Lärm. Im Laufe des kommenden Jahres wird die A220 Teilflotte auf 21 Flugzeuge wachsen. In den nächsten fünf Jahren werden dann in Summe 60 Airbus A220-300 an Air France ausgeliefert. Bei Air France ist der Airbus A220-300 mit 148 Sitzen ausgestattet, wovon jeder über einen USB A-, einen USB C-Anschluss und über eine Halterung für ein Endgerät verfügt. Zudem wird „Air France Connect“, also WLAN, an Bord angeboten. Die Sitze sind in einer 3-2 Konfiguration angeordnet und bieten eine Breite von 48cm, einen Neigungswinkel von 118 Grad und eine verstellbare Kopfstütze.
Der Erstflug des A220-300 der Air France von Berlin nach Paris
Bis zum 31.10.2021 wurde tatsächlich nur eine einzige Maschine an Air France ausgeliefert. Diese hat das Kennzeichen F-HZUA und trägt den Namen der französischen Gemeinde “Le Bourget”, die über den Flughafen Aéroport de Paris-Le Bourget verfügt.
Berlin wurde deshalb als erste Destination des A220-300 ausgewählt, weil dies die wichtigste Station von Air France in Deutschland ist und Air France stets selbst – abgesehen während der Coronakrise – die Flüge in die deutsche Hauptstadt durchführt. Der allererste Flug eines A220 von Air France im Linienbetrieb war also der Hinflug von Paris nach Berlin. Um genau zu sein, saß ich an Bord des zweiten Fluges bzw. des Erstflugs ab Deutschland. Hier die Flugdaten des ersten Umlaufs.
- Paris CDG – Berlin: AF1734, Abflug: 09:55 Uhr, Ankunft: 11:40 Uhr
- Berlin – Paris CDG: AF1735, Abflug: 12:30 Uhr, Ankunft: 14:15 Uhr
Danach wurde folgende Route durchgeführt:
- Paris CDG – Venedig: AF1226, Abflug: 15:40 Uhr, Ankunft: 17:15 Uhr
- Venedig – Paris CDG: AF1227, Abflug: 18:05 Uhr, Ankunft: 20:00 Uhr
Check-In und Boarding
Der Check-In erfolgte an der Insel 9, die etwas abseits von den restlichen Check-In-Bereichen liegt. Die Abfertigung übernimmt der Dienstleister WISAG. Zuerst wurde mein Impfstatus überprüft und dann das Handgepäckstück gewogen. Bereits 2,5 Stunden vor Abflug war der Check-In gut besetzt und die Wartezeiten hielten sich in Grenzen. Zur Sicherheitskontrolle waren es dann nur wenige Meter.
Am Gate A6 konnte ich verfolgen, wie der Air France A220 landete und Richtung Gate rollte. Ich konnte die Gelegenheit nutzen und ein paar Aufnahmen vom Flieger machen. Die ankommenden Passagiere wurden mit einem Plakat begrüßt. Das Boarding wurde gruppenweise durchgeführt und jeder Passagier erhielt eine kleine Tasche mit Werbegeschenken und einer Urkunde.
Der Start erfolgte um 12:52 Uhr bei klarem Himmel und Sonnenschein. Eine Stunde und 25 Minuten später erreichten wir das bewölkte Paris mit einem fast ausgebuchten A220.
Kabine und Sitz
Neben dem geringen Verbrauch soll sich auch die Kabine von anderen Narrowbodies abheben. Zuerst springt natürlich die 2 – 3 Konfiguration ins Auge. Außerdem bietet dieser Flugzeugtyp einen breiteren Gang als ähnliche Flugzeugmodelle. Beim Boarding fiel das gar nicht so auf, als später dann aber der Bordservice durchgeführt wurde, ließ sich dies besser erkennen. Die Flugbegleiterinnen konnten den Getränkewagen im Gang passieren, was normalerweise nicht möglich ist.
Ein großer Vorteil für die Passagiere sind die größeren Gepäckfächer, in welche die typischen Handgepäckkoffer senkrecht hinein gelegt werden können. Somit kann theoretisch jeder Passagier ein Handgepäckstück in den Gepäckfächern verstauen. Für die Zweierreihe sind diese sehr einfach zu erreichen und man muss nicht befürchten, die Person am Gangplatz zu beeinträchtigen. Vorab hatte ich mir einen Fensterplatz in einer Zweierreihe (22A) für 11,52 Euro reserviert. Dass der A220-300 über größere Fenster verfügt, kann ich ebenfalls bestätigen. So hatte ich einen sehr guten Blick auf die Tragfläche und auf die Umgebung.
Die Sitzfläche der A220 Sitze ist 48cm breit, sodass der A220-300 von Air France über einen der breitesten Sitze in einem Narrowbody verfügt. Mir wäre es wohl nicht aufgefallen, aber zum Herren auf dem Nebensitz hatte ich zumindest genug Abstand. Der Sitz selbst ist in dunklem Blau mit grauen Akzenten gehalten. Die Kopfstütze ist höhenverstellbar und man kann die äußeren Ränder anpassen. Jeder Sitz verfügt über einen ausklappbaren Tisch, einen Getränkehalter, sowie einen Halter für Jacken oder Taschen. Außerdem hat man einen USB A- und einen USB C-Anschluss, und kann sein mobiles Endgerät in einer speziellen Halterung unterbringen. In einem kleinen Staufach lassen sich Dokumente oder ein dünnes Buch unterbringen. Die Tasche auf Kniehöhe bietet Platz für einen Laptop.
Service/Essen
Nach dem Boarding wurde ich von allen Flugbegleitern freundlich begrüßt. Die gesamte Crew schien bester Laune zu sein. Kurz nach dem Erreichen der Reisehöhe begann dann auch der Bordservice. Zur Auswahl standen ein Käse-Sandwich oder ein Schinkenbrötchen. Dazu gab es verschiedene Softdrinks, Säfte und Kaffee. Für einen Flug unter 1,5 Stunden nicht mehr selbstverständlich.
WiFi
Auf dem Flug wurde Air France Connect, so heißt das Internetangebot an Bord, zur Verfügung gestellt. Wenige Minuten nach dem Start war ich in der Lage, mich mit meinen Geräten einzuloggen und Nachrichten zu schreiben. Zur Auswahl stehen folgende Pakete:
- Message: kostenfreies Versenden von Nachrichten über Messenger-Dienste
- Surf: für 5,00 Euro oder 2.000 Flying Blue Meilen
- Stream: für 15 Euro oder 5.000 Flying Blue Meilen
Air France A220 Erstflug von Berlin nach Paris
Alles in allem hat Air France mit ihrem neuen Airbus A220 einen guten Job auf dem Erstflug gemacht und einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Die Ausstattung der Sitze ist den Bedürfnissen von modernen Reisenden angepasst. Gut gefällt mir auch die Kombination aus 2er- und 3er-Reihen. Für Passagiere, die zu zweit reisen, ein echter Gewinn. Air France kann guten Gewissens die Europastrecken mit dem A220 durchführen. Die Ausstattung des A220 kann in den kommenden Jahren ein Vorteil für Air France sein, sofern man zwischen ihr und einem Mitbewerber auf der gleichen Strecke auswählen kann. Einzig beim Lärm konnte ich keinen allzu großen Unterschied zu anderen Kurzstreckenfliegern feststellen, auch wenn die Triebwerke beim Start etwas weniger dröhnen.
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