Trotz aller Rettungsbemühungen mit Restrukturierung und Milliardenzusagen der italienischen Regierung in Rom, ist es immer noch möglich, dass die Alitalia aus dem Markt ausscheidet. Den Italienern läuft langsam die Zeit davon und der Start der Italia Trasporto Aereo rückt in die Ferne. Denn weiterhin gibt es keine Einigung zwischen Italien und der EU-Kommission.
Verhandlungen zwischen Italien und der EU stocken
Denn seit Wochen laufen schon die Verhandlungen zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission, ohne dass eine Einigung erzielt wird. Einer der Hauptstreitpunkte ist weiterhin der Markenname „Alitalia“. Die EU-Kommission pocht auf die klare Trennung der alten und der neuen Fluggesellschaft. Eine Weiterverwendung des Markennamens würde fälschlicherweise für eine wirtschaftliche Kontinuität stehen. Die italienische Regierung entgegnet der Forderung der EU mit Emotionen und Zahlen. So betont sie die enge Verbundenheit der Italiener mit „ihrer“ Alitalia. Italiens neuer Ministerpräsident Draghi gab zu Protokoll:
“Glaubt mir, die Vorstellung, dass sie bald nicht mehr Alitalia heißen wird, schmerzt auch mich sehr. Gerade für einen in meinem Alter, der viel mit der Alitalia geflogen ist, ist sie wie ein Teil der Familie. Okay, Familie, die ziemlich teuer war, aber Familie”,
Außerdem rechneten die Italiener der EU vor, dass der Neustart ohne die etablierte Marke finanzielle Nachteile mit sich bringen würde. Da die neue Airline unbekannt wäre, entginge der Italia Trasporto Aereo – abgekürzt ITA – in den ersten zwei Jahren Einnahmen von bis zu 300 Millionen Euro und zusätzlich würden niedrige dreistellige Marketingkosten anfallen. Der Markenwert wird momentan auf circa 145 Millionen Euro geschätzt.
Gewerkschaften befürchten „Bonsai-Airline“
Weitere Knackpunkte sind die Flottengröße, die Zahl der Mitarbeiter, das Bieterverfahren um die Wartungssparte und das Vielfliegerprogramm sowie Slots in Mailand-Linate. Bei diesen Streitpunkten gehen die Gewerkschaften auf die Barrikaden. Laut unserem Kenntnisstand von Mitte März, sollte der Neustart mit 45 Flugzeugen und 2.800 Angestellten durchgeführt werden. Würde die ITA zudem das Bieterverfahren um die Wartungssparte und das Vielfliegerprogramm gewinnen, könnte die Belegschaft auf insgesamt 4.800 Stellen wachsen. Die Gewerkschaften sind der Meinung, dass die neue Airline durch die Halbierung der Flotte und der Belegschaft zu klein sei und ohne die wertvollen Slots am Linate am Markt nicht bestehen kann. In diesem Rahmen fiel der Begriff “Bonsai-Airline” seitens der Arbeitnehmervertreter. Zur Einordnung: Bisher verfügte die „alte“ Alitalia über 110 Maschinen und zählte über 10.000 Mitarbeiter.
Die Zeit drängt, Mitarbeiter demonstrieren
Bei allen Argumenten, die die Italiener vortragen, bleibt dennoch die Gefahr, dass der Alitalia das Geld ausgeht, wenn der Neustart nicht während der wichtigen Sommersaison gelingt. Vertreter der vier Transportgewerkschaften informierten die Abgeordnetenkammer, dass AZ-Mitarbeiter nur einen Teil des Märzlohns oder diesen verspätet erhalten hätten. Das veranlasste die betroffenen Angestellten vor dem Industrieministerium zu demonstrieren. Neue Staatshilfen könnten den finanziellen Engpass beheben, müssten aber wieder von der EU-Kommission genehmigt werden. Man dreht sich im Kreis…
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Quellen: aero.de, tagesschau.de, aeroTELEGRAPH