LOT Polish Airlines ist Star Alliance Mitglied und nutzt gleichzeitig Miles & More als Vielfliegerprogramm. Im Gegenzug zu den Airlines der Lufthansa Group kann man bei LOT generell mit deutlich niedrigeren Zuzahlungen rechnen, weshalb wir sie gerne als Alternative auf der Langstrecke nennen. Doch kann die LOT Business Class mit der Konkurrenz mithalten?
LOT Business Class Boeing 787-8 – Die wichtigsten Daten
- Airline: LOT Polish Airlines
- Flugzeugtyp: Boeing 787-8 Dreamliner
- Kennzeichen: SP-LRB
- Flugnummer: LO45
- Flugzeit: 08:20 Stunden
- Tag/Nacht: Tagflug
- Reiseklasse: Business Class
- Kabinen-Konfiguration: 2 – 2 – 2
- Kabinen-Größe: 18 Sitze in 3 Reihen
- Sitzmodell: Safran (ehem. Zodiac) Aura Lite
- Pitch/Sitzabstand: 78 Zoll / 198,12 cm ; Bettlänge: bis zu 200 cm
- Sitzbreite: 23 Zoll / 54 cm
- Recline: 180 Grad
LOT bietet in ihrer Langstreckenflotte, die nur aus Boeing 787-8 und Boeing 787-9 besteht, ein einheitliches Business Class Produkt an. In der Boeing 787-8 sind 18 Sitze und in der Boeing 787-9 24 Sitze verbaut. Ab 2026 wird LOT die Kabine ihrer Boeing 787-8 modernisieren. Dann werden die Boeing 787-8 mit einem Business Class Sitz von Recaro ausgestattet, dem CL6720. Bis dahin haben alle Dreamliner den Aura Lite von Safran Seats in der Kabine. Die Boeing 787-8 mit dem Kennzeichen SP-LRB wurde am 20. Dezember 2012 ausgeliefert.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Buchung
Eigentlich wollte ich über SAS EuroBonus die Business Class im Airbus A321 buchen, doch bis ich meine Membership Rewards Punkte zu SAS EuroBonus übertragen hatte, waren die Verfügbarkeiten weg und zeitlich war ich relativ unflexibel. So fiel meine Wahl auf LOT Polish Airlines und ich buchte das Routing Frankfurt – Warschau – Toronto in der Business Class für 78.000 Punkte und 183,66 Euro Zuzahlungen (davon 50 Euro Service Fee). Das ist wahrlich nicht der günstigste Weg, um einen Prämienflug nach Nordamerika zu buchen. Bei Miles & More hätte ich 56.000 Meilen für das gleiche Routing bezahlt.
LOT Business Class Embraer E190 – Zubringerflug ab Frankfurt
Der Zubringerflug nach Warschau wurde mit einer Embraer E190 durchgeführt. Dieser Flugzeugtyp ist mit einer 2-2 Konfiguration bestuhlt. LOT bietet in der Embraer E190 eine typische innereuropäische Business Class an. Der Nachbarsitz bleibt frei und somit hat jeder Business Class Passagier eine Zweierreihe für sich. Die Sitze schienen etwas älter zu sein, waren aber bequem. Der ausklappbare Tisch und der Sitzabstand waren recht groß für solch eine enge Kabine.
Kurz nachdem die Anschnallzeichen erloschen, wurde ein feuchtes Tuch ausgeteilt und der Service begann unmittelbar danach. Es wurde eine kalte Platte mit Käse, Hähnchen und Rind, zusammen mit einem Himbeer-Joghurt mit Chia-Samen gereicht. Dazu gab es verschiedene Sorten an Brötchen oder ein Croissant zur Auswahl. Bei den Getränken waren auch Bier und Wein im Angebot, ich begnügte mich jedoch mit einem Wasser und einem Kaffee.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Boarding
Ursprünglich sollte unser Flug an den Gates 13N und 14N boarden, doch eine Stunde vor Abflug änderte sich der Flugsteig zu 2N. Da sich dieses Gate, genau wie die LOT Business Lounge Mazurek, im Erdgeschoss des Terminals befindet, schwante mir schon, was da auf uns zukommen sollte.
Und tatsächlich handelt es sich bei 2N um ein Busgate. Ich traf etwa zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn des Boardings ein und hörte gerade noch den Aufruf für die Business Class Passagiere. Also stellte ich mich gleich in die richtige Schlange. Jedoch wurde mir das Boarding erst einmal verwehrt und die zuständige Mitarbeiterin gab meine Bordkarte und meinen Reisepass an ihren Kollegen am PC weiter. Da ich den Online-Check-In genutzt hatte und bis hierhin niemand überprüft hatte, ob ich das nötige ETA für die Einreise nach Kanada besitze, gehe ich davon aus, dass dies der Grund dafür war, dass mir der Scanner das Boarding erstmal verweigerte. Kurz darauf ging es dann in den Bus und der startete Richtung Außenpositionen. Dort angekommen, mussten wir noch ein paar Minuten im Bus warten, bis der Einstieg über die Treppe begann. Da unser Flugzeug an einer Außenposition stand, die mehrere Fahrminuten vom Terminal entfernt war, und mehrere Busse zum Transport der Passagiere benötigt wurden, zog sich das Boarding etwas in die Länge.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Kabine
Wie auf dem oberen Bild zu erkennen ist, verlief der Einstieg über die zweite und die hintere Tür. Business Class Passagiere biegen hier also links ab und betreten die Business Class Kabine von hinten. Mit 18 Sitzen, verteilt auf drei Reihen, ist die Business Class für eine Langstreckenmaschine recht klein. Hinter der Business Class Kabine folgt eine Galley und danach die Premium Class Kabine.
Das kräftige Blau der Sitze und der Vorhänge passt einerseits zum Grau des Teppich und der Kabine, bringt aber auch den nötigen „Pepp“ mit. Gut gefallen hat mir der silberne Schriftzug “Business Class” sowie das Logo der Airline im vorderen und hinteren Teil der Kabine.
Bei der Sitzplatzauswahl hatte ich mich für Platz 3F, den rechten Fensterplatz in der letzten Reihe, entschieden, in der Hoffnung, dass mein Nebensitz frei bliebe. Letztlich waren nur sechs Passagiere in der Business Class gebucht, obwohl LOT am Gate noch versucht hatte, kurzfristige Upgrades zu verkaufen. Wie ich von der Crew erfuhr, kann man sogar noch an Bord ein Upgrade in eine höhere Reiseklasse erwerben.
Letztlich blieb es bei sechs Passagieren, die sich über die Kabine verteilten, und so entstand eine entspannte “Club”-Atmosphäre in der kleinen Kabine.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Sitz/Bett
An meinem Sitz angekommen, erwarteten mich bereits ein Kissen, eine Decke, ein Matratzentopper, Schlappen, eine Flasche Wasser, ein verpacktes Erfrischungstuch und das Amenity Kit. Bei den Business Class Sitzen in ihren Boeing 787-8 und Boeing 787-9 hat LOT Polish auf das bekannte Modell Aura Lite des Herstellers Zodiac Aerospace (mittlerweile Teil von Safran Seats) zurückgegriffen.
Dieses Modell habe ich bereits mehrfach reviewed und bin der Meinung, dass der Sitz Vor-, aber auch deutliche Nachteile hat. Durch die breiten Ottomanen profitieren die Passagiere von einer großen Beinfreiheit. So lassen sich die Beine und Füße jederzeit frei bewegen, ohne irgendwo anzustoßen. Allerdings kann man, wenn man angeschnallt ist, kaum den Bildschirm oder das Staufach unter bzw. neben dem Ottomanen erreichen. Das erwähnte Staufach unter dem Ottomanen bietet Platz für Schuhe, Taschen sowie kleine Rucksäcke. Zwischen den Bildschirmen sind kleine Fächer, in denen anfangs die Kopfhörer verstaut sind, und Kleiderhaken angebracht. Die Kleiderhaken sind recht nutzlos, sobald man den Bildschirm nutzen möchte. Außerdem wäre es besser, wenn die kleinen Fächer verschließbar wären. Diese Art der Gestaltung scheint aber der Standard beim Aura Lite zu sein.
Zwischen den beiden Ottomanen findet man die Sicherheitskarten und das Bordmagazin. Aber auch ein Laptop kann hier Platz finden. Direkt neben der Sitzfläche sind der Controller, eine Steckdose sowie ein USB-Anschluss angebracht. Dort kann man auch mit einem Knopf eine kleine Trennwand zum Nachbarsitz hochfahren. Über der Armlehne auf Kopfhöhe befinden sich die Leselampen. Solltet ihr während des Fluges ein Smartphone aufladen, solltet ihr vorsichtig sein. Bei diesen Sitzen ist das Risiko sehr hoch, dass das Smartphone in den Spalt zwischen Konsole und Sitz rutscht. LOT Polish Airlines hat hier jedoch ein kleines Netz anbringen lassen, um eben dies zu verhindern. Sehr praktisch. Die Mittelkonsole ist in blau und grau gehalten und dort befindet sich auch das Bedienelemente des Sitzes.
Der Sitz reagiert recht schnell auf den Tastendruck, um den Sitz aber komplett flach zu machen, muss man den Kopf schon eine Weile gedrückt haben. Vermisst habe ich die Möglichkeit, den Sitz automatisch in eine Loungeposition zu bringen. Der ausziehbare Tisch ist ebenfalls in der Mittelkonsole verstaut. Ist der Tisch ausgefahren, kann man ihn durch Knopfdruck verstellen und verschieben. Die Größe ist für einen Laptop auf jeden Fall ausreichend und man kann den Tisch nach vorne klappen und so auch wertvollen Platz schaffen.
Wie erwähnt, wurde das Flugzeug im Dezember 2012 ausgeliefert und verfügt – laut den gängigen Flottenportalen – seitdem über dieses Kabineninterieur. Dementsprechend lassen sich an den Sitzen und den Armaturen Gebrauchsspuren erkennen. Ab 2026 soll es ja eine neue Kabine geben.
Fährt man den Sitz komplett aus, erhält man ein fast flaches Bett. Durch den Ottomanen hat man sehr viel Platz für Beine und Füße und kann so etwas Länge gewinnen. Im oberen Bereich des Sitzes ist in der Liegeposition relativ wenig Platz für den Oberkörper. Leider kann man die rechte äußere Armlehne nicht einfahren, dies würde mehr Platz für den Oberkörper bedeuten. Die Polsterung war bequem, der Matratzentopper ist recht dünn und bietet eher wenig Polsterung. Dadurch, dass die Kabine nur zu einem Drittel belegt war und sich die Passagiere sehr gut verteilten, fiel die fehlende Privatsphäre, die diese Sitz bietet, nicht ins Gewicht.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Entertainment
Das Inflight Entertainment System und die dazugehörigen Bildschirme sind, wie der Sitz, sicherlich nicht mehr aktuell. Neben Filmen, Serien, Musik, Podcasts und Spielen gibt es auch Fluginformationen. Zugriff auf eine Außenbordkamera hat man nicht. Der Klang der Kopfhörer war erstaunlich gut.
Insgesamt bietet das Inflight Entertainment von LOT rund 140 Filme und Serien, darunter auch neuere Titel, und manche Filme sind auch in deutscher Sprache verfügbar. Bei den eMagazinen waren es letztlich nur drei Inhalte von LOT selbst.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Bad
Für die Business Class stehen in der Boeing 787-8 der LOT zwei Waschräume zur Verfügung. Wie im Dreamliner so üblich, waren die Waschräume sehr eng, aber sauber. Neben herkömmlicher Seife fand ich dort auch Desinfektionsgel für die Hände, Handcreme und Erfrischungsspray vor. Weitere Amenitys, wie z.B. Rasierzeug, habe ich nicht gefunden.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Amenity Kit
Die Schlappen waren in einer Stoffverpackung und mit dem Hinweis versehen, dass man diese gerne mitnehmen kann. Die Slipper waren bemerkenswert weich und bequem. Das Amenity Kit, das aus Jutestoff besteht, beinhaltete Socken, eine (enge) Schlafmaske, Zahnbürste, Zahncreme, Ohrstöpsel, Feuchtigkeitscreme und Lippenbalsam.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Essen/Service
Während des Boardings wurden verschiedene Getränke angeboten. Zur Auswahl standen Säfte, Wasser und Champagner. Außerdem wurde ein kleiner Gruß aus der Küche serviert. Wie erwähnt, dauerte das Boarding recht lange und so konnte die Crew in aller Ruhe schon die Essenswünsche für das Abendessen aufnehmen.
Kurz nach dem Erreichen der Flughöhe wurden ein heißes Tuch sowie Nüsse ausgeteilt und die Bestellung für die erste Getränkerunde entgegengenommen. Wenig später wurde das Abendessen serviert. Als Vorspeise standen zwei Gerichte zur Auswahl, Hauptspeisen gab es drei und die zahlreichen Desserts wurden von einem Wagen serviert. Als Vorspeise nahm ich den Lachs mit Fenchel und Sellerie. Als Hauptspeise wählte ich die typisch polnischen Pierogi mit Rinderragout und Hirtenkäse und zum Dessert genehmigte ich mir den Schokoladenkuchen und die Erdbeertarte.
Knapp zwei Stunden vor der Landung wurde eine Zwischenmahlzeit auf einem Tablett serviert, die aus Ravioli, einem Salat, Obst und einem kleinen Shrimp-Cocktail bestand. Der Geschmack der Gerichte war hervorragend. Wie ich den Desserts entnehmen konnte, nutzt LOT offenbar DO & CO als Caterer, m. E. eine gute Wahl.
Der Service war schnell und effektiv und die Flugbegleiter sehr freundlich. Ich habe mich an Bord sehr willkommen gefühlt. Mein Eindruck: Dies hätte sich mit mehr Passagieren in der Kabine nicht geändert. Die Crew hatte Spaß an ihrem Job. Abschließend das Menü auf meinem Flug.
LOT Business Class Boeing 787-8 – WiFi
An Bord der Boeing 787-8 wurde kein WiFi angeboten. Nach meinen Recherchen bietet LOT Polish Airlines grundsätzlich kein WiFi an Bord ihrer Flugzeuge an.
LOT Business Class Boeing 787-8 – Fazit
Bei der endgültigen Bewertung schwanke ich zwischen 3,5 und 4 Sternen. Die Hardware würde ich als veraltet und unterdurchschnittlich beschreiben, auch, weil ich ein Fan von direktem Gangzugang und großen Bildschirmen bin. Dafür tat die Crew ihr Bestes, um diesen Minuspunkt zu kompensieren. Der aufmerksame Service und die Details, wie die Auflage für die Matratze, die Slipper oder die Dekoration in den Waschräumen, zeigen, dass sich LOT Polish Airlines Gedanken über das Wohlbefinden der Passagiere macht. Das möchte ich honorieren. Zudem habe ich auf jeden Fall von der leeren Kabine profitiert, weshalb ich diesen einzelnen Flug mit vier Sternen bewerte, wohlwissend, dass mit mehr Passagieren oder einer anderen Crew die Bewertung etwas niedriger ausfallen könnte.