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20. März 2025 Markus 4 Sonstiges

Das Interlining – Zwei oder mehr Airlines in einem Ticket

Wer sich etwas eingehender mit dem Luftverkehr oder dem Fliegen beschäftigt, der kommt an manchen Begriffen und Abkürzungen nicht vorbei. In einer kleinen Serie möchten wir euch ein paar davon näherbringen. In diesem Teil betrachten wir einen sehr nützlichen Kompromiss zwischen verschiedenen Airlines, von dem die Reisenden profitieren: dem Interlining.

Was ist Interlining?

Interlining bedeutet im ersten Schritt die gegenseitige Anerkennung von Tickets sowie deren Verkaufs- und Beförderungsbedingungen zwischen Fluggesellschaften und im zweiten Schritt auch die Anerkennung der Abrechnungsmodalitäten dieser Tickets. Im Klartext: Dieses System ermöglicht es Reisenden, Flugstrecken mehrerer Airlines in einem Ticket, unter einem Preis zu buchen.

Bilaterales Interlining

Im unteren Beispiel sehen wir zwei Strecken unterschiedlicher Airlines in einem Reiseplan. Außerdem sehen wir (Gelb markiert), dass der Preisberechnung nur ein Tarif (VOFST) zu Grunde liegt. Die beiden Fluglinien, Thai Airways und Bangkok Airways, haben sich bilateral, per Bilateral Interline Agreement, auf diesen Tarif abgestimmt. Die Reisenden selbst merken davon nichts. Sie fliegen einfach von Frankfurt über Bangkok nach Koh Samui und das Gepäck wird bis zum Endziel durchgecheckt. Außerdem wurde ein Beförderungsvertrag für die Strecke Frankfurt – Koh Samui abgeschlossen. Sollte beispielsweise euer Flug aus Frankfurt verspätet in Bangkok landen, so sind die Airlines in der Pflicht, für Ersatz zu sorgen, sofern ihr den Anschlussflug nach Koh Samui verpasst. Anders würde es sich verhalten, wenn ihr die Strecken Frankfurt – Bangkok und Bangkok – Koh Samui in zwei getrennten Tickets gebucht habt. Dann besteht für die jeweilige Fluggesellschaft nur eine Beförderungspflicht für die Route im jeweiligen Ticket.

Interlining Beispiel Thai Airways Bangkok Airways
Beispiel für ein bilaterales Interlining zwischen Thai Airways und Bangkok Airways © matrix.itasoftware

Multilaterales Interlining

Neben dem bilateralen Interlining gibt es das von der IATA organisierte multilaterale Interlining. Hier schließen mehrere Fluggesellschaften eine Vereinbarung, die auf Branchenstandards basiert, die von der IATA definiert werden. Ursprünglich organisierte die IATA das Interlining-System und dessen Preise auf speziellen Konferenzen, die aber der Vergangenheit angehören. Wettbewerbshüter haben diese Konferenzen aufgrund der Preisabsprachen untersagt. Als Konsequenz bot die IATA lange Zeit mit speziellen (Full-Flex-)Tarifen weiterhin eine Möglichkeit, um verschiedene Airlines per Multilateral Interline Traffic Agreement (MITA) in ein Ticket zu buchen. Diese Tarife basierten jedoch auf Durchschnittspreisen und enthielten einen Interlining-Zuschlag, was diese Tarife preislich unattraktiv machte.

Mulitliterales Interlining Beispiel Lufthansa Qantas
Beispiel für ein multilaterales Interlining © matrix.itasoftware

Im obigen Beispiel wird die erste Teilstrecke von Lufthansa und die zweite von Qantas durchgeführt. Obwohl nur zwei Airlines im Ticket sind, handelt es sich um multilaterales Interlining, da die IATA als dritte Partei involviert ist, weil die Abrechnung und Ticketanerkennung sehr wahrscheinlich über ein IATA-Standardabkommen läuft, denn grundsätzlich haben Lufthansa (Mitglied der Star Alliance) und Qantas (oneworld-Mitglied) wenig Interesse daran, in einem Ticket ausgestellt zu werden. Das macht sich auch beim Preis bemerkbar, der drei bzw. viermal so hoch ist, wie ein Lufthansa- oder Qantas-Ticket mit entsprechenden Allianzpartnern für eine Teilstrecke.

Abrechnung von Interlining zwischen den Airlines

Die Reisenden erhalten also ein Ticket, in dem Strecken mehrerer Airlines unter einem Preis zusammengefasst sind. Das ist für die Kunden bequem, doch für die Airlines stellt es einen Aufwand dar, die Leistungen zu verrechnen. Denn schließlich erhält nur eine Airline das Geld für das Ticket, nämlich der Validating Carrier. Der Validating Carrier ist die Airline, welche das Ticket ausstellen darf. Normalerweise ist die Airline mit der ersten oder der längsten Strecke im Ticket der Validating Carrier. Wer das ist, erkennt man einfach: am dreistelligen Prefix des Tickets (z.B. 220- für die Lufthansa). Im oberen Beispiel mit Lufthansa und Qantas wird das Ticket auf Lufthansa ausgestellt und diese erhält auch den kompletten Ticketpreis. Lufthansa schickt diese Ticketdaten nun an das IATA Clearing House. Dort trifft auch die Forderung der Qantas auf einen Anteil dieses Tickets ein. Der Anteil beläuft sich auf die Teilstrecke Singapur – Sydney. Diese klassische Verrechnung der Tickets mit den Forderungen der Interline-Partner geschieht so zentral im IATA Clearing House.

Im Zuge einer Modernisierung des von der IATA organisierten Interlinings hat der Verband im Dezember 2022 das Standard Retailer and Supplier Interline Agreement (SRSIA) eingeführt, das nun parallel zum klassischen Abrechnungsweg existiert. Das SRSIA ermöglicht es Fluggesellschaften, flexiblere Partnerschaften zu etablieren und besser auf die Bedürfnisse der modernen Luftfahrtindustrie einzugehen. Ein praktisches Beispiel für das Retailer-Supplier-Modell im Interlining ist das Atlantic Joint Venture zwischen Air Canada, United Airlines, Austrian Airlines, Lufthansa, SWISS, Brussels Airlines und Eurowings.

Srsia Interlining Beispiel Lufthansa Air Canada
© matrix.itasoftware

Bei der Abrechnung der obigen Verbindung über das SRSIA, übernimmt die Lufthansa die Rolle des Retailers, während Air Canada der Supplier ist. Lufthansa verkauft das Ticket für die gesamte Strecke (Frankfurt – Vancouver – Los Angeles) direkt an den Kunden und erhält den vollen Ticketpreis. Air Canada stellt Lufthansa eine Rechnung für den von ihr durchgeführten Flugabschnitt (Vancouver – Los Angeles), basierend auf dem zuvor vereinbarten Supplier-Preis. Der Supplier-Preis kann flexibel verhandelt werden und hängt nicht mehr von festgelegten Tarifen der IATA ab. Lufthansa zahlt den vereinbarten Betrag an Air Canada und behält die Differenz als Gewinnmarge.

Das Interlining – Fazit

Dass Reisende beispielsweise von Frankfurt nach Koh Samui fliegen können, ohne ihr Gepäck bis dahin zu sehen sowie einen Gesamtpreis an Thai Airways zahlen, bedarf einiger Abstimmung im Vornherein und Nachhinein zwischen den Airlines. Für die Passagiere ist das Interlining jedoch ein echter und oft unterschätzter Mehrwert. Interlining-Abkommen werden auch keineswegs nur innerhalb der eigenen Allianz geschlossen, sondern, je nach Bedarf, auch mit allianzfremden Airlines.

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