Wer sich etwas eingehender mit dem Luftverkehr oder dem Fliegen beschäftigt, der kommt an manchen Begriffen und Abkürzungen nicht vorbei. In einer kleinen Serie möchten wir euch ein paar davon näherbringen. In diesem Teil betrachten wir einen sehr nützlichen Kompromiss zwischen verschiedenen Airlines, von dem die Reisenden profitieren: dem Interlining.
Was ist Interlining?
Interlining bedeutet im ersten Schritt die gegenseitige Anerkennung von Tickets sowie deren Verkaufs- und Beförderungsbedingungen zwischen Fluggesellschaften und im zweiten Schritt auch die Anerkennung der Abrechnungsmodalitäten dieser Tickets. Im Klartext: Dieses System ermöglicht es Reisenden, Flugstrecken mehrerer Airlines in einem Ticket, unter einem Preis zu buchen.

Im obigen Beispiel sehen wir zwei Strecken unterschiedlicher Airlines in einem Reiseplan. Im roten Rahmen sehen wir außerdem, dass der Preisberechnung nur ein Tarif (W8LODE1) zu Grunde liegt. Wahrscheinlich haben sich Thai Airways und Bangkok Airways bilateral auf diesen Tarif abgestimmt. Die Reisenden selbst merken davon nichts. Sie fliegen einfach von Frankfurt über Bangkok nach Koh Samui und das Gepäck wird bis zum Endziel durchgecheckt. Außerdem wurde ein Beförderungsvertrag für die Strecke Frankfurt – Koh Samui abgeschlossen. Sollte beispielsweise euer Flug aus Frankfurt verspätet in Bangkok landen, so sind die Airlines in der Pflicht, für Ersatz zu sorgen, sofern ihr den Anschlussflug nach Koh Samui verpasst. Anders würde es sich verhalten, wenn ihr die Strecken Frankfurt – Bangkok und Bangkok – Koh Samui in zweit getrennten Tickets gebucht habt. Dann besteht für die jeweilige Fluggesellschaft nur eine Beförderungspflicht für die Route im jeweiligen Ticket.
Neben dem bilateralen Interlining, gibt/gab es auch das IATA-Interlining-System. Ursprünglich organisierte die IATA das Interlining-System und dessen Preise auf speziellen Konferenzen, die aber der Vergangenheit angehören. Wettbewerbshüter haben diese Konferenzen aufgrund der Preisabsprachen untersagt. Dennoch bietet die IATA mit speziellen (Full-Flex-)Tarifen weiterhin eine Möglichkeit, um verschiedene Airlines in ein Ticket zu packen. Diese Tarife basieren jedoch auf Durchschnittspreisen und enthalten einen Interlining-Zuschlag, was diese Tarife preislich unattraktiv macht.
Abrechnung von Interlining zwischen den Airlines
Die Reisenden erhalten also ein Ticket, in dem Strecken mehrerer Airlines unter einem Preis zusammengefasst sind. Das ist für die Kunden bequem, doch für die Airlines stellt es einen Aufwand dar, die Leistungen zu verrechnen. Denn schließlich erhält nur eine Airline das Geld für das Ticket, nämlich der Validating Carrier. Der Validating Carrier ist die Airline, welche das Ticket ausstellen darf. Normalerweise ist die Airline mit der ersten oder der längsten Strecke im Ticket der Validating Carrier. Wer das ist, erkennt man einfach: am dreistelligen Prefix des Tickets (z.B. 220- für die Lufthansa).

In diesem Beispiel wird das Ticket auf United Airlines ausgestellt und diese erhält auch den kompletten Ticketpreis in Höhe von 1.113 Euro. United Airlines schickt diese Ticketdaten nun an das IATA Clearing House. Dort trifft auch die Forderung der Lufthansa auf einen Anteil des Tickets ein. Der Anteil beläuft sich auf die Teilstrecke Washington – Frankfurt. Die Verrechnung der Tickets mit den Forderungen der Interline-Partner geschieht so zentral und zigtausenfach im IATA Clearing House.
Das Interlining – Fazit
Dass Reisende beispielsweise von Frankfurt nach Koh Samui fliegen können, ohne ihr Gepäck bis dahin zu sehen, sowie einen Gesamtpreis an Thai Airways zahlen, bedarf einiger Abstimmung im Vornherin und Nachhinein zwischen den Airlines. Für die Passagiere ist das Interlining jedoch ein echter Mehrwert. Interlining-Abkommen werden auch keineswegs nur innerhalb der eigenen Allianz geschlossen, sondern, je nach Bedarf, auch mit allianzfremden Airlines.
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