Gerade an den Infobildschirmen am Frankfurter Flughafen kann man gut beobachten, wie sich die Flugnummern zahlreicher innerdeutscher Flugverbindungen im Sekundentakt ändern. Nach der eigentlichen LH-Flugnummer folgen oft Flugnummern mehrerer Partner, wie Air Canada, Thai Airways oder United Airlines. In der Realität führen diese letztgenannten Airlines natürlich keine innerdeutschen Flüge durch, aufgrund verkehrsrechtlicher Restriktionen ist ihnen das teilweise auch untersagt. Stattdessen nutzen sie das Prinzip des Codesharing. In diesem Beitrag erläutern wir, was Codesharing bzw. Codeshare-Flüge sind, welche Arten es gibt und wie man sie in der Praxis erkennt.
Was ist Codesharing?
Codesharing bezeichnet die Durchführung eines Fluges unter mehreren Flugnummern. Das bedeutet, dass der gleiche Flug von unterschiedlichen Airlines unter einer jeweils eigenen Flugnummer vermarktet bzw. verkauft wird. Die Fluglinie, die tatsächlich den Flug mit ihrem Flugzeug und ihrer Crew durchführt, ist der Operating Carrier. Der Operating Carrier stellt auf dem Flug, für den ein Codeshare-Abkommen besteht, dem Codeshare-Partner Sitzplätze zur Verfügung. Die Partnerairline bietet diese Sitzplätze unter ihrer „Marketing-Flugnummer“ an und wird deshalb Marketing Carrier genannt.
Das Codesharing sollte nicht mit dem Interlining verwechselt werden. Interlining bezeichnet die gegenseitige Anerkennung von Tickets sowie der Verkaufs- und Beförderungsbedingungen zwischen Fluggesellschaften. Im Klartext: Interlining ermöglicht es Reisenden, Flugstrecken mehrerer Airlines auf einem Ticket und zu einem Gesamtpreis zu buchen. Codesharing hingegen erlaubt es Reisenden, denselben Flug unter verschiedenen Flugnummern zu buchen.
Arten von Codeshare-Abkommen
In der Theorie wird zwischen mehreren Arten des Codesharing unterschieden. Die wichtigsten Ausprägungen:
- Feeder-Codesharing: Der Codeshare-Flug stellt eine Anschluss- oder Zubringerverbindung zum eigentlichen Hauptflug (meist eine Langstrecke) dar
- Connection-Codesharing: Der Zubringer-/Anschlussflug und auch der Hauptflug werden im Codesharing angeboten
- Two-Way-Codesharing: Auf der Verbindung können beide Codeshare-Partner Sitzplätze auf Flügen des jeweils anderen unter eigener Flugnummer vermarkten
- One-Way-Codesharing: Auf einer Verbindung werden Sitzplätze von nur einer Airline von anderen Airlines vermarktet
Beispiele zu den einzelnen Ausprägungen findet ihr im folgenden Kapitel.
Wie erkennt man Codeshare-Flüge?
In der Praxis ist die Untergliederung von Codeshare-Verbindungen relativ unwichtig. Für Reisende ist es wichtiger, vorhandenes Codesharing bei der Buchung zu erkennen. Deshalb haben wir Beispiele aus verschiedenen Such- und Buchungstools, wie ExpertFlyer, skyscanner und der ITA Matrix, herausgesucht.
One-Way-Codesharing dargestellt bei ExpertFlyer
Hier ein Beispiel einer Codeshare-Vereinbarung auf der Route von Frankfurt nach Berlin. Der Operating Carrier ist Lufthansa (rot markiert) und der Codesharing-Partner/Marketing Carrier ist die japanische ANA (gelb markiert). Hierbei handelt es sich um ein One-Way Codesharing, da ANA zwar Sitzplätze von Lufthansa vermarkten, aber selbst keine Flüge auf dieser Route anbieten.

Dass Lufthansa der Operating Carrier ist, lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass die LH-Flugnummer nur dreistellig ist und die NH-Flugnummer vierstellig. Außerdem sind nicht alle Buchungsklassen, die über Lufthansa vermarktet werden, bei ANA buchbar.
Two-Way-Codesharing dargestellt in der ITA Matrix
Folgendes Beispiel der ITA Matrix zeigt ein Two-Way Codesharing zwischen der Lufthansa und Singapore Airlines auf der Route Frankfurt – Singapur. Beide Fluggesellschaften bieten Flüge auf der Strecke an und verkaufen parallel Sitzplätze auf den Flügen der Partnerairline.

Hierbei handelt es sich nicht um drei verschiedene Flüge, die gleichzeitig starten und landen, sondern um ein Codeshare-Abkommen. Der Codeshare-Flug ist bei der ITA-Matrix mit einem Stern versehen. Wer mit der Maus darüber fährt sieht zudem den Hinweis „operated by Lufthansa“ oder “operated by Singapore Airlines”.
Feeder-Codesharing dargestellt bei Skyscanner
Hier ein typisches Beispiel für Feeder Codesharing. Die kleinere Fluggesellschaft (Luxair) führt den Zubringerflug von Luxemburg zum Drehkreuz der größeren Fluggesellschaft Air France am Flughafen Paris Charles de Gaulles durch. Die Langstreckenverbindung von Paris nach Los Angeles unternimmt dann Air France selbst. 
Skyscanner weist das Codesharing auf dem Anschlussflug mit dem Hinweis „von Luxair betrieben“ aus.
Connecting-Codesharing dargestellt bei Skyscanner
Für das Beispiel eines Connecting Codesharings greifen wir noch einmal auf die Routen Berlin – Frankfurt sowie Frankfurt – Singapur zurück. Hier lässt sich die komplette Reise von Berlin über Frankfurt nach Singapur auf Singapore Airlines-Flugummer buchen. Dabei werden der Zubringerflug von Berlin nach Frankfurt als auch der Hauptflug von Frankfurt nach Singapur von Lufthansa durchgeführt.
Zusätzlich handelt es sich beim Zubringerflug (SQ2129) um ein One-Way-Codesharing und bei dem Hauptflug (SQ2007) um ein Two-Way-Codesharing. Lufthansa wird von der ITA Matrix in der Preisberechnung als Operating Carrier (operated by Lufthansa) ausgewiesen.
Warum gibt es Codeshare-Flüge?
Ursprünglich führten verkehrsrechtliche Einschränkungen und fehlende bilaterale Abkommen zwischen Staaten zur Entstehung von Codeshare-Flügen. Sofern Fluglinien bestimmte Ziele nicht anfliegen durften, sicherten sie sich Kapazitäten auf Flügen anderer Airlines, um den Kunden dennoch ein Ticket bis zum Endziel verkaufen zu können.
Mittlerweile bietet das Codesharing Fluggesellschaften weitere Vorteile. Durch Codeshare-Abkommen kann das eigene Streckennetz schnell und deutlich ausgeweitet werden, wenn man es mit den Streckennetzen anderer Airlines verknüpfen kann. Mit Blick auf das erste Beispiel, kann ANA ihren Kunden ein Routing von Tokio nach Berlin komplett unter ihrer Flugnummer anbieten, obwohl sie nur die Langstrecke von Tokio nach Frankfurt selbst durchführt. Den Reisenden ist es auf dem kurzen Flug zwischen Frankfurt und Berlin in der Regel unwichtig, ob nun ANA oder Lufthansa die Kurzstrecke durchführt. Am Beispiel der Strecke von Frankfurt nach Singapur lässt sich wiederum gut erkennen, dass die Codeshare- und Allianzpartner Lufthansa und Singapore Airlines nicht in Konkurrenz stehen, sondern sogar eng zusammenarbeiten und durch abgestimmte Flugpläne profitabler operieren. Beim Feeder-Beispiel profitiert Air France davon, dass sie den Zubringer ins kleine Luxemburg nicht selbst durchführen muss. Stattdessen bringt Luxair die Kunden nach Paris und hat hierfür auch die geeigneteren Flugzeuge, um die Kurzstrecke ab Luxemburg profitabel betreiben zu können. Gleichzeitig sorgen die Passagiere, die mit Air France ab Paris weiterfliegen, für eine gewisse Auslastung auf der Luxair-Route.
Vor- und Nachteile für Passagiere
Durch Codeshare-Abkommen können Fluggäste auf ein größeres Angebot an Flugverbindungen zugreifen und auch komplexere Routings über eine Airline buchen. Zusätzlich profitieren sie in vielen Fällen von abgestimmten Flugplänen sowie vom Durchchecken des Gepäcks.
Allerdings wird es kompliziert, wenn man auf der Reise von Flugstreichungen oder Verspätungen betroffen ist. Da nicht immer eindeutig ist, ob der Operating Carrier oder der Marketing Carrier für die Umbuchung oder Reklamation zuständig ist. Auch bei der Meilengutschrift gibt es Einschränkungen, denn nicht alle Buchungsklassen eines Codeshare-Fluges bringen Vielfliegermeilen oder Statusvorteile in vollem Umfang.
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