“Danke bestens” soll der italienische Ministerpräsident in den 80er Jahren geantwortet haben, als er vom amerikanischen Präsidenten gefragt wurde: “Wie geht es Ihrer Krise?” Seitdem sagt man den Italienern eine Vorliebe für endlose Krisen nach und zumindest im Fall der Alitalia scheint sich das Vorurteil voll zu bestätigen. Eigentlich dachte ich, die unendliche Geschichte in Italien hätte tatsächlich ein Ende gefunden, nachdem der letzte Investor für die Alitalia gefunden wurde. Doch um die letzten 10 Prozent der Anteile wird offenbar noch gekämpft. Womöglich gibt es doch noch ein Lufthansa-Angebot für die Alitalia.
Bereits im Mai 2017 meldete das SkyTeam-Mitglied Alitalia Insolvenz an und Krediten des italienischen Staats ist es zu verdanken, dass der Flugbetrieb seitdem aufrechterhalten wird. Die staatlichen Kredite der letzten Jahre beliefen sich auf etwa 900 Millionen Euro. In diesem Sommer sah es so aus, als wäre der Neustart der Alitalia geregelt. Der US-amerikanische Mitbewerber Delta Air Lines stand schon als Investor für 10 Prozent der Anteile fest. Die restlichen 90% der Anteile waren an italienische Investoren verteilt. Je 37,5 Prozent haben sich die italienische Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato Italiane (FS) und die Benetton-Familie in Form des Unternehmens Atlantia gesichert. Die restlichen 15% sollte das italienische Finanzministerium halten. Doch irgendwie geschah dann nicht viel. Mitte Oktober bekräftigten die FS und Atlantia ihre Investitionsabsicht, jedoch stellten sie auch Bedingungen. Offenbar ist ihnen die Summe zu gering, die Delta Air Lines für 10 Prozent der Anteile bezahlen möchte. Kolportiert werden rund 100 Millionen Euro. Eine geplante Einigung aller Investoren zur Rettung der Alitalia wurde also zum x-ten Mal verschoben. Daher muss zum wiederholten Male der italienische Staat mit einem Kredit einspringen, um die Alitalia vor dem Grounding zu bewahren. Der Überbrückungskredit in Höhe von 350 Millionen Euro soll eine Laufzeit von sechs Monaten haben.
Gibt es nun doch ein Lufthansa-Angebot für Alitalia-Anteile?
Alles beim Alten könnte man meinen. Doch allem Anschein betritt die Lufthansa nun doch wieder das Parkett und steigt in Verhandlungen ein. Das ist deshalb überraschend, weil das Interesse der Lufthansa an einer Beteiligung bei der Alitalia als erloschen galt. Man schlug nur eine strategische Partnerschaft vor, denn die Deutschen investieren äußerst ungern in andere Carrier, sofern der jeweilige Staat ebenfalls Anteile hält. Grund für die Kehrtwende ist die befürchtete Verdrängung der Lufthansa aus dem wichtigen norditalienischen Markt. Zum Einen hat die Air Italy mit Qatar Airways im Rücken die Schwäche der Alitalia genutzt und sich in Mailand einen Hub aufgebaut. Zum Anderen würde eine von Delta Air Lines beeinflusste Alitalia die Routen zu den Lufthansa-Hub verringern und nach Paris und Amsterdam verlegen. Mit einer Kooperation zwischen Lufthansa und Alitalia wollte man sich den Zubringerverkehr nach Frankfurt und München sichern. Bis 21. November hat die Lufthansa nun Zeit, doch noch ein Angebot abzugeben. Italienische Medien berichten von einem Lufthansa-Angebot für die Alitalia-Anteile in Höhe von 150 – 200 Millionen Euro. Damit möchte man Delta Air Lines ein Schnippchen schlagen und hat wohl die Benetton-Familie als Befürworter in der Hinterhand. Nebenbei erhöht man das Engagement der Tochtergesellschaft Air Dolomiti. Die Lufthansa kämpft um den Quellmarkt in Norditalien und verfolgt dabei wohl zwei Strategien. Mal sehen, wie es weitergeht in der unendlichen Geschichte der Alitalia…
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