Nach einer mehr als angenehmen Nacht im Mandarin Oriental Tokyo war es Zeit meine durchschnittlichen Übernachtungskosten wieder auf ein für mich vertretbares Niveau zu bringen und gleichzeitig etwas Neues zu versuchen. Das Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku hat dabei beide Voraussetzungen erfüllt, und entsprechend gespannt war ich auch auf meine erste Nacht überhaupt in einem Kapselhotel…
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Buchung
Die Buchung des Kapselhotels lief völlig unspektakulär ab, ohne jedwede Benefits oder Corporate Rates, via hotels.com habe ich einen Executive Capsule Room für knapp 45 Euro für eine Nacht gebucht und über das Rewards-Programm eine von zehn Nächten gesammelt. Es ist auch möglich direkt beim Hotel zu buchen, allerdings sind mir japanische Webseiten ein Graus was das Handling betrifft; zudem hatte ich keine Lust in Yen zu bezahlen. Die Preise variieren übrigens ziemlich stark und können gut und gerne auch mal auf 100 Euro klettern.
Im Preis inbegriffen war nebst meiner 2 Quadratmeter großen Kammer noch ein Schließfach für meine Habseligkeiten, ein Paar Slipper sowie der Zugang zum Gemeinschaftsbereich inklusive Essen und Trinken zu bestimmten Zeiten.
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Anreise & Lage
Wie der Name bereits vermuten lässt liegt das Anshin Oyado Premier Hotel in Shinjuku, und zwar in unmittelbarer Nähe der Shinjuku Station. Entsprechend unkompliziert war die Anreise hierhin, fahren doch zahlreiche Züge und Metros die Station an. In der Umgebung rund um die Shinjuku Station ist zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Menge los, sei es Shopping, Business, oder Bars und Restaurants. Somit ist die Lage – wenn auch nicht per Definition – immer noch relativ zentral für Tokio.

Fußläufig gibt es zahlreiche Restaurants und Bars, Parks, Sehenswürdigkeiten. Innerhalb weniger Stationen ist man in Shibuya, der Cat Street oder in einem der zahlreichen anderen Distrikte Tokios. Damit kann das Hotel also definitiv punkten – was es meiner Meinung nach auch muss, denn wer verbringt schon freiwillig gerne länger als nötig in einer Kapsel ohne Tageslicht ;).
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Check-In
Am späten Nachmittag habe ich mich auf den Weg zum Hotel gemacht um einzuchecken. Der Eingang wirkt schon spürbar anders als noch im Mandarin Oriental, zugepflastert mit Werbetafeln und Angeboten. Ich kenne die Hauptzielgruppe dieser Hotels nicht, aber in meinem Fall war es ein Mix aus vorwiegend Backpackern und einigen wenigen Leuten im Anzug, beinahe ausnahmslos asiatisch. Umso überraschter war ich, dass die Mitarbeiter relativ gut Englisch sprachen, jedenfalls für japanische Verhältnisse.

Beim Check-In wurden mir die verschiedenen Räumlichkeiten kurz erklärt und ich wurde darauf hingewiesen, dass im Hotel Hausschuhpflicht gilt. Entsprechend groß ist der Schuhschrank, hier werden die eigenen Schuhe bzw. die ausgesuchten Hausschuhe eingeschlossen.
Direkt im Anschluss an die Schuhschränke ist der Gepäckraum mit zahlreichen Schränken und Gepäckablagen. Im Schrank gibt es Platz für kleineres Gepäck sowie Kleider und Jacken; größere Gegenstände werden oben auf die Schränke verfrachtet und mit einem Stahlseil und Schloss gesichert. Es ist ratsam eine Tasche oder einen kleinen Rucksack mit den wichtigsten Utensilien mit in die Kapsel zu nehmen, sonst ist man gezwungen ständig zwischen Schlaf- bzw. Aufenthaltsraum und Gepäckraum hin- und her zu laufen.
Neben dem Check-In Bereich gibt es auch einen kleinen Lobbyshop mit ein paar Fertiggerichten, bzw. eine Treppe weiter oben einen Getränke- und Snackautomaten neben den Handtüchern.
Nach der kurzen Einführung ging es mit meiner “Zimmerkarte” hoch zum Schlafsaal.
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Zimmer/Kapsel
Mein Schlafsaal war einer von mehreren, wobei ich nicht ganz sicher bin worin diese sich unterscheiden, abgesehen davon, dass Frauen und Männer getrennt schlafen. Angeblich gibt es normale und Executive Kapseln, aber ausgesehen haben alle gleich… Kommt man mit dem Lift an befindet sich rechts der Waschraum, geradeaus die WCs und links führt eine separate Tür in den Schlafsaal. Dieser umfasst etwa 60 – 70 Schlafkapseln, wobei maximal die Hälfte belegt war.
Ich hatte die Nummer 628, also eine der oberen Kabinen. Das Bettzeug lag bereits darin; und auch sonst war die Kapsel erstaunlich gut ausgestattet – Fernseher, Spiegel, Kopfhörer, Mini-Ventilator, Ladekabel, Wecker, Steckdosen, ein Kleiderbügel, sowie eine Ablage. Damit war es zwar noch etwas enger, allerdings hat es einen ziemlich durchdachten Eindruck auf mich gemacht. Zum Schlafen kann man eine Art Rollladen herunterziehen, dadurch wird das Licht von draußen ausgeblendet. Leider schirmt er nicht vor Lärm ab, so dass man eigentlich alles mitbekommt was außerhalb der Kabine vor sich geht.
Die Kapseln sind sicher nicht mehr die Neusten, das merkt man am Design und auch an einzelnen Elementen wie dem überdimensionierten Wecker, allerdings war der Zustand vollkommen in Ordnung. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Wer einen leichten Schlaf hat sollte unbedingt Ohrstöpsel und/oder Noise Cancelling Kopfhörer mitnehmen, denn man hört selbst das Schlurfen der Hausschuhe auf dem Gang ;)
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Bad/Spa
Auf der gleichen Ebene wie der Schlafsaal befinden sich auch der Waschraum und die japanischen WCs. Für den WC-Besuch stehen separate Hausschuhe bereit, damit man nicht mit dem gleichen Schuhwerk wieder in den Schlafsaal geht.
Die Duschsituation war… spannend. Denn es gab keine Duschen, jedenfalls nicht nach meinem Verständnis. Stattdessen gibt es eine sogenannte Artificial Spring – auch hier getrennt nach Frauen und Männern – in welcher man baden kann, nachdem man sich mit einem Schlauch sauber gemacht hat? Ganz sicher bin ich mir hier nicht, denn ich habe früh wieder ausgecheckt, um im nächsten Hotel zu duschen, und in Straßenklamotten durfte man die Waschräume nicht betreten. Ich muss ehrlich zugeben, dass das für mich ein merkwürdiges Konzept ist, aber im “Notfall” wäre wohl auch das gegangen.
Übrigens, wenn ihr tätowiert seid ist euch der Zugang genau so wenig gestattet wie wenn ihr betrunken seid ;)
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Gemeinschaftsraum
Zu guter Letzt wäre da noch der Gemeinschaftsraum zu erwähnen. Von der Lobby aus geht es via zwei Treppen oder mit dem Aufzug nach oben, direkt rechts vom Lift ist die Smoking Area. Geradeaus sind ein paar Sitzgelegenheiten entlang der runden Fensterfront, von hier aus lässt sich gut das bunte Treiben auf den Straßen Shinjukus beobachten.
Im linken, langgezogenen Teil gibt es weitere Sitzgelegenheiten – Einzelsitzplätze mit einer Trennwand davor, kleine Kaffeetische mit zwei Stühlen dabei sowie eine Art Bar oder Rezeption. Gegen Abend hat sich dieser Bereich gut gefüllt, was sicherlich auch an den kostenlosen Snacks und Getränken lag die zwischen 17 und 22 Uhr bereit standen. Über deren Qualität kann ich allerdings nichts sagen, ich hatte bereits außerhalb gegessen.
Im hinteren Bereich des Gemeinschaftsraums gibt es zudem noch WCs sowie eine Ausleihecke, an der man Filme für den in der Schlafkapsel befindlichen TV ausleihen kann. Also noch kein Smart-TV.
Capsule Hotel Anshin Oyado Premier Tokyo Shinjuku – Fazit
Mein Fazit fällt im Wesentlichen positiv aus, was vor allem dem Einmaligkeitsfaktor dieser Kapseln geschuldet ist, denn noch einmal würde ich hier nicht übernachten wollen. Das hat nichts mit den kleinen Kapseln oder der Situation im Bad zu tun (zugegeben, letztere spielt sicher auch mit rein, aber wäre für mich durchaus verkraftbar, so abgehoben bin ich noch nicht), sondern ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es für mich den eigentlichen Zweck nicht erfüllt hat – guten und erholsamen Schlaf zu bekommen. Ich habe einen extrem leichten Schlaf, und die dünnen Rollläden tun hier nichts um auch nur einem Flüstern entgegenzuwirken.
Abgesehen davon war es wirklich ein Erlebnis um das ich froh bin es einmal gemacht zu haben. Die Sauberkeit war hervorragend, das Personal sehr nett und hilfsbereit und das Gesamtkonzept im Grunde sehr gut durchdacht. Auf eine Bewertung verzichte ich aufgrund der Widersprüchlichkeit, aber wer überall schlafen kann oder auch einfach mal eine lustige Erfahrung machen möchte – go for it!
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