Es wird langsam zur “never ending story” – nach der koalitionsinternen Einigung auf das Rettungspaket, der Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat der Lufthansa und schließlich auch – unter Wettbewerbsauflagen – dem grünen Licht der EU Kommission schien die Rettung der Lufthansa fixiert zu sein. Nun kommt doch wieder alles ins Wanken, denn der Großaktionär Thiele lässt mit einer Aufstockung seiner Beteiligung und brisanten Aussagen zum Rettungspaket für die Lufthansa kurz vor der Hauptversammlung aufhorchen…
Lufthansa Großaktionör Thiele sieht Alternativen zum Rettungspaket
Der 79-jährige Milliardär Heinz Hermann Thiele hatte bisher 10 Prozent der Aktien an der Lufthansa gehalten und diese Beteiligung, wie heute auf Grund von Meldepflichten bekannt wurde, nunmehr kurzfristig auf 15 Prozent aufgestockt. In einem Interview mit der deutschen Tageszeitung FAZ betont der Großaktionär zwar, dass dies nicht als Hinweis auf eine bevorstehende Blockade in der Hauptversammlung zu werten sei, lässt aber gleichzeitig mit anderen brisanten Aussagen aufhorchen. Konkret stoße er sich daran, dass das vorgestellte Rettungspaket von Lufthansa CEO Carsten Spohr als “alternativenlos” dargestellt werde. Viel mehr sehe er nun die Gelegenheit, das Rettungspaket noch einmal aufzuschnüren und eine Staatsbeteiligung möglichst zu verhindern. Auch eine mögliche Insolvenz sei kein dauerhafter Abschied, sondern könne durchaus Chancen bieten, sich von Altlasten zu befreien und gestärkt aus der Insolvenz hervorzutreten. Herr Thiele gab an, noch keine Entscheidung über sein Abstimmungsverhalten bei der Hauptversammlung getroffen zu haben, er werde sich diesbezüglich noch mit Anwälten und Wirtschaftsprüfern beraten.
Die Hintergründe – Bezugsrecht und Sperrminorität
Durch den Einstieg des Staates bei der Lufthansa kommt es voraussichtlich zu einer entsprechenden Kapitalerhöhung im Unternehmen. Dadurch werden einerseits die bisherigen Aktien zu Ungunsten der Aktieninhaber verwässert, gleichzeitig wird das Bezugsrecht (Möglichkeit, im Rahmen der Kapitalerhöhung neue Aktien zu erwerben) der bisherigen Aktionäre ausgeschlossen. Dagegen gibt es von Seiten mancher Aktionäre naturgemäß einen gewissen Widerstand.
Doch wieso kann der Großaktionär Thiele mit Anteilen in Höhe von 15% überhaupt ein Vetorecht ausüben? Die Höhe der benötigten Zustimmung ist davon abhängig, wie viele Aktionäre bei der Hauptversammlung präsent sind. Bei einer Aktionärspräsenz von über 50% reicht eine einfache Mehrheit, bei einer Präsenz von unter 50% ist hingegen für die Zustimmung eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Da bei der letzten Hauptversammlung der Lufthansa am 05. Mai lediglich 33% der Aktionäre präsent waren, geht man bei Lufthansa davon aus, dass die Präsenz auch bei der gegenständlichen Hauptversammlung am 25. Juni unter 50% liegen wird und somit die Zustimmung einer Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig sein wird. Aus dieser Kombination könnte sich rechnerisch im Endeffekt eine Sperrminorität für Herrn Thiele ergeben, so dass dieser die Annahme des Rettungspakets alleine verhindern könnte.
Die Lufthansa nimmt die Aussagen von Herrn Thiele jedenfalls sehr ernst – in einer Pressemitteilung richtet Lufthansa nun auch offiziell einen eindringlichen Appell an alle Aktionäre, unbedingt an der Hauptversammlung teilzunehmen, um ein Scheitern der Lufthansa Rettung zu verhindern.
Das könnte dich auch interessieren: