In den veröffentlichten Quartals- und Halbjahresberichten verschiedener Airlines werden neben finanziellen Kennzahlen auch immer wieder die absolute Anzahl der Passagiere sowie der Sitzladefaktor genannt. Doch was genau ist der Sitzladefaktor und was sagt er aus? Das erklären wir in diesem Beitrag.
Sitzladefaktor – Definition und Berechnung
Der Sitzladefaktor (Seat Load Factor) ist eine Größe, die den Auslastungsgrad einzelner Flugzeuge, Routen oder einer kompletten Airline beschreibt. Sie kann im Passagierverkehr berechnet werden, wenn man entweder die Anzahl der geflogenen Passagiere (Verkehrsaufkommen) mit der Kapazität oder die verkauften Sitzplatzkilometer (RPK) mit den angebotenen Sitzplatzkilometern (ASK) ins Verhältnis setzt.
- Sitzladefaktor = Verkehrsaufkommen / Kapazität
- Sitzladefaktor = Revenue Passenger Kilometer (RPK) / Available Seat Kilometer (ASK)
Für die Betrachtung einer einzelnen Strecke reicht die erste Rechnung aus. Allgemein geeigneter ist jedoch die zweite Rechnung, da diese die unterschiedlich langen Strecken und abweichenden Auslastungsgrade auf Kurz-, Mittel- und Langstrecke berücksichtigt. Beispielsweise gab die Lufthansa Group im Jahr 2022 einen Sitzladefaktor von 79,8% bekannt. Ryanair kommunizierte für das letzte Quartal 2022 einen Sitzladefaktor von 93%.
Passagierkilometer
Um die Bestandteile der Rechnung zu verstehen, benötigen wir noch einen kleinen Zwischenschritt und klären dabei eine oft erwähnte Kennzahl im Luftverkehr, die Passagierkilometer. Mit der Einheit Passagierkilometer (PKM) lässt sich die Verkehrs- oder Beförderungsleistung einer Airline berechnen. Hierfür wird die Zahl der Passagiere mit der zurückgelegten Strecke multipliziert, die Crew wird nicht in die Rechnung miteinbezogen.
- Passagierkilometer (PKM) = Zahl der Passagiere x zurückgelegte Strecke
Fliegen beispielsweise 150 Passagiere eine Strecke von 1.000 Kilometern sind das Ergebnis 150.000 Passagierkilometer (PKM).
Available Seat Kilometer
Einen Schritt weiter in der Betrachtung geht die Kennzahl der angebotenen Sitzplatzkilometer, auch Available Seat Kilometer – ASK oder Seat Kilometers Offered – SKO genannt. Diese werden wie folgt berechnet:
- Available Seat Kilometer (ASK) = Zahl der angebotenen Sitzplätze x zurückgelegte Distanz
Werden beispielsweise 1.000 Flüge mit jeweils 200 angebotenen Sitzplätzen pro Flug durchgeführt und beträgt die Flugdistanz 1.000 Kilometer sind das Ergebnis 200 Mio. Available Seat Kilometer (ASK).
Revenue Passenger Kilometer
Damit ist die Angebotsseite klar und die Nachfrage kann ermittelt werden. Hierfür nutzt man die verkauften Sitzplatzkilometer (exkl. Kleinkinder ohne eigenen Sitz und Mitarbeitertarife), auch Revenue Passenger Kilometer – RPK, Passenger Kilometers Transported – PKT oder Passenger Kilometer Performed – PKP, genannt.
- RPK = Anzahl Passagiere x zurückgelegte Distanz
Fliegen beispielsweise 100.000 Passagiere eine durchschnittliche Distanz von 1.000 Kilometern sind das Ergebnis 100 Mio. Revenue Passenger Kilometer (RPK).
Durch die ermittelten Available Seat Kilometer und Revenue Passenger Kilometer lässt sich nun der Sitzladefaktor bestimmen, indem man diese beiden Kennzahlen wie folgt ins Verhältnis setzt.
- Sitzladefaktor = 100 Mio. RPK / 200 Mio. ASK = 0,5 = 50%
Sitzladefaktor – Fazit
Auch für Meilensammler kann der Auslastungsgrad einer ganzen Airline oder einer bestimmten Route von Bedeutung sein, da diese mit der Verfügbarkeit von Prämientickets korrelieren kann. So ist es kein Zufall, dass unter den monatlich erscheinenden Lufthansa Meilenschnäppchen häufig Ziele, wie Chicago oder New York und recht selten Ziele wie San Francisco und Los Angeles zu finden sind. Letztere dürften im Schnitt einen deutlichen höheren Sitzladefaktor aufweisen, während auf ersteren ein größeres Kontingent an Prämientickets freigeschaltet wird, um das Flugzeug voll zu bekommen. Allerdings sind die Flugzeuge seit Frühling 2022 v.a. auf den Langstrecken durch Vollzahler so ausgelastet, dass die Verfügbarkeiten für Prämientickets minimal sind.
Das könnte dich auch interessieren: