Als ich neulich in der Alitalia-Maschine AZ400 von Rom nach Frankfurt saß, blickte ich durch das Fenster des Airbus A319 und sah die geparkten Flugzeuge der italienischen Airline aneinander gereiht auf ihren Positionen stehen und dachte mir: “Wie lange gibt es die Alitalia noch?” Ohne wirklich Details zu kennen, wusste ich durch verschiedene Schlagzeilen nur, dass es der AZ finanziell alles andere als gut geht. Wie es wirklich um die Zukunft der Alitalia steht, war mir aber nicht ganz klar. Ich bringe uns gemeinsam auf den neuesten Stand…
Im Mai 2017 meldete das SkyTeam-Mitglied Insolvenz an und nur dem italienischen Staat ist es zu verdanken, dass der Flugbetrieb seitdem aufrechterhalten wird. Die staatlichen Kredite der letzten Jahre belaufen sich mittlerweile auf etwa 900 Millionen Euro. Doch seit der Öffnung des italienischen Marktes und dem einhergehenden Verlust der Monopolstellung hat Alitalia keinen Gewinn mehr erzielt und kommt trotz der Staatskredite nicht auf die Beine. Wie schon der ehemalige Anteilseigner Etihad Airways, muss der italienische Staat einsehen, dass die Alitalia ein Fass ohne Boden ist. Daher wurde ein Sanierungsplan entworfen und nach Investoren gesucht, die Anteile der Fluggesellschaft übernehmen sollen. Im letzten Jahr trat dann auch die Lufthansa Group auf den Plan und machte ein Übernahmeangebot. Jedoch wurde der Sanierungsansatz der Deutschen als zu hart eingestuft und das Angebot daher abgelehnt.
Zukunft der Alitalia – Der Sanierungsplan
Der aktuelle Sanierungsplan sieht vor, dass der italienische Staat 15% und die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) 30 bis 40% der Anteile von Alitalia halten sollen. Dazu muss man sagen, dass die FS im Sommer 2018 von der italienischen Regierung auserkoren wurde, sich um die Alitalia zu kümmern. Alleine ist die Staatsbahn aber nicht in der Lage, die Fluggesellschaft zu übernehmen und sucht seitdem Mitinvestoren, um die Alitalia zu retten. Einen Partner aus der Luftfahrtbranche hat man mit Delta Air Lines, die mit etwa 10 bis 15% einsteigt, wohl gefunden. Weitere 30 bis 40% der Anteile sollen an andere Investoren vergeben werden. EasyJet hatte Interesse, hat sich aber im März 2019 aus den Verhandlungen zurückgezogen. In Italien hofft man daher auf den Einstieg von reichen Unternehmerfamilien des Landes, wie zum Beispiel die Benetton-Familie. Die kontrolliert übrigens beide Römer Flughäfen und Autobahnen in Italien. Auch die Toto-Familie (Bauunternehmer) verhandelt mit der Staatsbahn über eine Beteiligung. Doch zu einem Abschluss kam es bis jetzt noch nicht und die Staatsbahn verpasste die Frist zum 30. April 2019, um einen Partner zu präsentieren. Deshalb wurde diese Frist nun bis zum 15. Juni 2019 verlängert.
Die Zukunft der Alitalia – Fazit
Die Zukunft der Alitalia bleibt weiter ein Ritt auf der Rasierklinge. Sollte die italienische Regierung die Kreditlinien nicht weiter verlängern und die Staatsbahn in den nächsten Wochen keinen Partner finden, dann war es das nach über 70 Jahren für die AZ. Durch Air Italy, die von der Qatar Airways unterstützt wird, ist zusätzlich ein starker Konkurrent aufgetaucht – es wird nicht leichter rentabel zu sein. Ich persönlich würde bis zum 15. Juni abwarten, bevor ich einen Flug mit der Alitalia buche. Es kann gut sein, dass die nächste europäische Airline vom Markt verschwindet…
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