Delta Airlines gab gestern überraschend bekannt, dass man die gesamte Flotte an Boeing 777 bis Ende des Jahres in Rente schicken werde. Insgesamt handelt es sich dabei zwar lediglich um 18 Flugzeuge, was bei einer Langstreckenflotte von 155 nicht wesentlich ins Gewicht fällt, allerdings haben alle 18 Flugzeuge ein millionenschweres Kabinenupgrade auf die neuesten Delta One Suites hinter sich. Besonders spannend wird diese Entscheidung im Hinblick auf die längsten Strecken im Netz von Delta…
Corona Grund für die Ausflottung
In einer Medienmitteilung gab man als Grund für die so plötzliche Ausflottung die derzeitige Corona Pandemie an. Im Zuge dieser Ausflottung werden acht Boeing 777-200ER und zehn Boeing 777-200LR aus der Flotte verschwinden. Einen direkten Nachfolger wird es nicht geben, vielmehr wird die Flotte durch die bereits bestellten und teilweise gelieferten A350 und A330neo vereinheitlicht und modernisiert.
Besonders verwunderlich und auch schade ist der Schritt deswegen, weil man sämtliche 777 gerade erst auf die neueste Hardware umgerüstet hatte – die Delta One Suites und Premium Select (Premium Economy Class).

Zukünftige Flotte wird Airbus lastiger
Die aktuelle Delta Flotte wird noch von Boeing Flugzeugen dominiert, wobei es sich dabei ausschließlich um Flugzeuge des Typs Boeing 767 handelt. Aufgrund getätigter Bestellungen wird zukünftig jedoch Airbus dominieren.
- 56 Boeing 767-300
- 21 Boeing 767-400
- 5 Airbus A330-900neo (32 bestellt)
- 11 Airbus A330-200
- 13 Airbus A350-900 (26 bestellt)
- 31 Airbus A330-300
Hier von einer Flottenmodernisierung zu sprechen halte ich für etwas gewagt, hat Delta doch mit Ausnahme der neuen A350 und A330neos zwar eine der am besten gewarteten aber gleichezitig auch eine der ältesten Flotten und das nicht nur im nationalen sondern auch im internationalen Vergleich. Besonders die Business Class in den Boeing 767 wird gerne und häufig aufgrund der sargähnlichen Platzverhältnisse kritisiert, und dass diese im Verbrauch deutlich besser sind als eine 777 glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ein neuer Airbus A350 spart im Vergleich zu einer Boeing 777 immerhin 21% Kerosin ein.
Auswirkungen auf das Streckennetz
Deltas 777 Flotte war das Rückgrat für besonders lange Strecken der Airline, namentlich etwa Atlanta – Johannesburg oder Los Angeles – Sydney. Aber auch Transatlantikrouten an die Partnerhubs in Amsterdam und und Paris ist man von Los Angeles aus geflogen. Was wird nun aus diesen Routen? So ziemlich jede dieser Strecken kann problemlos sowohl vom Airbus A350-900 als auch vom A330-900neo geflogen werden, mit Ausnahme von ATL – JNB.

Die Distanz für diese Strecke beträgt 8.439 Meilen und übersteigt damit selbst die Reichweite des A350 um knapp 300 Meilen. Vorerst herrscht also noch Unklarheit, ob diese Route weiterhin bedient werden wird oder nicht.
Und auch für die Europastrecken könnte der Wegfall der 777 Komfort-Einbußen bedeuten. Denn falls Delta die 777 nicht durch einen A330neo oder einen A350 ersetzt, bedeutet dies, dass wieder das alte Bordprodukt zum Einsatz kommt. Hier ist bislang nur ein Bruchteil der Flotte mit neuen Kabinen ausgestattet worden, und zahlreiche Flieger werden dieses wohl auch nie erhalten.
Delta schickt gesamte 777 Flotte in Rente – Fazit
Die Ausflottung einer gesamten Flugzeugreihe bei einer Airline ist selten ein Grund zum hinterhertrauern, handelt es sich dabei doch meist um wirklich alte Flieger mit genauso altem Innenleben. Nicht so in diesem Fall, hier werden maximal 21 Jahre alte Flugzeuge mit neuen Kabinen ausgemustert und zumindest teilweise durch weniger gute Flugzeuge ersetzt. Wieso man nicht einige der Boeing 767 oder A330 verfrüht in Rente geschickt hat würde mich durchaus interessieren. Wiegt der Vorteil der Kosteneinsparung durch verringerten Kerosinverbrauch tatsächlich so viel mehr als die Millionen, welche in den Umbau gesteckt wurden? Gerne wäre ich einmal mit einer 777 von Delta geflogen, aber das wird wohl leider nichts mehr…
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