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09. Januar 2022 Markus 0 Tipps & Tools für Vielflieger

Fare Rules für Einsteiger – Alles über Tarifbedingungen eines Flugtickets

Hinter jedem Flugpreis stehen mindestens eine Buchungsklasse und die dazugehörige Bedingungen, die sogenannten Fare Rules oder Fare Notes. In diesem Tutorial möchten wir uns daher näher mit diesen Preiskonditionen oder auch Tarifbedingungen beschäftigen. Dieser Beitrag ist als ein Lexikon und Nachschlagewerk für Fare Rules Einsteiger gedacht. Es werden alle Kategorien der Fare Rules behandelt und die meisten auch anhand von praktischen Beispielen erklärt.

Was sind Fare Rules?

Fare Rules sind die Konditionen, zu denen ein Flugpreis buch- oder änderbar ist. Außerdem regeln die Fare Rules, wo, wann, von wem und an wen dieser Flugpreis in Form eines Tickets verkauft werden darf. Das bedeutet für euch: Die Buchungssysteme der Airlines, Reisebüros und der Buchungsportale gleichen im Hintergrund die von euch eingegebenen Daten in der Buchungsmaske mit diesen Konditionen ab und zeigen euch nur die Tarife an, für die ihr euch auch qualifiziert. Ein häufiges Beispiel: Ihr möchtet einen Oneway-Flug buchen. Dadurch werden vom Buchungssystem automatisch alle Tarife nicht dargestellt, die nur für Rountrips gültig sind.

Der Aufbau und die Struktur dieser Fare Rules wird in der Airline-Branche recht einheitlich gehandhabt. Eine weitverbreitete Gliederung von Tarifbedingungen ist die der ATPCO (Airline Tariff Publishing Company), zu deren Eigentümern mehr als ein dutzend renommierte Airlines gehören.

Wo kann man die Fare Rules einsehen?

Als Passagier kommt man mit den Fare Rules nur selten in Kontakt. Die gängigen Buchungsseiten im Internet zeigen diese nicht an. Wollt ihr die Fare Rules für euren Flug einsehen, ist die ITA Matrix eine gute Variante.

Klickt dazu nach Auswahl eures Fluges einfach auf den Link “(rules)” und schon werden euch alle im Rest dieses Artikels im Detail erläuterten Fare Rules angezeigt.

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Die Matrix Airfare Search zeigt die Fare Rules eines Fluges an

Aufbau von Fare Rules

Anhand der ATPCO-Struktur schauen wir uns nun die einzelnen Bestandteile der Tarifbedingungen an. Vorab sei gesagt, dass nicht jeder Preis bzw. jeder Tarif auch alle Bestandteile der Fare Rules Gliederung beinhaltet. Die sogenannten „Fullfare-Tarife“ oder „(Full-)Flex-Tarife“ zeichnen sich z.B. durch ihre Flexibilität aus und haben daher meist kurze Fare Rules. Im Gegensatz zu den Sondertarifen, die auch „Restricted Fares“ oder „Discount Fares“ genannt werden. Sofern eine der folgende Kategorien in den Fare Rules für euren Flug nicht aufgeführt wird, so wird sie für diesen Tarif nicht angewendet. Hier eine Übersicht aller möglichen Konditionen:

Anmerkung: Ein Klick auf die Kategorie bringt euch zum jeweiligen Abschnitt in diesem sehr langen Artikel.

Erklärung der Fare Rules Kategorien

Schauen wir uns nun die einzelnen Bestandteile mit praktischen Beispielen an. Um die Fare Rules (Fate Notes) anzuzeigen, haben wir wie oben bereits angedeutet die ITA Matrix verwendet. Hintergrundinformationen gibt es in unserer Anleitung: ITA Matrix – Mit Advanced Controls den perfekten Flug finden.

Fare Rules Kategorie 1 – Eligibility

Dieser Bereich regelt, wer einen Tarif nicht nutzen oder nur eingeschränkt nutzen darf. Meist geht es hier um unbegleitete Kinder, Seemänner, Staatsbedienstete oder auch Pilger. Im unteren Beispiel gibt es eine Einschränkung der Saudia für Pilger.

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Eligibility Restrictions für einen Restricted Fare von Frankfurt nach Riad mit Saudia © matrix.itasoftware.com

Nur Passagiere, die ein Haddsch-Visum besitzen, dürfen diesen Tarif nach Riad nutzen, sofern sie von Dschidda (JED) oder Medina (MED) kommen.

Fare Rules Kategorie 2 – Day/ Time Restrictions

Diese Kategorie regelt, zu welchen Zeiten und an welchen Tagen in der Woche das Reisen mit diesem Tarif erlaubt ist. Unser Beispiel ist ein Restricted Fare der Lufthansa in der Business Class von Frankfurt nach Rio de Janeiro. Dabei bezieht sich Outbound bzw. Inbound auf den Startort des Tarifs, also Frankfurt.

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Day/Time Restrictions für einen Business Class Restricted Fare der Lufthansa nach Rio © matrix.itasoftware.com

Der Abflug von Frankfurt darf demnach zwischen Samstag und Montag erfolgen, während die Ankunft mit diesem Tarif nur von Donnerstag bis Samstag gestattet ist. Solche Einschränkungen werden bei den Airlines zum Beispiel gerne genutzt um Geschäfts- und Privatreisenden mit unterschiedlichen Preisen ansprechen zu können.

Fare Rules Kategorie 3 – Seasonality

Manche Preise sind nur für gewisse Zeiträume verfügbar. Damit regeln die Airlines die Hoch- und Nebensaison sowie Sonderangebot. Die Saisonzeiten des jeweiligen Tarifs findet man unter „Seasonality“. Als Beispiel ziehen wir einen Restriced Fare der Cathay Pacific von Singapur nach Hongkong heran. Wir nehmen die zweitniedrigste Buchungsklasse (N). Der erste angefragte Reisezeitraum ist vom 15.  – 20. Juli 2018. Hier das Ergebnis in den Fare Rules:

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Seasonal Restrictions eines Restriced Fare der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Mit der Reise Mitte Juli haben wir voll in die Saison dieses Tarifs getroffen. Die Fare Basis ist übrigens “NLACRSG8” und der Nettopreis für eine Teilstrecke liegt bei ca. 92,50 Euro. Nun suchen wir uns gezielt die gleiche Strecke und die gleiche Buchungsklasse in einem Zeitraum heraus, der nicht durch die obigen Zeiträume abgedeckt wird.

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Darstellung der Nettopreise von Tarif NLACRSG8 der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Der zweite angefragte Zeitraum ist daher der 10. – 14. August 2018. Siehe da, erstens ist die Fare Basis eine andere: “NHACRSG8” und auch der Preis für die Teilstrecke ist mit ca. 120 bzw. 138 Euro sogar höher.

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Darstellung der Nettopreise von Tarif NHACRSG8 der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Wer die Fare Rules versteht und flexibel ist, kann hier schnell etwas Geld sparen. Warum sich die Nettopreise für Hin- und Rückflug unterscheiden, obwohl es sich um den gleichen Tarif handelt, erklären wir in Kategorie 12 – Surcharges.

Kategorie 4 – Flight Restrictions

Hier werden Flugnummern, Airlines oder ganze Länder aufgelistet, auf denen der Tarif nicht genutzt werden darf. Diese Kategorie kann je nach Airline ganze Seiten füllen.

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Flight Restrictions für einen Tarif von Frankfurt nach Moskau über Warschau mit LOT © matrix.itasoftware.com

Dieser Tarif der LOT darf nicht für die angegebenen Flugnummern verkauft werden. Gleichzeitig ist er aber nur für LOT-Flüge gültig. Die ausgenommen Flugnummern können Codeshare-Verbindungen oder Charterflüge sein.

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Flight Restrictions für einen Economy Flex-Tarifs der United Airlines © matrix.itasoftware.com

Mit diesem Flex-Tarif der United Airlines könnt ihr fast alles machen, nur nicht nach, von oder über Kuba fliegen…

Kategorie 5 – Advanced Reservations/Ticketing

Die Advanced Reservations bzw. Ticketing Restrictions sind eine der wichtigsten und gleichzeitig unangenehmsten Konditionen für Reisende. Die Advanced Reservations kann man am besten mit Vorausbuchungsfristen übersetzen. Das bedeutet, dass dieser Tarif nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt vor Reiseantritt überhaupt reserviert werden kann. Ist diese Deadline abgelaufen, ist keine Reservierung für diesen Tarif mehr möglich. Dieser Zeitpunkt wird sehr häufig in Tagen angegeben. Die Ticketing Restrictions nennen euch den Zeitpunkt, an dem das Flugticket spätestens ausgestellt werden muss. Diese Deadline wird in Tagen, aber auch in Stunden angegeben und kann entweder vom Zeitpunkt des Abflugs oder vom Zeitpunkt der Reservierung abhängig sein. Zusätzlich beinhaltet diese Kategorie allgemeine Deadlines und Hinweise zur Ticketausstellung. Für diese Kategorie werden wir uns zwei Beispiele ansehen, da es viele unterschiedliche Ausprägungen gibt.

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Ticketing Restrictions für einen Economy Class Restricted Fare der Air France innerhalb Frankreichs © matrix.itasoftware.com

Dieser innerfranzösische Tarif der Air France hat keine Vorausbuchungsfristen. Aber prinzipiell gilt, dass sobald eine Reservierung erfolgt ist, das Ticket innerhalb der nächsten drei Tage ausgestellt werden muss. Außerdem kann ein Kontrollsystem der Air France (TTL Robot) eine kurzfristigere Deadline zur Ticketausstellung im (Computer-)Reservierungssystem (CRS) festlegen. Das ist der Grund warum bei Onlinebuchung meist sofort die Tickets ausgestellt werden.

Der Clou dabei ist folgender: Solange kein Ticket ausgestellt wurde, besteht die Flugbuchung nur aus Reservierungsdaten. Diese Reservierungsdaten können einfach und kostenfrei geändert oder gelöscht werden. Sobald ein Ticket ausgestellt wurde, enthält die Buchung einen Ticketdatensatz. Dieser Ticketdatensatz sorgt dafür, dass nun die Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen (Kategorie 16) in Kraft treten. Die Buchung kann meist nicht mehr kostenfrei geändert werden. Wenn ihr den Zeitraum zwischen der Reservierung und der endgültigen Ticketausstellung für euch nutzen möchtet, um die Reservierung doch noch schnell zu ändern, dann empfehlen wir euch mit einem Reisebüro zusammenarbeiten, das eine IATA-Lizenz besitzt und somit selbständig Tickets ausstellen kann. Wir werden später noch einmal detaillierter auf dieses Thema eingehen.

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Advance Reservations und Ticketing Restrictions für einen Business Class Restricted Fare der Lufthansa nach Rio © matrix.itasoftware.com

Dieser Business Class Restricted Fare der Lufthansa muss spätestens bis 21 Tage vor Reiseantritt reserviert bzw. das Ticket bis spätestens 21 Tage vor Reiseantritt ausgestellt werden. D.h., wer den Flug 30 Tage vor Abflug reserviert, hat noch mehrere Tage Zeit, bis das Ticket final ausgestellt werden muss. Auch hier wird erwähnt, dass die Buchungssteuerung aber ein kurzfristigeres Limit in die Buchung eintragen kann, an das sich gehalten werden muss.

Kategorie 6 – Minimum Stay

Der Minimum Stay, zu Deutsch Mindestaufenthalt, definiert den frühestmöglichen Zeitpunkt für den Rückflug. Dementsprechend gilt diese Kategorie nur für Hin- und Rückflüge. Die Zeitspanne wird in Tagen angegeben, wobei der Tag des Hinfluges nicht mitgezählt wird. Oft kommt aber auch die sogenannte “Sundayrule” zur Anwendung, bei der man mindestens einen Samstag oder Sonntag am Zielort verbringen muss, bevor man den Rückflug antreten darf. Die Benachteiligten des Mindestaufenthalts sind oft Geschäftsreisende, da diese viel unter der Woche und nur für wenige Tage verreisen. Oder anders gesagt: Diese Regeln ermöglichen es der Airline zum Beispiel Business Class Tickets für Urlaubsreisende günstiger anzubieten als für Geschäftsreisende. Die Idee dabei ist, dass Urlaubsreisende meist deutlich preisbewusster sind als Geschäftsreisende, da sie ihre Tickets selbst buchen und bezahlen müssen. Mit einer Sundayrule o.Ä. kann man Urlaubsreisenden ein günstiges Ticket bieten ohne den Preis für Geschäftsreisende reduzieren zu müssen. Nur so kann die Airline ihren Profit maximieren.

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Minimum Stay der Lufthansa im günstigsten Economy Tarif © matrix.itasoftware.com

Hier haben wir als Beispiel die niedrigste Buchungsklasse (K) der Lufthansa nach London ausgewählt. Wer diesen Tarif buchen möchte, muss mindestens fünf Tage oder bis zum nächsten Samstag bzw. Sonntag am Zielort bleiben. Wird keine dieser Tarifbedingungen erfüllt, wird der Preis der K-Klasse erst gar nicht von der Suchmaschine angezeigt.

Kategorie 7 – Maximum Stay

Während der Minimum Stay/Mindestauftenhalt den Geschäftsreisenden oft in die Quere kommt, so ist der Maximum Stay/maximaler Aufenthalt der Gegner der Langzeitreisenden. Der Maximum Stay regelt den letztmöglichen Rückflugtag für diesen Tarif. Als Beispiel haben wir eine typische Backpackerverbindung von Frankfurt über Abu Dhabi nach Bangkok mit Etihad herangezogen. Die Airlines vom arabischen Golf sind wegen ihren günstigen Preisen bei Backpackern sehr beliebt.

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Maximum Stay für einen Economy Class Restricted Fare der Etihad von Frankfurt nach Bangkok © matrix.itasoftware.com

Hier sehen wir, dass der Rückflug spätestens einen Monat nach dem Hinflug erfolgen muss. Überschreitet ihr bei eurer Buchungsanfrage diesen Monat schon um einen Tag, werdet ihr diesen Tarif nicht in der Ergebnisliste finden.

Kategorie 8 – Stopover

Kategorie 8 definiert ob und wie Zwischenlandungen in Form eines Stopovers für diesen Tarif gestattet sind. Aber was sind eigentlich Stopover und was unterscheidet sie zu Transfers (Kategorie 9)? Hierfür gibt es eine klare Definition der IATA (International Air Transport Association), dem weltweiten Dachverband aller Airlines. Die Definition lautet: Ist der geplante Aufenthalt am Zwischenstopp länger als 24 Stunden, so handelt es sich um ein Stopover. Da wir das nun geklärt haben, schauen wir uns zwei typische Langstrecken mit Umstieg in einer Stopover-Destination an. Die erste Strecke ist von Frankfurt über Dubai nach Sydney mit Emirates in einem Restricted Fare der Economy Class.

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Stopover Restrictions für einen Economy Class Restricted Fare der Emirates von Frankfurt nach Sydney © matrix.itasoftware.com

Pro Richtung, also Hin- bzw. Rückflug, sind jeweils zwei Stopover gestattet. Der erste Stopover ist sogar kostenfrei, während der zweite mit 50 Euro zu Buche schlägt. Die Emirates sorgt außerdem dafür, dass der erlaubte Stopover am besten auch an ihrem Drehkreuz in Dubai stattfindet. Denn Stopover in Europa, Australien und den Malediven (MLE steht vermutlich für Male, die Hauptstadt der Malediven) sind nicht erlaubt. Die obige Stopover-Regelung steht exemplarisch für viele verschiedene Umsteigeverbindungen in Asien.

Beispiel 2 ist die Strecke Frankfurt über Windhoek nach Kapstadt mit der Air Namibia. Diese Verbindung ist eine preisgünstige Alternative, da Flüge nach Südafrika häufig ausgebucht sind.

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Stopover Restrictions für einen Economy Class Restricted Fare der Air Namibia von Frankfurt nach Kapstadt © matrix.itasoftware.com

Allerdings sind keine Stopover für diesen Tarif erlaubt. Wer ein paar Tage in Namibia verbringen möchte, bevor er nach Südafrika weiterreist, braucht einen anderen Tarif.

Kategorie 9 – Transfers

Wie wir in Kategorie 8 gesehen haben, ist der Unterschied zwischen einem Transfer und einem Stopover vom Airline-Dachverband IATA klar definiert. Ist der geplante Aufenthalt am Ort des Zwischenstopps bis zu 24 Stunden, so spricht man von einem Transfer. Für diese Kategorie haben wir ebenfalls eine typische Umsteigeverbindung gewählt (Frankfurt – Abu Dhabi – Sydney mit Etihad).

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Transfer Restrictions für einen Economy Class Restricted Fare der Etihad von Frankfurt nach Sydney © matrix.itasoftware.com

Transfers sind unbegrenzt und kostenfrei per Pricing Unit möglich. Nur Umstiege in Brisbane (BNE) sind verboten. Außerdem sind “Fare Break Surface Sectors” nicht gestattet, “Embedded Surface Sectors” aber schon. Hier geht es tief in die Theorie der Tarifkalkulation, wir möchten dennoch etwas Licht ins Dunkel bringen und uns schrittweise den Begriffen nähern.

Eine Pricing Unit ist ein Teil der gesamten Reise, für den ein eigener Preis berechnet wird. Aus den jeweiligen Preisen der einzelnen Pricing Unit wird am Ende der Gesamtpreis in der Fare Calculation berechnet. Ein einfaches Beispiel: Bei einem Hin- und Rückflug wird meist dem Hinflug und dem Rückflug jeweils ein Preis zugewiesen, die dann zu einem Gesamtpreis zusammengefügt werden.

Was ist ein Surface Sector? Einfach gesagt, ein Surface Sector ist eine Lücke in eurer Flugroute, die ihr nicht per Flugzeug zurücklegt. Diese Lücke wird aber bei der Tarifberechnung berücksichtigt und eingebaut. Oft kommen Surfaces bei Gabelflügen zum Einsatz. Wir bleiben bei einem realistischen Beispiel und suchen uns einen Gabelflug mit der Etihad in der Buchungsklasse T nach Australien. Die Route ist wie folgt:

  • Hinflug: Frankfurt über Abu Dhabi nach Sydney
  • Rückflug: Melbourne über Abu Dhabi nach Frankfurt

Schauen wir uns nun die Tarifberechnung (Fare Construction) an. Die Transfers in Abu Dhabi (AUH) werden als “X” dargestellt und der Surface Sector zwischen Sydney (SYD) und Melbourne (MEL) als “-“. Wir haben die jeweiligen Stellen für euch gelb markiert.

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Darstellung eines Surface Sectors in der Fare Construction am Beispiel eines Gabelfluges © matrix.itasoftware.com

Der Surface Sector ist in diesem Fall zwischen Sydney und Melbourne. Was ist jetzt der Unterschied zwischen einem “Embedded Surface Sector” und einem “Fare Break Surface Sector”? Diese Frage müssen sich vor allem die Reisebüromitarbeiter stellen, die anspruchsvolle Flugrouten manuell berechnen möchten. Dennoch gehen wir kurz darauf ein.

Ein Embedded Surface Sector ist ein Lücke, die zwischen zwei “Intermediate Points” (deutsch: Zwischenhalt oder Zwischenpunkt) entsteht. Ein Fare Break Surface Sector ist eine Lücke zwischen einem Fare Break Point und einem Intermediate Point. Fare Break Points sind die Ausgangs – bzw. die Endpunkte der Tarifberechnung. Vergleicht man einen Flugtarif mit einem Haus, so wären die Fare Break Points die tragenden Wände, während die Intermediate Points eher als Trennwand fungieren. Trennwände kann man in der Hauskonstruktion entfernen oder verrücken, tragende Wände nicht. Demnach muss es sich in unserem Beispiel um einen Embedded Surface Sector handeln, da die Tarifberechnung nicht unterbrochen wird und ein Fare Break Surface Sector nicht gestattet ist. Surface Sectoren sollten stets zusammen mit Kategorie 10 – Combinability betrachtet werden.

Kategorie 10 – Combinability

Diese Kategorie legt fest, ob und in welcher Form der Tarif mit anderen Tarifen kombiniert werden kann. Das gilt für klassische Hin- und Rückflüge (Round Trips), Rundreisen (Circle Trips) sowie verschiedene Formen des Gabelfluges (Open Jaw Trip). Das ist vor allem für Reisende interessant, die ausgefallene Routings bauen und buchen möchten.

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Combinability für einen Economy Class Restricted Fare der Etihad von Frankfurt nach Sydney © matrix.itasoftware.com

Dieser Tarif der Etihad lässt sich unter bestimmten Voraussetzungen in Gabelflüge einbauen, z.B. wenn das offene Segment des Gabelfluges sich in Europa oder im asiatisch-pazifischen Raum (IATA Area 3) befindet. Für Rundreisen kann er ebenfalls genutzt werden. Hierfür kann der Tarif zu einem halben Roundtrip gekürzt werden, d.h., der ursprüngliche Nettopreis wird in die Fare Construction nur zur Hälfte einfließen. Außerdem kann er mit anderen Tarifen der Etihad (EY), Jet Airways (9W) und der Air Serbia (JU) kombiniert werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung für das Interlining.

Kategorie 11 – Blackout Dates

Blackout Dates sind einzelne Daten oder sogar Zeiträume, an denen das Reisen mit diesem Tarif nicht gestattet ist. Im Gegensatz zu Kategorie 3 – Seasonality, in der festgelegt wird, in welchen spezifischen Zeiträumen im Jahr der Tarif gültig ist.

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Beispiel für Blackout Dates in den Fare Rules © matrix.itasoftware.com

Wie wir sehen, haben Hin- und Rückflug jeweils mehrere Zeitspannen, zu denen das Reisen nicht erlaubt ist.

Kategorie 12 – Surcharges

Hier findet man mögliche Surcharges (Zuschläge) auf den Flugpreis und die Bedingungen, wann sie zur Anwendung kommen. In Kategorie 3 – Seasonality haben wir die Zuschläge bereits kurz angedeutet. Greifen wir die Flugverbindung von Kategorie 3 nochmals auf. Es handelt sich um Hin- und Rückflüge von Singapur nach Hongkong mit Cathay Pacific. Jedoch ist der Hinflug ca. 18 Euro teurer als der Rückflug.

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Flugverbindung mit Nettopreisen zwischen Singapur und Hongkong mit der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com
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Surcharges am Beispiel der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Das hängt mit den Zuschlägen zusammen, die in den Fare Rules stehen. Denn wer an einem Freitag oder Samstag von Singapur fliegt und diesen Tarif nutzen möchte, der zahlt 30 Singapore Dollar (SGD) Zuschlag. Überprüfen wir kurz unser Abflugdatum: Das ist in unserem Beispiel der 10. August, ein Freitag… Jetzt rechnen wir 30 SGD zum heutigen Kurs in Euro um und siehe da: 30 SGD sind ca. 18,50 Euro. Das passt also. Des Weiteren wissen wir nun auch, dass dieser Zuschlag automatisch in den Nettopreis eingerechnet wird. Die Surcharge-Kategorie ist in unserem Beispiel sehr kurz gehalten, es gibt aber auch Fare Rules, in denen dieser Abschnitt seitenlang ist.

Kategorie 13– Accompanied Travel

Eine Kategorie, die selten auftaucht. Sie definiert, ob das Reisen mit einem oder mehreren Reisepartnern zwingende Voraussetzung ist. Diese Kategorie kommt z.B. bei den wiederkehrenden Partnerangeboten von Lufthansa und SWISS zum Einsatz. Auch diese Regel erlaubt es der Airline zum Beispiel wieder zwischen Geschäfts- und Privatreisenden zu trennen und entsprechend unterschiedlich teure Preise anzubieten.

Kategorie 14– Travel Restrictions

Die Travel Restrictions regeln die grundsätzliche Gültigkeit, also das Start- bzw. Enddatum des Tarif.

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Travel Restrictions am Beispiel der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Am Beispiel der Cathay Pacific sehen wir, dass nur das Startdatum des Tarifs angegeben wurde. Der Tarif ist somit gültig für Reisen, die ab dem 15. Januar 2018 begonnen haben. Diese Angaben können zusätzlich durch die Kategorie 2 – Day/ time applicationKategorie 3- Seasonal Restrictions und in Kategorie 11 – Blackout Dates weiter eingeschränkt werden. Hier ein weiteres Beispiel der Lufthansa:

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Travel Restrictions am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Die Lufthansa gibt hier Gültigkeitsbeginn und -ende für einen Restricted Fare nach San Jose (Costa Rica) bekannt.

Kategorie 15– Sales Restrictions

In Kategorie 15 – Sales Restrictions werden in den Fare Rules die Bedingungen des Ticketverkaufs angegeben. Das können zeitliche oder geographische Einschränkungen sein. Aber auch Eingrenzungen der Ticketausstellung, Zahlungsart und Verkaufswährung. Das untere Beispiel zeigt zeitliche Einschränkungen und Einschränkungen bei der Ticketausstellung.

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Sales Restrictions am Beispiel der Cathay Pacific © matrix.itasoftware.com

Die Cathay Pacific hat in diesem Beispiel den Verkauf übersichtlich eingeschränkt. Tickets für diesen Tarif müssen bis zum 31. Dezember 2018 ausgestellt werden (Was der Unterschied zwischen einer Reservierung und einem ausgestellten Ticket ist, haben wir Kategorie 5 – Advanced Reservations/Ticketing bereits kurz erläutert). Außerdem dürfen Tickets nur auf Cathay Pacific und Cathay Dragon, einer ehemaligen Tochtergesellschaft der Cathay Pacific, ausgestellt werden.

Was bedeutet das genau? Für jedes Flugticket muss im Reservierungssystem ein sogenannter validating carrier oder auch issuing carrier angegeben werden. Ein validating carrier ist die Airline, auf die das Ticket dann ausgestellt wird. Reisebüromitarbeiter sind prinzipiell in der Lage, den vorgeschlagenen validating carrier im Reservierungssystem manuell zu ändern. Das Wichtige dabei: der validating carrier kassiert erst einmal das Geld für das komplette Ticket, auch wenn andere Airlines Strecken zum Gesamtpaket beigetragen haben. Später wird das unter den Airlines dann verrechnet. Dennoch ist ein “falscher” validating carrier ein Zusatzaufwand für die Airlines. Daher macht die Cathay Pacific im Voraus klar, dass dieser Tarif nur auf sie und ihre Tochtergesellschaft ausgestellt werden darf. Alles andere hat Strafen für das Reisebüro zur Folge. Dieses Beispiel zeigt zusätzlich geographische Einschränkungen und Beschränkungen der Ticketnutzung.

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Sales Restrictions am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Welche Informationen zeigt uns diese Passage aus den Fare Rules der Lufthansa für einen Restricted Fare? Tickets müssen auf die Lufthansa oder die Austrian Airlines ausgestellt werden. Des Weiteren ist der Verkauf in mehreren Ländern, wie z.B. Angola oder Venezuela nicht gestattet. Dieser Tarif kann grundsätzlich in allen drei IATA Gebieten verkauft werden. “Extension of ticket validity is not permitted” bedeutet, dass der maximale Aufenthalt (Kategorie 7) nicht von  Reisebüromitarbeitern verlängert oder umgangen werden kann, indem das Ticket manuell geändert wird. Ein weiterer, sehr interessanter Punkt ist “sequential use of flight coupons”. Flüge können nur in der gebuchten Reihenfolge genutzt werden. Wer in seinem Ticket z.B. drei Flugstrecken gebucht hat und die zweite Strecke nicht antritt, der verliert gleichzeitig das Recht, die dritte Strecke mit diesem Tarif zu nutzen.

Kategorie 16– Penalties

Die “Penalties” zählen zu den wichtigsten Bestandteilen der Fare Rules. Hier wird definiert, ob Umbuchungen und Stornierungen gestattet sind und zu welchem Preis. Es lohnt sich hier genau zu lesen, um die Flexibilität eures Tickets genau einschätzen können. In dieser Kategorie werden zum Teil spezielle Begriffe genutzt, die dem Laien nicht auf dem ersten Blick etwas sagen, daher klären wir vorab ein paar Fachwörter:

  • Cancellation – Damit ist die nur Stornierung der Reservierungssegmente bzw. der Ticketsegmente gemeint.
  • Refund – Ein Refund ist eine Erstattung des Tickets. Der Reisende möchte also gezahltes Geld zurück bekommen.
  • Revalidation – Ein Flugsegment soll umgebucht werden und das neue Segment hat die gleiche Route, die gleiche Buchungsklasse und den gleichen Preis, dann wird der Ticketdatensatz im System nur revalidiert oder upgedatet.
  • Reissue – Wird als Umschreibung bezeichnet. Ein Flugsegment soll gegen ein anderes ausgestauscht/umgebucht werden. Das neue Flugsegment weicht in seiner Streckenführung, der Buchungsklasse oder/und dem Preis vom alten Flugsegment ab, so muss das Ticket (manuell) “umgeschrieben” werden.
  • Rerouting – Ist eine Änderung der Streckenführung. Man kann das Ticket also nur umschreiben, wenn auch gleichzeitig die Änderung der Route gestattet ist.
  • No-Show – No-Show ist das Nichterscheinen eines Passagieres am Check-In. Der Passagier tritt also seinen Flug nicht pünktlich an.

Sehen wir uns nun die Penalties Schritt für Schritt an einem typischen Beispiel an. Hierfür haben wir einen Restricted Fare der Lufthansa in die USA ausgewählt (Buchungsklasse W):

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Erstattungsbestimmung in den Penalties am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Dieser Teil fokussiert sich nur auf die Erstattung des Tarifs. Die Definition einer Pricing Unit findet ihr in Kategorie 9- TransfersDes Weiteren werden die Bedingungen aufgelistet, zu denen einzelne Steuern und Gebühren zurückerstattet werden können. Reisebüromitarbeiter können in diesem Teil genau nachlesen, welche Steuern und Gebühren sie ggf. dem Kunden erstatten können. Dieser Vorgang nennt sich Tax Refund.

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Bestimmungen Tax Refund am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Leider ist sehr oft der hohe Kerosinzuschlag (YQ) von der Erstattung ausgenommen. Dennoch können, abhänging von der Reiseroute, immer mal wieder ein paar Steuern erstattet werden. Ihr findet die Auflistung anfallenden Steuern und Gebühren eurer Reise in der ITA Matrix.

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Weitere Erstattungsbestimmungen am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Wer dachte, er könne durch eine Umbuchung in einen Flex-Tarif und eine anschließende Erstattung sein Geld retten, hat leider Pech. Im obigen gelben Feld wird dies ausgeschlossen. Im nächsten Sektor finden wir die generellen Konditionen zur Umbuchung des Tickets.

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Generelle Umbuchungsbestimmungen am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Das Ticket kann jederzeit gegen eine Gebühr von 130 Euro umgeschrieben oder revalidiert werden. Auch eine Streckenänderung (Rerouting) ist erlaubt, was relativ selten vorkommt. Noch bleiben die Bestimmungen zur Umbuchung oberflächlich, das wird sich nun ändern. Denn eine Umbuchung von Restricted Fares ist viel mehr, als das bloße Ändern von Flügen im Reservierungssystem. Im unteren Bereich findet ihr verschiedene Bestimmungen je nach Umbuchungszeitpunkt, Anzahl der Umbuchungen, etc. Natürlich nehmen euch auch die Buchungsseiten der Airlines diese Arbeit ab. Aber falls ihr euch fragt, warum eine Umbuchung nicht so funktioniert, wie ihr euch das vorstellt, dann findet ihr die Ursache womöglich in der unteren Abbildung.

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Weitere Konditionen der Umbuchung am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Wir wissen nun, was die reine Umbuchungsgebühr beträgt, nämlich in unserem Beispiel 130 Euro. Nun kommt ein weiterer Teil hinzu, der Laien oft ratlos zurück lässt. Es ist die Aufzahlung in den nächsthöheren anwendbaren Tarif. Was bedeutet das? Gehen wir davon aus,  dass wir einen Flug der Lufthansa in der Buchungsklasse W gekauft haben. Die Reise soll umgebucht werden und wir fragen die gleiche Strecke für ein anderes Datum an. Ist jetzt, zum Zeitpunkt der Umbuchung, die Buchungsklasse W nicht mehr verfügbar, so muss das Ticket auf die nächsthöhere und verfügbare Buchungsklasse umgebucht werden. Eine Umbuchung in eine niedrigere Buchungsklasse ist nie möglich! Eine höhere Buchungsklasse bedeutet meist auch einen höheren Preis. Daher muss die Preisdifferenz zwischen dem alten und dem neuen Tarif ebenfalls bezahlt werden. Das bedeutet, ihr zahlt die Umbuchungsgebühr UND die Preisdifferenz zum nächstmöglichen Tarif. Diese Erklärung findet ihr in Kurzform im grünen Bereich der unteren Abbildung.

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Zahlung der Preisdifferenz bei einer Umbuchung am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Kategorie 17– Hip/Mileage Exceptions

Diese Kategorie bestimmt, wann und ob die Higher Intermediate Point Rule (HIP) zur Anwendung kommt. In dieser Kategorie bewegen wir uns mal wieder in der Theorie der Tarifkalkulation. Hierfür nehmen wir ein einfaches Beispiel. Wir haben einen Gabelflug: Frankfurt – Dubai und Delhi – Frankfurt. Laut der Tarifberechnung wäre Delhi der Fare Break Point, da es am weitesten vom Startort entfernt ist. Allerdings kann es sein, dass der Preis für die Teilstrecke Frankfurt – Dubai teurer ist, als die Teilstrecke Frankfurt – Delhi. Ist das der Fall, kommt die Higher Intermediate Point Rule zum Einsatz und der Reisende zahlt diese Differenz der beiden Teilstrecken. Analog verhält es sich mit den Tarifmeilen. Jedem Tarif wird ein bestimmter Betrag an Tarifmeilen (TPM= Ticketed Pointed Mileage) und eine maximale Anzahl an Meilen (MPM = Maximum Permitted Miles) zugewiesen. Die MPMs liegen meist 20% über den TPMs, sodass ein kleiner Umweg für einen Stop möglich ist. Überschreitet das Routing allerdings die MPMs, so ist eine Aufzahlung fällig.

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HIP exceptions am Beispiel der Delta Air Lines © matrix.itasoftware.com

Im obigen Beispiel erkennen wir, dass die HIP-Rule nicht für Umsteigeverbindungen und auch nicht für Stopover gilt.

Kategorie 18– Ticket Endorsements

Kategorie 18 – Ticket Endorsements enthält Informationen über die Übertragbarkeit von Flugtickets und über die Verwendung der Endorsement Box. Was ist nun die Endorsement Box? Ein Ticket(-datensatz) wird in den Reservierungssystemen in verschiedene Teilbereiche gegliedert. Ein bekannter Bereich ist z.B. die Tax Box, in der alle Steuern und Gebühren aufgeführt werden. Ein anderer Bereich ist die Endorsement Box, die dazu dient, Informationen, Beschränkungen und Konditionen des Tickets einzugeben bzw. auszutauschen. Schauen wir uns zuerst ein Beispiel der Lufthansa an.

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Ticket Endorsements am Beispiel der Lufthansa © matrix.itasoftware.com

Bei Ticketumschreibungen (seht hier, was eine Ticketumschreibung ist) wird ein neues Ticket auf Basis des ursprünglichen Tickets ausgestellt. Der Reisebüromitarbeiter muss dann in der Endorsement Box auf die Ticketnummer des Originaltickets verweisen. Das zweite Beispiel ist von der Singapore Airlines. Auch hier muss bei einer Umschreibung auf die ursprüngliche Ticketnummer verwiesen werden. Außerdem kann das Ticket auch für die Silkair (MI), eine Tochtergesellschaft der Singapore Airlines, verwendet werden.

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Ticket Endorsements am Beispiel der Singapore Airlines © matrix.itasoftware.com

Kategorien 19-22 Discounts

Kategorien 19-22 sind nahezu selbsterklärend, daher fassen wir diese zusammen. Mögliche Rabatte, die Art der Rabattberechnung und das Reisen von unbegleiteten Kindern, sogenannten Unacompanied Minors, werden hier definiert. Die Kategorien sind Children Discount (#19), Tour Conductor Discount (#20), Agent Discount (#21) und All Other Discounts (#23). Hier ein Discount der Thai Airways am Beispiel der Kategorie 19 – Children Discounts.

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Children Discounts am Beispiel der Thai Airways © matrix.itasoftware.com

Begleitete Kinder zwischen zwei und elf Jahren zahlen 75% des Tarifs und der Reisebüromitarbeiter muss bei der Flugpreisberechnung den Code “CH” eingeben, sodass der Rabatt angewendet wird. Kleinkinder unter zwei Jahren ohne Sitz zahlen 20% des Tarifs und mit Sitz 75% des Tarifs. Unbegleitete Kinder zwischen fünf und elf Jahren zahlen den vollen Preis und können nicht in den Buchungsklassen W und V gebucht werden.

Kategorie 23 – Miscellaneous Provisions

Diese Kategorie beinhaltet alle möglichen Informationen, die in keiner anderen Kategorie zugeordnet werden können.

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Beispiel Miscellaneous Provisions anhand der China Eastern von Shanghai nach Peking © matrix.itasoftware.com

Kategorie 24 – n/a

Kategorie 24 wird akutell von der ATPCO nicht verwendet.

Kategorie 25 – Fare By Rule

In diesem Bereich geht es darum, den Computerreservierungssystemen das Berechnen von Tarifen zu gestatten. Meistens ist diese Kategorie aber nicht präsent, daher haben wir auch kein passendes Beispiel gefunden.

Kategorien 26 und 27 – Groups und Tours

Hier wird definiert, wie sich Reisende für einen speziellen Gruppentarif oder Tourtarif qualifizieren können. Bedingungen wie z.B. die Gruppengröße sind hier aufgeführt. Auch diese Kategorien sind selten und daher haben wir auch hier kein passendes Beispiel für euch.

Kategorie 28 – Visit Another Country

Auch hier geht es um die Bedingungen zur Qualifikation, wie z.B. Heimatland oder Entfernung zum Reiseland, zu einem Visit Another Country Fare. Bisher haben wir kein Beispiel in den Fare Rules gefunden.

Kategorie 29 – Deposits

Kategorie 29 regelt die Konditionen der Vorauszahlung. Die Kategorie scheint in der Zeit von Onlinebuchungen und Kreditkarten überflüssig. Bis jetzt ist uns diese Kategorie noch nicht begegnet.

Kategorien 31 und 33 – Voluntary Changes und Voluntary Refunds

Im Prinzip geht es in dieser Fare Rules Kategorie darum, ob Umbuchungen und Stornierungen seitens des Kunden überhaupt möglich sind. Meist wird hier auch auf die Kategorie 16 – Penalties verwiesen, in der Umbuchungen und Rückzahlungen ebenfalls geregelt werden.

Kategorie 35 – Negotiated Fares

Große Konzerne und Unternehmen verhandeln meist mit Airlines spezielle Preise für Routen, die sie aufgrund ihres Geschäfts häufig fliegen. Hier wird geregelt, wie die vereinbarten Preise zu berechnen sind.

Kategorie 50 – Application and Other Conditions

In der letzten Kategorie werden Geltungsbereich, geografische Gültigkeit, Beförderungsklasse, etc. definiert und zusammengefasst.

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Beispiel Application and Other Conditions anhand der Lufthansa von Frankfurt nach London © matrix.itasoftware.com

Wie wir sehen, ist dies ein Restricted Fare der Lufthansa innerhalb Europas für die Economy Class. Außerdem ist die Verfügbarkeit dieses Tarifs der Airline vorbehalten und es müssen alle gebuchten Flüge nach der gebuchten Reihenfolge abgeflogen werden. Man kann also nur einen Rückflug verfallen lassen, keinen Hinflug oder eine Zwischenstrecke.

Fare Rules – Fazit

Als Passagier kommt man in der Regel eigentlich kaum in Kontakt mit den Fare Rules oder Fare Notes für ein Ticket. Denn die gängigen Flugsuchmaschinen zeigen natürlich immer nur die Flüge an, die basierend auf den Fare Rules überhaupt für den Passagier in Frage kommen. Und in der Tat interessiert ja auch meist einfach nur der Ticketpreis. Doch insbesondere wenn eine Stornierung oder Umbuchung eures Fluges wahrscheinlich ist, kann es sich auszahlen, die Fare Rules zu kennen und zu verstehen. Ein anderer häufiger Kontaktpunkt sind Buchungsfristen. Immer wenn wir ein Flugangebot präsentieren und dabei angeben wie lange dieses noch buchbar ist, stammt die Information in der Regel aus den Fare Notes.

Ich hoffe dieser Artikel hat etwas Licht ins Dunkel des sehr komplexen Regelwerk der Fare Rules gebracht. Dass diese alles andere als einfach und übersichtlich sind, beweisen auch die berüchtigten Error-Fares, die für extrem günstige Flugpreise sorgen, aber von der Airline nicht beabsichtigt waren und sich meist mit einem kleinen Fehler in den Fare Rules oder in der Fare Calculation erklären lassen.

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