Nachdem sie am 02. September die Arbeit bereits für einen Tag niederlegten, werden die Piloten der Lufthansa diese Woche erneut in den Streik treten. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ruft für Mittwoch und Donnerstag zu einem zweitägigen Streik auf.
Update vom 06.09.2022: Der angekündigte zweitägige Streik bei Lufthansa ist voraussichtlich abgewendet. Laut Medienberichten konnten sich die Vertreter der Airline und der Gewerkschaft im Tarifstreit einigen.
Piloten-Gewerkschaft ruft zum zweiten Streik auf
Breits Anfang August hatte die Vereinigung Cockpit unter den rund 5.000 Piloten der Lufthansa und der Lufthansa Cargo abstimmen lassen, ob der eingeschlagene Verhandlungsweg weitergeführt und ggf. ein Streik organisiert werden soll. Das Ergebnis der Urabstimmung war eindeutig: 97,6 Prozent der Lufthansa-Piloten sowie 99,3 Prozent der Piloten von Lufthansa Cargo stimmten für einen Streik. Eine weitere Verhandlungsrunde war zu diesem Zeitpunkt schon vereinbart. Diese ging jedoch ohne Einigung auseinander, weshalb die Piloten der Lufthansa Cargo sowie der Deutschen Lufthansa AG am 02.09.2022 zwischen 00:01 und 23:59 Uhr in den Streik traten. Mehr als 800 Flüge der Lufthansa fielen aus und rund 130.000 Passagiere waren davon betroffen. Lufthansa bezifferte den wirtschaftlichen Schaden auf 32 Millionen Euro. Trotz des Schadens kam die Fluggesellschaft nicht auf die Gewerkschaft zu, weshalb diese nun die nächste Eskalationsstufe zündet.
Der zweite Streik soll – zumindest im Personenverkehr – nun zwei Tage dauern. Die Piloten der Deutschen Lufthansa AG sollen vom 07.09.2022 ab 00:01 Uhr bis 08.09.2022, 23:59 Uhr streiken. Für die Kollegen der Lufthansa Cargo soll er sogar drei Tage dauern, nämlich vom 07.09.2022 ab 00:01 Uhr bis 08.09.2022, 23:59 Uhr. Die Lufthansa-Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind von diesem Arbeitskampf nicht betroffen. Wer jedoch einen Zubringer mit Lufthansa hat, muss auf ein anderes Verkehrsmittel ausweichen.
Tarifverhandlungen gescheitert
Die Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag sind nach mehreren Verhandlungsrunden erneut ins Stocken geraten bzw. vorerst gescheitert. Laut der Gewerkschaft lägen die Verhandlungspartner zu weit auseinander. Matthias Baier, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, sagte vor dem ersten Streik hierzu:
“Der Arbeitgeber hat den gestrigen Verhandlungstermin zwar wahrgenommenen, aber nicht genutzt, um sich mit einem verbesserten Angebot auf die Forderungen der Gewerkschaft zuzubewegen. Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.”
Die Vereinigung Cockpit hatte den laufenden Gehaltstarifvertrag zum 30. Juni gekündigt. Die Gewerkschaft verlangt für ihre Mitglieder u.a. eine Gehaltssteigerung von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Laut Lufthansa würde dies den Konzern in den kommenden zwei Jahren 900 Millionen EUR kosten. Konkret hat Lufthansa ein Angebot mit 18-monatiger Laufzeit vorgelegt, bei dem die Piloten in zwei Stufen insgesamt 900 EUR mehr Grundvergütung pro Monat erhalten würden. Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG, schätzt dies als ein sehr gutes Angebot ein:
„Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht – trotz der nachwirkenden Lasten der Corona Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft. Diese Eskalation geht zu Lasten vieler Tausend Kund:innen.“
Neben den Gehaltsverhandlungen gibt es noch einen weiteren Konflikt zwischen dem Konzern und der Vereinigung Cockpit: In der Vergangenheit hatten sich die Piloten die exakte Zahl von 325 Flugzeugen, in der sogenannten Perspektivvereinbarung, garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5.000 Kapitänen bzw. Ersten Offizieren geflogen werden durften, für die auch der Konzerntarifvertrag gilt. Im Zuge der Corona-Krise hat die Lufthansa diese Perspektivvereinbarung gekündigt. In den Verhandlungen zeigte Lufthansa jedoch Bereitschaft, die Perspektivvereinbarung neu abzuschließen.
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