Zwei Nachrichten aus der Lufthansa-Gruppe wurden diese Woche verbreitet, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen. Da berichtet Swiss, dass sie beim Neustart nach der Coronakrise auf den Airbus A340-300 setzen werden, weil das Flugzeug die ideale Größe für das zu Beginn vermutlich geringere Passagieraufkommen hat. Lufthansa hingegen verkündete, alle seine 17 Airbus A340-600 für die nächsten ein bis anderthalb Jahre in der spanischen Sonne in Teruel zu parken. Fraglich ist, ob es danach noch mal ein Comeback für den Vierstrahler gibt.
Swiss setzt auf A340-300…
Swiss hatte unter der Woche verkündet, dass die Airline beim Hochfahren des Flugplans nach Ende der Einreisebeschränkungen und Normalisierung des Flugverkehrs voll auf die fünf A340-300 in ihrer Flotte setzen werde und damit viele Langstrecken bedienen wolle. Der Grund ist einfach: Während die Boeing 777-300ER 340 Plätze hat und zu Beginn der Wiederaufnahme voraussichtlich schlicht zu groß für die noch dünne Nachfrage sein wird, ist der A340 mit seinen 224 Sitzplätzen von der Größe her ideal. Der A330 von Swiss hat zwar ebenfalls nur 236 Sitzplätze, hat aber im Vergleich zum A340 auch eine deutlich geringere Reichweite und ist daher nicht so flexibel einsetzbar wie der Vierstrahler. Im Ergebnis wird der A340 sicherlich vor allem auf den Langstrecken eingesetzt, für die die Triple Seven schlicht zu groß sein wird, während z.B. die Ostküste der USA oder Indien weiter ganz normal von den A330 bedient werden dürften. Die Boeing 777-300ER ist zwar dem A340 bei voller Auslastung in Sachen Effizienz und bei Frachtzuladung deutlich überlegen, doch kann das Flugzeug seinen Kostenvorteil beim erwarteten Rückgang des Passagieraufkommens eben kaum ausspielen. Dazu kommt, dass der niedrige Kerosinpreis derzeit den größten Nachteil des A340, nämlich aufgrund seiner vier Triebwerke ein Spritfresser zu sein, ein Stück weit egalisiert. Swiss hatte schon vor der Coronakrise entschieden, den im Schnitt 16 Jahre alten Fliegern eine neue Kabine zu verpassen, so dass man davon ausgehen kann, dass die Entscheidung für den Weiterbetrieb des A340-300 strategischer Natur ist und über die aktuelle Krise hinausgeplant sein dürfte.
… während Lufthansa alle A340-600 einlagert
Ganz anders denkt man offensichtlich bei der Lufthansa über den Problemflieger A340. Anders als die Konzerntochter aus der Schweiz hat die Lufthansa allerdings auch nicht nur 17 der 300er Variante des Vierstrahlers in der Flotte sondern genauso viele der längeren 600er. Während von den 17 A340-300 nur drei in Rente geschickt werden, die für Lufthansa Cityline unterwegs waren, wird die gesamte Flotte der 17 A340-600 in Teruel im Osten Spaniens geparkt bzw. vermutlich eher eingelagert, wo Tarmac Aerosave einen Standplatz für insgesamt 115 Flieger hat. Der Hauptunterschied zwischen den beiden 340er Varianten aus Effizienzsicht sind die Triebwerke. Die im A340-600 verbauten Trent 500’er Triebwerke von Rolls Royce sind deutlich aufwändiger in der Wartung und entsprechend kostenintensiver, während die kleineren Varianten des A340 mit CRM56-5C Triebwerken ausgestattet sind, die auch in Schmalrumpfflugzeugen verbaut werden und daher in der Wartung sehr viel günstiger sind. Der höhere Wartungsaufwand bei den A340-600 wird gegenüber zweistrahligen Großraumflugzeugen wie der Boeing 777 auch nicht durch die Routing-Vorteile aufgrund der ETOPS-Regelung aufgefangen, nach der Zweistrahler auf ihrem Flug nie weiter als drei Stunden vom nächsten Flughafen entfernt sein dürfen, um für den Fall eines Triebwerksausfall in überschaubarer Zeit notlanden zu können, während die vierstrahligen A340 ihre Route dessen ungeachtet optimieren können.
Aus Vielfliegersicht dürfte vor allem mit Interesse zur Kenntnis genommen werden, dass Lufthansa vor allem Flugzeuge außer Dienst stellt, die eine First Class haben. So sind von der Ausflottung vor allem die Flugzeugtypen A380 und A340 betroffen – zwei von nur drei Flugzeugtypen in der Lufthansa-Flotte, die noch eine First Class haben. Es muss daher damit gerechnet werden, dass die Lufthansa ihre First Class Ziele in der näheren Zukunft deutlich ausdünnen wird, was die Chancen auf einen First Class Prämienflug – das Hauptziel vieler Miles & More Meilensammler – weiter verringern dürfte.
Lufthansa Group: Hat der A340 eine Zukunft – Fazit
Auf lange Sicht werden vierstrahlige Flugzeuge vermutlich keine Zukunft in der zivilen Luftfahrt haben. Zu groß ist der Effizienzrückstand gegenüber Zweistrahlern mit ähnlicher Reichweite. Kurz- und mittelfristig macht die Entscheidung von Swiss für den wartungsärmeren A340-300 dagegen durchaus genauso Sinn, wie die Entscheidung der Lufthansa, sich von der viel wartungsintensiveren 600er Variante zu trennen.
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