Malaysia Airlines setzt ihre Boeing 737-800 hauptsächlich auf Inlandsflügen und auf Kurz- und Mittelstrecken nach Indien und Südostasien ein. So auch auf dem mehrstündigen Flug von Delhi nach Kuala Lumpur, auf dem ich in der Business Class gebucht war.
Malaysia Airlines hat eine bewegende Geschichte hinter sich, die ich seit ein paar Jahren verfolge. Im Jahr 2005 wurde das oneworld Mitglied eine 5-Sterne-Airline und begab sich Anfang des Jahrtausends auf Expansionskurs. Schließlich bietet die Hauptstadt des Landes Kuala Lumpur eine ähnliche geographische Lage wie Singapur oder Bangkok, wovon die Malaysier profitieren wollten. Auch Flüge nach Deutschland wurden angeboten. Doch im März 2014 verschwand der Malaysia Airlines Flug MH370, und die Fluglinie machte bei der Kommunikation des Zwischenfalls keine gute Figur. Malaysia Airlines verlor das Vertrauen der Kunden und die Buchungszahlen sanken abrupt. Wenige Monate nach dem Verschwinden von MH370 wurde MH17 über der Ukraine abgeschossen. Ein weiteres Desaster für die einst aufstrebende Fluglinie, die seitdem rote Zahlen schreibt, und sich spürbar verkleinern musste. Auf meinem Flug von Delhi nach Kuala Lumpur in der Business Class der Boeing 737-800 von Malaysia Airlines wollte ich ein Stück weit herausfinden, wie es mittlerweile um die Fluglinie steht, und was es mit dem gewählten Slogan “Malaysian Hospitality is more than a service” so auf sich hat.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Die wichtigsten Daten
- Airline: Malaysia Airlines
- Flugzeugtyp: Boeing 737-800
- Kennzeichen: 9M-MXC
- Flugnummer: MH173
- Flugzeit: 5:15 Stunden
- Tag/Nacht: Tagflug
- Reiseklasse: Business Class
- Kabinen-Konfiguration: 2 – 2
- Kabinen-Größe: 16 Sitze in 4 Reihen
- Sitzbreite: 21 Zoll / 53,34 cm
- Pitch/Sitzabstand: 42 Zoll / 106,68 cm
- Recline: keine Informationen gefunden
Die Maschine mit der Kennung 9M-MXC wurde im Dezember 2010 an Malaysia Airlines ausgeliefert und war zum Zeitpunkt des Fluges also fast 12 Jahre alt. Kurze Zeit vor dem Flug gab die Airline bekannt, dass man die Kabine dieser Teilflotte modernisieren wird. Zum Zeitpunkt des Fluges saß ich also in der aktuellen Business Class, aus der in den nächsten Jahren die „alte“ Business Class“ in der Boeing 737-800 werden wird. Die neue Business Class Kabine in der 737-800 wird von 16 auf 12 Sitze verkleinert.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Buchung und Check-In
Da Malaysia Airlines Mitglied der oneworld Alliance ist, bieten sich für eine Buchung von Prämienflügen die gängigen Vielfliegerprogramme der Partnergesellschaften an. Durch eine vorangegangene Reise und durch eine Stornierung von Flügen hatte ich Avios bzw. Meilen im British Airways Executive Club und bei Cathay (Asia Miles) übrig. Deshalb verglich ich die Preise dieser beiden Programme. Hierbei fiel auf, dass der Meilenpreis für die Strecke von Delhi nach Kuala Lumpur ungefähr gleich war (38.750 Avios bei British Airways und 30.000 Meilen bei Cathay), sich die Zuzahlungen jedoch deutlich unterschieden. Beim Executive Club wurden mir für den Flug von Delhi nach Kuala Lumpur Zuzahlungen in Höhe von 276 Euro angezeigt, während Cathay nur 32 Euro an Steuern und Gebühren verlangte. Deshalb fiel meine Wahl eindeutig zu Gunsten von Asia Miles aus. Den Flug konnte ich dann online über die Asia Miles Website buchen.
Der Check-In in Delhi verlief unspektakulär. Am Business Class Schalter war nur ein Reisender vor mir, der gerade seine Bordkarte erhielt, dementsprechend lag meine Wartezeit bei gefühlten fünf Sekunden. Nach Prüfung meiner Dokumente erhielt ich den Boarding Pass sowie eine Einladung in die Plaza Premium Lounge in Terminal 3. Zwar ist eine Wegbeschreibung auf der Einladung abgedruckt, ich habe sie jedoch nicht wirklich verstanden. Die Vertragslounge befindet sich im Loungebereich B. Diesen erreicht man, indem man nach der Sicherheitskontrolle den Duty Free Bereich durchquert und sich dann rechts hält. Anschließend läuft man an den internationalen Geschäften vorbei, bis man die Apotheke auf der linken Seite erreicht. Hier biegt man nach rechts ab und durchschreitet einen Korridor, der an zwei Fahrstühlen endet, die einen auf Level 4 in die Plaza Premium Lounge bringen.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Boarding und Kabine
Geboardet wurde über Gate 22, das nach einer kleinen Dokumentenkontrolle über einen eigenen Sitzbereich verfügt. Zuerst wurden Reisende mit Rollstühlen und deren Begleiter aufgerufen, danach die Business Class Passagiere. Da es sich um eine Single Aisle Maschine handelte, die nur über die erste Tür geboardet wurde, passieren alle Economy Class Passagiere die Business Class Kabine.
Nachdem das Boarding abgeschlossen war, wurden ein Begrüßungsgetränk (Auswahl an Säften, Alkohol offenbar nach Wunsch) und ein feuchtes Tuch gereicht. In dieser Version der Boeing 737-800 von Malaysia Airlines findet man eine klassische kontinentale Business Class (abgesehen von Europa) für Schmalrumpfflugzeuge vor. Die 16 Sessel sind in einer 2 – 2 Konfiguration angeordnet und von der Economy Class Kabine getrennt.
Neben dem flugzeugtypischen Grau dominiert ein dunkles Blau die Kabine. Die Bezüge der Sitze, Armlehnen und Konsolen sind in diesen Farben gehalten. Bei meiner Buchung entschied ich mich für den rechten Fensterplatz in Reihe vier (4F). Erstens wollte ich die Mitreisenden nicht durch meine Fotos stören, und zweitens hatte ich wieder die Hoffnung, dass mein Nachbarsitz leer bliebe. Wie schon auf dem Flug von Frankfurt nach Delhi mit Air India, hatte ich kein Glück. Auf dem Flug von Delhi nach Kuala Lumpur waren nur drei der 16 Plätze nicht belegt.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Sitz
An meinem Sitz angekommen, lagen ein Kissen und eine Decke (beide ebenfalls blau) auf der Sitzfläche bereit. Wie oben erwähnt, ist dies eine recht klassische Business Class, die für Kurz- und Mittelstrecken ausgelegt ist. Bei den Sitzen handelt es sich um massive Ledersessel, die über eine verstellbare Rückenlehne und Kopfstütze sowie über eine ausklappbare Bein- und Fußablage verfügen. Im Vergleich zu modernen Business Class Sitzen in Schmalrumpfflugzeugen entspricht das zwar nicht mehr dem Zeitgeist, ist aber auf einem Flug von mehreren Stunden deutlich angenehmer als eine innereuropäische Business Class. In der Rückenlehne des Vordersitzes ist der kleine Bildschirm des Inflight-Entertainment-Systems angebracht. Darunter findet man eine Tasche, in der die Sicherheitskarte und die Kopfhörer verstaut sind. Neben den gewohnten Gepäckfächern bietet der Fußraum unter dem Vordersitz noch Platz, um Taschen oder größere Gegenstände zu verstauen. Für lose Dinge bleibt nur die erwähnte Tasche unter dem Bildschirm. Deren Kapazität ist jedoch recht klein. Wenn man die Kopfhörer, für die es keine Ablage oder Möglichkeit zum Aufhängen gibt, dort lässt und daneben die ausgeteilte Wasserflasche steckt, ist der Platz für ein elektronisches Gerät oder ein Buch schon begrenzt.
Eine Ablagefläche für mobile Endgeräte oder persönliche Gegenstände gibt es im Grunde nicht. Denn die Mittelkonsole zwischen den beiden Sitzen ist zum Großteil mit einem abgerundeten blauen Lederpolster bezogen und somit nicht zur Ablage von Smartphones oder Wasserflaschen geeignet. An der Innenseite der Mittelkonsole ist der Controller für das Entertainment-System angebracht. Außerdem kann man hier eine kleine Fläche herausfahren, um z.B. Getränke abzustellen. Für mich war diese Vorrichtung jedoch unpraktikabel, weil das Cocktail-Tischchen mit meinem Oberschenkel kollidierte.
In der äußeren Armlehne befindet sich der ausziehbare Tisch, den man nach vorne oder hinten schieben kann. Zudem lässt sich die Fläche aus- bzw. einklappen. Ebenfalls in dieser Armlehne sind eine Steckdose, ein USB-Anschluss und die Buchse für die Kopfhörer sowie die Steuerung des Sitzes angebracht, die aus zwei Knöpfen besteht. Mit einem Knopf lässt sich die Beinablage ausfahren, mit dem anderen die Rückenlehne nach hinten stellen. Ist dies geschehen, sitzt man deutlich entspannter als in der Economy Position, aber dennoch nicht so bequem wie in der Loungeposition eines modernen Business Class Sitzes.
Wird die Rückenlehne des Vordersitzes komplett nach hinten gestellt, wird der persönliche Freiraum schon spürbar eingeschränkt. Zwar bestand für mich keine Gefahr, dass ich mit den Knien an den Vordersitz stoße, jedoch war es durchaus eine Herausforderung vom Fensterplatz an der Mittelkonsole vorbei in den Gang zu kommen, ohne die Gläser abzuräumen, die noch dort standen.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Entertainment
Der Bildschirm hat eine Diagonale von 10,6 Zoll. Der Winkel des Monitors lässt sich verstellen, da sich dieser wesentlich ändern kann, sobald die Rückenlehne des Vordersitzes nach hinten gestellt wird. Wer den Controller nicht nutzen möchte, kann das System auch mit dem Finger navigieren. Die Reaktionszeit ist jedoch wesentlich länger als bei modernen Geräten, weshalb man etwas Geduld bei der Bedienung benötigt. Beim Controller handelt es sich um ein gewöhnliches Modell, das einwandfrei funktionierte. Der Klang der Kopfhörer ist in Ordnung, kam ich jedoch während des Fluges an die Buchse, jagte mir das System einen schrillen und unangenehmen Ton durch die Ohren. Im Angebot stehen über 100 Filme verschiedener Genres. Nach Sprachen lässt sich nicht filtern. Zudem kann man sich verschiedene Serien ansehen und Musik, darunter auch die Bravo-Hits 116, anhören. Spiele gibt es keine und zum Lesen nur den Koran. Außerdem kann man Fluginformationen abfragen, wobei es keine Flightmap gibt, auf der man nachverfolgen könnte, wo man sich auf der Landkarte gerade befindet.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Bad
Beim WC handelt es sich um ein typisches Bad einer Single-Aisle-Maschine. Schmucklos und wenig Platz. Malaysia Airlines bot ihren Passagieren neben der obligatorischen Seife noch Feuchtigkeitscreme und Eau de Toilette an. Außerdem wurde der Waschraum häufig gereinigt bzw. desinfiziert.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Amenity Kit
Ein Amenity Kit wurde auf diesem Tagflug nicht verteilt.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Essen/Service
Noch vor dem Abflug beobachtete ich, wie die Purserette die zwei vor mir sitzenden Herren als Statuskunden begrüßte. Kurz nach dem Start wurden eine Flasche Wasser und die Menükarten ausgeteilt. Wenige Augenblicke später wurde ich gefragt, welche Art von Satay-Spieße (Hähnchen oder Lamm) ich bevorzuge, oder ob ich beide probieren möchten, was ich bejahte. Gleichzeitig wurde die erste Getränkebestellung aufgenommen, hierbei wurde ich mit Namen angesprochen.
Noch vor dem Satay wurden verpackte Erdnüsse angeboten. Die Spieße sahen sehr gut aus und waren auch geschmacklich sehr gut. Nach der Vorspeise wurde der Hauptgang zusammen mit einem Beilagensalat und dem Dessert auf einem Tablett serviert. Zudem gab es vier verschiedene Brotsorten. Ich entschied mich für das gefüllte Hühnchen mit Kartoffeln und Gemüse und wurde nicht enttäuscht. Auch das Knoblauchbrot, das ich dazu nahm, und das Dessert waren sehr gut. Der Beilagensalat fiel da etwas ab. Während dem Essen fand eine weitere Getränkerunde statt.
Nach dem Essen zog sich die Crew in die Galley zurück und das Licht in der Kabine wurde ausgeschaltet. Als ich den Waschraum aufsuchte, fragten mich die Flugbegleiterinnen nach einem möglichen Getränkewunsch. Das Ausschalten des Lichts empfand ich als ungewöhnlich, schließlich verließen wir um 12:00 Uhr mittags Delhi. Da die Fenster aufgrund der einstrahlenden Sonne geschlossen waren, hätte ich mir zumindest ein schwaches Licht in der Kabine gewünscht. Insgesamt würde ich die beiden Flugbegleiterinnen als freundlich und professionell beschreiben. Dass Malaysia Airlines Wert auf den Service legt, war auf diesem Flug nicht nur eine Marketing-Floskel.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – WiFi
An Bord der Boeing 737-8 bietet Malaysia Airlines kein WiFi an. Nur die Airbus A350 und einige A330 sind mit der notwendigen Technik ausgerüstet. In diesen Flugzeugen kostet das günstigste Datenpaket (Messaging – 10 MB / 200 kps) 2 USD und das teuerste Paket (Business 200 MB / 512 kps) 25 USD.
Malaysia Airlines Business Class Boeing 737-800 – Fazit
Ähnlich wie beim Flug mit Air India, den ich einen Tag zuvor absolvierte, konnte die Crew mehr überzeugen als die Hardware. Zwar ist diese Form der Business Class deutlich angenehmer als eine innereuropäische Business Class, aber auf einem mehr als 5-stündigen Flug offenbart dieses Produkt ein paar Schwächen. Deshalb kann ich die (alte) Business Class der Malaysia Airlines in der Boeing 737-800 nur als durchschnittlich bewerten. Sofern möglich, sollte man auf ähnlichen Routen eine Langstreckenmaschine vorziehen.