Mitte letzter Woche fand die nationale Luftfahrtkonferenz in Leipzig statt. Ziel der Veranstaltung ist es, die deutsche Luftfahrt-Branche wettbewerbsfähiger und umweltverträglicher zu machen. Zu den Besuchern gehörten hochrangige Vertreter aus Politik und Industrie. Unter anderem äußerten sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz…
Lufthansa will im Preiskampf auf der Kurzstrecke mithalten
Ein Thema, das bereits seit einigen Wochen für Spannung in der Luftfahrtbranche sorgt ist der Preiskamp auf innereuropäischen bzw. innerdeutschen Kurzstrecken. Spohr nennt den Preiskampf, welcher diesen Sommer auf der Kurzstrecke stattgefunden hat „weltweit einzigartig“. Gerade Billigflugtickets der Low-Cost-Carrier, damit dürften allen voran Ryanair und EasyJet gemeint sein, machten dem Lufthansa-Konzern zu schaffen. Diese würden seit geraumer Zeit versuchen ihre Marktanteile in Deutschland stark auszuweiten. Aufgrund der billigen Preise würden sie jedoch auch massiv an Geld verlieren. In der Lufthansa Gruppe leidet insbesondere die Billigtochter Eurowings unter dem Preiskampf. So schrieb Eurowings in den vergangenen Monaten tiefrote Zahlen. Dennoch sei der Lufthansa-Konzern stark genug, um seinen Heimatmarkt zu verteidigen, so Spohr weiter. Dies bedeutet wohl, dass Lufthansa trotz der Verluste und das Herabsetzen des Gewinnziels für 2019, finanziell in der Lage ist diese Phase zu überstehen. Damit wird vor allem auf Ausdauer gesetzt und darauf gebaut, dass Ryanair und EasyJet die Preise nicht länger halten können.
Auch die vielfach kritisierten Kurzstreckenflüge zu den Lufthansa Hubs in München und Frankfurt verteidigte Spohr. So gebe es die Flüge zwischen München und Nürnberg nur, weil der Münchener Flughafen über keinen ICE-Anschluss verfüge. Dort werde dringend ein Bahnanschluss benötigt. Darüber hinaus mache die föderale Struktur Deutschlands viele Zubringer nötig.
Bemühungen um Nachhaltigkeit gefährdet
Durch den Preiskampf sieht der Chef der Deutschen Lufthansa allerdings die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz gefährdet. So hat er sich in einem Interview für ein langsameres Wachstum ausgesprochen. „Die Branche braucht ein qualitatives Wachstum, kein blindes quantitatives Wachstum“, so Spohr. Speziell durch die teils extrem niedrigen Preise wird eine hohe künstliche Nachfrage geschaffen und der Luftraum damit durch unzählige Flüge verstopft. Somit wird die Branche zur Zielscheibe von Kritik und die guten Ansätze für mehr Nachhaltigkeit gehen unter oder werden schnell in Frage gestellt.
Synthetische Kraftstoffe als Alternative
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer äußerten sich auf der Luftfahrtkonferenz Leipzig zum Thema CO2 neutrales Fliegen und sprachen sich für ein klimafreundliches und nachhaltiges Wachstum der Branche aus. So kündigte Merkel eine nationale Wasserstoffstrategie und Scheuer eine Erhöhung der Luftverkehrssteuer an. Die Einnahmen der Luftverkehrssteuer sollen laut Scheuer in der Entwicklung und Erforschung synthetischer Kraftstoffe Verwendung finden. Im „Leipziger Statement“, das Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Verkehrsminister Andreas Scheuer unterzeichneten, wurde der Anspruch formuliert „in führender Position zur Entwicklung neuer Technologien und Maßnahmen für Umwelt und Klimaschutz beizutragen, gerade auch mit dem Ziel eines CO2-neutralen Fliegens.“
Natürlich kam auch der CEO der Lufthansa auf der Luftfahrtkonferenz Leipzig zur Sprache. Schon vor der Luftfahrtkonferenz Leipzig bekräftigte Spohr, dass Lufthansa mit breitem Engagement für Klimaschutz steht und dass Nachhaltigkeit ein zentrales Leitmotiv von Lufthansa ist. Spohr betonte, dass die Zukunft in Richtung CO2 neutrales Fliegen durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe gehen wird. Allerdings sei nicht nur die Umstellung auf synthetische Kraftstoffe das Ziel. Kurzfristig böten insbesondere die Flottenerneuerung auf sparsamere Flugzeuge den größten Hebel bei der Einsparung von Kerosin und damit CO2. Einsparungs-Potential bestehe auch bei den national organisierten Flugsicherungen in Europa. „Weil Passagierflugzeuge in Europa Umwege fliegen müssen, verbrauchen sie bis zu 10 Prozent mehr Kerosin. Die Umsetzung eines Single European Sky wäre eine echte Klimaschutzmaßnahme“, so Carsten Spohr.
Darüber hinaus betonte Spohr die Bedeutung des Luftverkehrs für Deutschland: „Wir leisten einen erheblichen Beitrag zur deutschen Exportstärke. Dem Wert nach wird knapp ein Drittel der internationalen Fracht auf dem Luftweg befördert. Entwicklungshilfe oder die Versorgung mit Medikamenten rund um den Globus wären ohne Flugverkehr ebenso wenig möglich wie der Tourismus, der in vielen Regionen für wirtschaftliche Stabilität sorgt. Auch vor diesem Hintergrund müssen wir alles tun, um Fliegen künftig so klimafreundlich wie möglich zu gestalten.“