Die Boeing 787-9 wird in den kommenden Jahren zum Rückgrat der Austrian Airlines Langstreckenflotte aufsteigen, doch noch verfügt die Airline nur über zwei Maschinen des Typs. Auf meinem Flug von Chicago nach Wien habe ich die Chance genutzt mir die Business Class von Austrian Airlines anzusehen, die auf jeden Fall in den ersten sieben Maschinen der Österreicher zu finden sein wird.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Die wichtigsten Daten
- Airline: Austrian Airlines
- Flugzeugtyp: Boeing 787-9
- Kennzeichen: OE-LPL
- Flugnummer: OS66
- Flugzeit: 08:15 Stunden
- Tag/Nacht: Nachtflug
- Reiseklasse: Business Class
- Sitzmodell: Collins Aerospace Super Diamond
- Kabinen-Konfiguration: 1 – 2 – 1
- Kabinen-Größe: 26 Sitze in 7 Reihen
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Hintergrund
Die Maschine mit dem Kennzeichen OE-LPL war die erste Boeing 787-9, die an Austrian Airlines übergeben wurde. Mitte Mai 2024 kam der Flieger in Wien an. Dabei ist das Flugzeug keineswegs neu. Ursprünglich wurde der Dreamliner für die chinesische Hainan Airlines gebaut, die das Flugzeug jedoch nie abnahm. Stattdessen schlug die vietnamesische Bamboo Airways im Januar 2020 zu. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten gab Bamboo Airways die Boeing 787-9 im Dezember 2023 an die China Aircraft Leasing Company zurück und diese verkaufte den gebrauchten Flieger an die Lufthansa Group, welche OE-LPL wiederum der Austrian Airlines zuteilte. Den gleichen Weg ging auch OE-LPM, die zweite Boeing 787-9 in der Flotte von Austrian Airlines (Stand August 2024).
Mit ihrem Alter von knapp 5 Jahren hat OE-LPL also bereits eine bewegte Geschichte hinter sich und muss außerdem ohne Austrian-Lackierung auskommen, weil man das Flugzeug so schnell wie möglich in den Linienbetrieb integrieren wollte. Seit Anfang Juli 2024 ist der Dreamliner nun regelmäßig nach Chicago unterwegs.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Buchung
Bei der Buchung habe ich mich für einen Prämienflug in der Business Class im Miles & More Flex Plus Tarif entschieden, bei dem die Airline-Zuschläge ebenfalls mit Meilen gezahlt werden. Denn die Zuzahlungen bei Miles & More für Flüge der Lufthansa Group Airlines auf Routen in die USA und Nordamerika haben mittlerweile ein absurdes Niveau erreicht. Mehr dazu in unserem Artikel zu den Lufthansa Treibstoffzuschlägen. So habe ich den Flug für 78.000 Miles & More Meilen und 30,50 USD Steuern und Gebühren gebucht. Der normale Business Class Tarif hätte mit 56.000 Meilen und über 1.000 USD zu Buche geschlagen.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Check-In & Boarding
Der Check-In-Bereich von Austrian Airlines, die sich die Schalter mit SWISS teilt, befindet sich in Terminal 5 des Flughafens Chicago O’Hare. Zwischen den Schaltern und den Eingangstüren zum Terminal hat man nur wenig Platz für die Reisenden gelassen, um sich zur Sicherheitskontrolle oder zu den Schaltern zu bewegen. An den Austrian-Schaltern war jedoch kaum Andrang und ich konnte ohne jegliche Wartezeit direkt einchecken und meinen Koffer aufgeben. An den Sicherheitskontrollen herrschte dann umso mehr Betrieb und hier muss man – zumindest am Sonntagmittag – etwas Geduld auf- bzw. Zeit mitbringen.
Für das Boarding wurde OS66 der Flugsteig M14 zugeteilt. Von diesem Gate hat man leider keinen Blick auf das parkende Flugzeug, sodass ich kein Foto von der ganz in Weiß lackierten 787 machen konnte. Das Einsteigen lief dann organisiert und gesittet. Alle Passagiere betraten das Flugzeug über die zweite Tür. Business Class Passagiere wandten sich dann links und Reisende der Premium Economy Class und Economy Class nach rechts.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Kabine
Die 26 Business Class-Sitze sind auf sieben Reihen aufgeteilt. Die Business Class-Kabine wird im vorderen und im hinteren Teil von einer Galley begrenzt. An die hintere Galley schließt die Premium Economy Class an. In der vorderen Galley befindet sich auch ein Waschraum und in der hinteren zwei. Mein Sitz war 4K und somit jeweils drei Reihen zwischen mir und den Galleys. Dennoch drangen die Geräusche beider Galleys auch zu mir und auch insgesamt war es in der Kabine recht unruhig.

Wie erwähnt, hat Austrian Airlines das Flugzeug gebraucht übernommen. Dabei hat man sich dazu entschieden, die Kabine in ihrer bestehenden Konfiguration zu übernehmen und nur an das Corporate Design der Österreicher anzupassen. Allerdings lässt in der Kabine kaum erkennen, dass es sich um ein Flugzeug von Austrian Airlines handelt. Die Kopfstützen haben einen roten Überzug mit Austrian Airlines Logo und an der hinteren Wand der Kabine wurde noch ein Logo in Rot angebracht. Ansonsten sind Sitze, deren Verschalung und der Rest der Kabine in Grau gehalten.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Sitz/Bett
In der Business Class von Austrian Airlines in der Boeing 787-9 findet man insgesamt 26 Sitze des Modells Collins Aerospace Super Diamond vor. Dieser kommt stets in einer typischen 1-2-1 Reverse Herringbone Konfiguration. Neben den beiden Ex-Bamboo-Dreamlinern, werden auch die fünf Hainansa-Dreamliner zur Austrian stoßen. Diese sieben Flugzeuge verfügen mehr oder weniger über die gleiche Kabine, mindestens aber über den gleichen Business Class-Sitz. Diese Sitze sind schräg zur Flugrichtung verbaut. Durch die dadurch entstehende Blickrichtung zum Fenster hin und durch ihre Verschalung bieten sie mehr Privatsphäre als z.B. das Vorgängermodell, das noch in fast allen Langstreckenmaschinen der Muttergesellschaft Lufthansa zu finden ist.
Setzt man sich, schaut man – zumindest auf den Einzelsitzen in den äußeren Reihen – in Richtung Fenster. Auch der 17,5-Zoll-HD-Bildschirm ist schräg zur Flugrichtung ausgerichtet. Unter dem Bildschirm befindet sich der ausklappbare Tisch, darunter die Fußablage und darunter ein Stauraum, der Platz für eine Laptoptasche, einen kleinen Rucksack und/oder Schuhe bietet. Klappt man den Tisch komplett aus, passt mehr als nur ein Laptop darauf. Zudem kann man den Tisch zu sich heranziehen. Neben der Fußablage findet sich eine kleine Vertiefung, die als Ablage genutzt werden kann.
Zwischen dem Sitz und Fenster findet sich eine großzügige Ablagefläche. Darunter befinden sich auch zwei Fächer. Eine beinhaltet den Anschluss für die Kopfhörer, einen USB-Anschluss, die Universalsteckdose und den Controller für das Inflight-Entertainment-System. In diese Vertiefung passen bspw. die Kopfhörer, eine kleine Flasche Wasser oder ein Amenity Kit hinein. Allerdings scheint dieses Fach nicht zur Aufbewahrung geeignet, schließlich findet man hier den Hinweis „Kein Stauraum“. Wer jedoch sein Smartphone auflädt, wird das Gerät sehr wahrscheinlich dort hineinlegen. Das zweite Fach ist hingegen als Stauraum gedacht und hier lassen sich bequem persönliche Gegenstände wie ein Smartphone, Reisepässe oder auch Brillen unterbringen. Dahinter, auf Schulterhöhe und integriert in die Sitzverschalung findet man eine Halterung für die Sicherheitskarte und das Bordmagazin sowie eine gedämmte Lampe, die als kleine Lichtquelle dient. Die verstellbare Leselampe befindet sich gleich daneben, oberhalb der Schultern der Passagiere. Unter den oben erwähnten Fächern befindet sich das Bedienelement für den Sitz und die Lampen und darunter die Armablage.
Zwischen Sitzfläche und Gang ist dann eine weitere, breite Armablage angebracht. Diese ist zum einen höhenverstellbar, zum anderen ist sie innen hohl und man kann sie per Knopfdruck aufklappen. Dort habe ich auch eine Flasche Wasser, den Beutel mit den Amenity Kits sowie die Kopfhörer gefunden. Zudem befindet sich zwischen Gang und Sitz ein Sichtschutz. Der Sitz reagiert mit etwas Verzögerung auf den Tastendruck und um den Sitz bspw. flach zu machen, muss man den Knopf eine Weile gedrückt halten.
Nachdem das Abendessen serviert und abgeräumt wurde, habe ich den Sitz in die Bettposition ausgefahren. Meinem Gefühl nach ist das Bett nicht komplett flach. Um beim Liegen mehr Raum zu erhalten, empfiehlt es sich, die breite Armlehne nach unten zu schieben. Die Länge der Liegefläche empfand ich als großzügig bemessen. Was den Fußraum angeht, so würde ich meinen, dass der Collins Aerospace Super Diamond im Vergleich zum Stelia Aerospace Symphony-Sitz, den bspw. Vistara in der Boeing 787-9 nutzt, und zum SkyLounge Core von Safran Seats, den ich auf meinem Hinflug bei Condor im A330neo hatte, mehr Platz bietet. Im Bereich des Oberkörpers hätten ein-zwei Zentimeter mehr Fläche jedoch gut getan. Die Polsterung des Sitzes war bequem und ich konnte auf dem Weg zurück nach Europa ein wenig schlafen. Mehr Schlaf wäre möglich gewesen, wenn es in der Kabine ruhiger gewesen wäre.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Essen / Service
Während dem Einsteigen lief ein Crewmitglied umher und bot Wasser, Apfelsaft oder Orangensaft als Begrüßungsgetränk an. Ebenfalls noch vor dem Abflug wurden Nüsse gereicht und das Menü wurde vom Koch ausgeteilt, der auf Langstreckenflügen der Austrian Airlines mit an Bord ist. Der Koch nahm auch die Bestellungen für das Abendessen auf. Leider war mein Wunschgericht (das Schnitzel) nicht mehr verfügbar, als der Koch bei mir ankam und deshalb entschied ich mich – leicht enttäuscht – für die Nudeln. Das Schnitzel hätte ich gern probiert.
Da mein Wunschgericht am Abend nicht mehr verfügbar war, bot der Koch mir an, meine Bestellung für das Frühstück bereits jetzt aufzunehmen, um zu gewährleisten, dass ich hier dann wenigstens mein Wunschgericht erhalten würde. Dieses proaktive Angebot der „Wiedergutmachung“ hat mich sehr gefreut. Des Weiteren erhielt ich den Hinweis, dass ich mein Wunschgericht auch vorab online bestellen kann. Dass diese Option besteht, war mir nicht bewusst. Direkt nachdem die Anschnallzeichen erloschen, wurde von der Purserin ein heißes Tuch ausgeteilt.
Danach wurde ein Gruß aus der Küche, die Getränke und die Vorspeise vom Wagen serviert. Das Hauptgericht wurde an den Tisch gebracht und das Dessert wieder vom Wagen. Dazwischen wurden Getränke nachgeschenkt. Geschmacklich war das Essen, vor allem die Suppe und der Nachtisch, top. Zum Nachtisch wurde dann auch das Kaffeehaus über den Wolken von Austrian angeboten. Hier entschied ich mich für den Einspänner.
Etwa 1:45 Stunden vor der Landung und kurz vor dem Frühstück gab es erneut ein heißes Tuch. Auch das Frühstück war geschmacklich hervorragend. Abschließend das Menü auf meinem Flug.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Entertainment
Der Bildschirm lässt sich entweder mit dem Controller oder mit dem Finger steuern. Neben Filmen, stehen noch Serien, Musik, Spiele, eine Kids Zone sowie die Rubriken „World of Austrian“ und „Stay Fit and Relax“ zur Verfügung. Bei „Stay Fit and Relax” stehen zwei Meditationen zur Auswahl, im Bereich „World of Austrian“ stellen sich die Airline und ihr Heimatland vor. Wer möchte, kann sich auch durch eine Schnellwahlfunktion direkt zu österreichischen Filmen führen lassen.
Das Entertainment-System lief einwandfrei. Die Bildschirmgröße ist angenehm und der Klang der Kopfhörer gut. Den Controller habe ich eigentlich nicht genutzt, weil der Touchscreen sehr gut funktionierte und für mich gut erreichbar war. Natürlich stehen auch Informationen zur Reise bzw. eine Flight Map zur Verfügung. Eine Außenbordkamera gibt es nicht.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Bad
Zu den Waschräumen gibt es nicht viel zu sagen. Diese sind schlicht und zusätzliche Amenities gibt es keine, dafür aber teilweise Fenster, wie im Dreamliner üblich.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Amenity Kit
Das Amenity Kit kommt bei Austrian Airlines originell daher, auch wenn der Inhalt überschaubar ist. Das “Schuhsackerl” bietet Socken, eine Schlafmaske, Zahnputzzeug, einen Lip Balm sowie Ohrstöpsel. Die Schlafmaske war angenehm zu tragen. An sich finde ich die Idee des Schuhsackerls recht sympathisch, jedoch sind die einzelnen Amenities lose in den Beutel gesteckt, was dadurch einen etwas minderwertigen Anschein erweckt. Wären diese nochmal gebündelt in einer separaten kleinen Tasche innerhalb des Beutels verstaut gewesen oder hätte es wenigstens ein Innenfach gegeben, hätte es hochwertiger gewirkt.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – WiFi
Austrian Airlines bietet mit “FlyNet” an Bord der meisten Flugzeuge der Airbus A320-Familie sowie an Bord ihrer Dreamliner WiFi an. Das Messaging-Paket ist an Bord der Boeing 787-9 komplett kostenfrei. Premium-Pakete können an Bord gekauft werden.
Austrian Airlines Business Class Boeing 787-9 – Fazit
Auf diesem Flug hat die Austrian Airlines und ihre Crew eine solide Leistung gezeigt. Hervorheben würde ich das kulinarische Angebot und den fliegenden Koch, was doch ein besonderes Angebot darstellt. Der Sitz ist im Vergleich zur Hardware in der Boeing 767 und Boeing 777 ein Fortschritt, mit Blick auf die Branche aber nur Standard. Insgesamt ein ordentliches Produkt, was, wenn man den Anspruch der Lufthansa Group an sich selbst mit einbezieht, an einigen Stellen aber Potenzial für Verbesserungen hat.











































