Das direkte Flugangebot zwischen Südamerika und Afrika ist überschaubar. Nur wenige Airlines bieten Verbindungen an, ohne einen großen Umweg zu fliegen. Umso besser, wenn man einen Platz auf den wenigen Verbindungen erwischt und das noch zu einem guten Preis. Den längsten Teil unserer langen Reise von Südamerika nach Afrika konnten wir in der Ethiopian Airlines Business Class in der Boeing 777-200LR verbringen. Lest hier, wie es uns gefallen hat…
Die wichtigsten Daten
- Airline: Ethiopian Airlines
- Flugzeugtyp: Boeing 777-200LR
- Flugnummer: ET507
- Reiseklasse: Business Class
- Kabinen-Konfiguration: 2 – 3 – 2
- Kabinen-Größe: 28 Sitze in 4 Reihen
- Sitzbreite: 21 Zoll / 53 cm
- Pitch/Sitzabstand: 78 Zoll / 198 cm
- Recline: 180 Grad
Ablauf von Buchung & Boarding
Zur generell geringen Anzahl an Direktflügen zwischen Südamerika und Afrika kam noch eine weitere Herausforderung auf uns zu. Nahezu alle Verbindungen zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar sind bereits Monate im Voraus für Prämienflüge geblockt. Gebucht habe ich die Flüge über Krisflyer, das Meilenprogramm der Singapore Airlines. Trotz der etwas langsamen Suche und der umständlichen Gestaltung der Buchungsmaske von Singapore Airlines, konnte ich passende Verfügbarkeiten für die Strecke Buenos Aires – Addis Abeba – Entebbe finden. Die Kombination aus 45.000 Krisflyer-Meilen (Oneway) und einer Zuzahlung in Höhe von 95,60 SGD (ca. 62 EUR) pro Person war ein sehr gutes Angebot und hat es in unsere KrisFlyer Sweetspots geschafft. Um die nötige Anzahl von 90.000 Meilen (für 2 Personen) zu erhalten, habe ich Membership Rewards Punkte von American Express umgewandelt (Meilen sammeln mit den American Express Kreditkarten – Alle Infos, Tipps und Tricks).
Am Gate angekommen, erwartete uns eine undurchsichtige Situation. Das Boarding hatte zwar noch nicht begonnen, aber die meisten Passagiere hatten sich bereits in vier Schlangen aufgeteilt, zwei kurze und zwei lange. Da es keine Beschilderung für die einzelnen Reihen gab, versuchten wir die Reihe für die Business Class Passagiere ausfindig zu machen. Wir entschlossen uns für die zweite Reihe von links, da hier die wenigsten Leute standen und sich die Familien mit Kleinkindern ganz links eingereiht hatte. Offensichtlich die richtige Wahl, denn nachdem die Familien durch die Schleuse gingen, waren wir an der Reihe und wurden anstandslos durchgelassen. Der Einstieg erfolgte durch die vorderste Tür der Boeing 777-200LR. Das bedeutete, dass alle Economy Class Gäste durch die Business Class mussten, um zu ihren Plätzen zu gelangen. Das Boarding lief relativ gemächlich ab und ich nutzte die Zeit, um mich mit den Flugbegleiterinnen über das Fluggerät und den Tausch der Crew in Sao Paulo zu unterhalten.
Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Die Kabine
Bei der Business Class Kabine der Boeing 777-200LR handelt es sich um eine recht ungewöhnliche Konfiguration. Die 28 Plätze sind in vier Reihen und in einer 2-3-2 Formation angeordnet. Gerade die mittleren Dreiherreihen sorgen sicherlich für Kritik und Unverständnis bei den Gästen. Im ungünstigsten Fall sitzt man als Alleinreisender zwischen zwei fremden Personen und kann sich aussuchen, über wen man steigen möchte, um in den Gang zu gelangen. Da wir diese Dreierreihen vermeiden wollten, haben wir uns sofort nach der Buchung um die Reservierung von Sitzen in einer Zweierreihe gekümmert. Obwohl ich die Flüge über KrisFlyer gebucht hatte, war eine Sitzplatzreservierung über die KrisFlyer-Hotline jedoch nicht möglich. Dafür habe ich dann erfolgreich den Live-Chat der Ethiopian Airlines genutzt, den ich hier nur empfehlen kann. Wir entschieden uns für die Sitze 2K und 2L. Reihe 2 deshalb, um noch eine Reihe Abstand zwischen uns und der Galley zu haben.
Letztlich war kaum eine der Dreierreihe belegt, da die Business Class weder von Buenos Aires nach Sao Paulo, noch von Sao Paulo nach Addis Abeba zur Hälfte gebucht war. Die klassischen Gepäckfächer befinden sich auch über der Mittelreihe und sind ausreichend vorhanden. Warum man sich bei Ethiopian Airlines für eine mittlere Dreiherreihe entschieden hat, ist mir ein Rätsel. Wer zu zweit reist, sollte sich daher rechtzeitig um eine der äußeren Zweierreihen kümmern. Wie dem auch sei, hier ist der Sitzplan von Seatguru.

Sobald man die Kabine betritt, wird man von den bunten Nationalfarben Äthiopiens empfangen. Die Farbe der Sitze ist rot, die bereitliegenden Decken grün und die dazugehörigen Amenity Kids gelb. Die eingesetzte Hardware scheint nahezu identisch zur LATAM Business Class in der Boeing 787-9, die Sebastian bereits getestet hat.

Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Sitz/Bett
Durch die breiten Ottomanen profitieren die Passagiere von einer großen Beinfreiheit. So lassen sich die Beine und Füße jederzeit frei bewegen, ohne irgendwo anzustoßen. Der Umstand bringt mit sich, dass man, sobald man angeschnallt ist, kaum den Bildschirm oder das Staufach unter bzw. neben dem Ottomanen erreicht. Das erwähnte Staufach unter dem Ottomanen bietet Platz für Schuhe, Taschen, kleine Rucksäcke sowie Decke und Kissen. Zwischen den Bildschirmen sind kleine Fächer, in denen anfangs die Kopfhörer verstaut sind und Kleiderhaken angebracht. Die Kleiderhaken sind recht nutzlos, sobald man den Bildschirm nutzen möchte. Außerdem wäre es optimal, wenn die kleinen Fächer verschließbar wären.

Zwischen den beiden Ottomanen findet ihr Fächer für das Bordmagazin und die Sicherheitsinformationen. Aber auch ein Laptop kann hier Platz finden. Die letzte vorhandene Staumöglichkeit am Sitz existiert am vorderen Teil der Armlehne in Form von zwei Schlitzen. Viel mehr als eine Zeitung oder Reiseunterlagen passen hier aber nicht hinein. Direkt neben der Sitzfläche sind der Controller, eine Steckdose sowie ein USB-Anschluss angebracht. Zusätzlich steht hier eine Flasche Wasser für euch bereit und mit dem angebrachten Knopf lässt sich eine kleine Trennwand zum Nachbarsitz hochfahren. Solltet ihr während des Fluges ein Smartphone aufladen, empfehle ich euch dringendst, das Gerät auf die Armlehne zu legen. Bei diesen Sitzen ist das Risiko sehr hoch, dass das Smartphone in den Spalt zwischen Konsole und Sitz rutscht und in den Weiten der Sitzschale verschwindet. Einem Mitreisenden ist genau das passiert und obwohl ein ehemaliger Techniker der Ethiopian an Bord war und den Sitz so weit wie möglich auseinander gebaut hatte, blieb das Smartphone unerreichbar.
Die Mittelkonsole ist im einfachen Grau gehalten und dort befinden sich auch die Bedienelemente des Sitzes. Der Sitz reagiert mit etwas Verzögerung auf einen Tastendruck. Vermisst habe ich die Möglichkeit, den Sitz automatisch in eine Loungeposition zu bringen. Der ausziehbare Tisch ist ebenfalls in der Mittelkonsole verstaut. Vor allem beim Herausziehen habe ich relativ viel Kraft benötigt, da die Klappe etwas klemmte. Ist der Tisch ausgefahren, kann man ihn durch Knopfdruck verstellen und verschieben.

Fährt man den Sitz komplett aus, erhält man ein komplett flaches Bett mit ausreichender Länge. Auch die Breite des Sitzes war ausreichend und ich habe mich weder beim Sitzen, noch beim Schlafen eingeengt gefühlt. Die Liegefläche war bequem und so konnte ich entspannt unter meiner grünen Decke ein paar Stunden schlafen.

Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Entertainment
Das Entertainment in der Boeing 777-200LR ist in Ordnung, kann aber mit den Spitzenreitern der Branche wohl nicht mithalten. Die Bildschirme sind ausreichend groß, jedoch recht weit vom Passagier entfernt. Außerdem sind die Bildschirme fest montiert und lassen sich deshalb nicht verstellen. Das Schauen eines Films ist im Liegen nicht möglich bzw. unbequem.
Jeder Passagier erhält von Ethiopian Airlines ein Paar Overear-Kopfhörer. Soweit ich das einschätzen kann, verfügen sie über keine Noise-Cancelling Funktion. Die Fernbedienung des Entertainmentsystems fällt sehr einfach aus, erfüllt aber, wie die Kopfhörer, ihren Zweck.
Die Auswahl der Filme reicht aus, um sich die Zeit zwischen Südamerika und Äthiopien zu vertreiben. Unterteilt ist das Angebot einmal in verschiedene Kategorien wie Blockbuster, Drama, Classics, etc. und in geografische Kategorien wie African oder Indian. Allein die Kategorie “Blockbuster” enthielt ca. 20 Filme, die meist in mehreren Sprachen, darunter Deutsch und Englisch verfügbar waren. Neben den Filmen gab es außerdem Serien, Dokumentationen, Informationen über Äthiopien, Musik und Hörbücher, Fluginformationen sowie Spiele. Eine Auswahl der Filme die aktuell bei Ethiopian angeboten werden, findet ihr auf der offiziellen Homepage von Ethiopian Airlines.
Vor dem Abflug wurden uns verschiedene Zeitschriften angeboten. Dass mir dabei ein deutschsprachiges Magazin angeboten wurde, überraschte mich schon etwas. Damit hätte ich mit Blick auf die Herkunft der Airline und der geflogenen Strecke nicht gerechnet.
Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Essen/Service
Das Auftreten der Crew war entspannt und freundlich und wir haben uns sofort willkommen gefühlt. Zur Begrüßung wurden uns Sekt, Orangensaft und Wasser angeboten. Während wir uns mit einem Sekt, bzw. einem Orangensaft erfrischten, stellten wir fest, dass mindestens eine der Flugbegleiterinnen ein weites, traditionelles Gewand trug. Der Rest der Crew hatte moderne Uniformen an. Bei meinem Small-Talk während des Boardings erkundigte ich mich gleich nach dem typisch äthiopischen Injera, da ich wusste, da Injera auf manchen Flügen der Ethiopian Airlines angeboten wird. 2017 hatten wir die Möglichkeit, diese äthiopische Spezialität in Johannesburg auszuprobieren und waren begeistert. Aber leider war diese äthiopische Mahlzeit nicht Bestandteil des Angebots an Bord.

Insgesamt wurden drei Essen serviert. Ein leichtes Abendessen auf der Strecke Buenos Aires – Sao Paulo und ein weiteres Abendessen sowie ein Mittagessen auf dem Weg von Sao Paulo nach Addis Abeba. Nach jedem Essen wurden stets äthiopischer Kaffee oder Tee angeboten.
Zum leichten Abendessen zwischen Buenos Aires nach Sao Paulo entschied sich meine Freundin für das Pfeffer Chicken mit Gnocchi und grünem Spargel. Ich wählte das zart rosa Beef mit Kartoffelgratin. Beide Gerichte schmeckten sehr gut. Dazu gab es eine Brotauswahl, Butter, Saucen und Salat. Beim bestellten Gin Tonic meinte es unsere Flugbegleiterin ebenfalls gut mit uns, vielleicht etwas zu gut. Die Hauptspeise wurde direkt an den Platz gebracht, während das Dessert in Form eines Käsekuchen und Schokopralinen vom Wagen serviert wurde.
Nach der Landung in Sao Paulo wurde das Personal getauscht und andere Fluggäste stiegen über die zweite Tür aus oder hinzu. Wir blieben auf unseren Plätzen und konnten so das Reinigen der Kabine und die Übergabe der Crew beobachten. Mittlerweile war es dann auch schon Mitternacht und wir hätten kein weiteres Abendessen gebraucht. Doch für euch haben wir uns geopfert und zum Mitternachtssnack den Lachs mit Reis und das Hühnchen mit Reis probiert. Zum Nachtisch gab es ein sehr leckeres Tartlet.
Zum Mittagessen über Zentralafrika wählten wir beide das Hühnchen mit Curry, Reis und Gemüse. Der Deckel kam dann schließlich mit einem Tiramisu drauf. Da es durch die Zeitverschiebung für uns eher noch Morgen war, nahm ich den angebotenen Kaffee mehrmals sehr gerne an. Zu jedem Kaffee wurden mir dann stets Pralinen angeboten, die ich irgendwann dankend ablehnte.
Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Amenities
Das qietschgelbe Amenity Kit enthielt rutschfeste Socken, eine Schlafmaske, Ohrstöpsel, Zahnbürste und -pasta, eine klappbare Bürste, Zahnstocher und einen Kugelschreiber. Haarbürste, Socken und Schlafmaske hatten ebenfalls das helle Gelb als Farbe. Zusammen mit den roten Sitzen und den grünen Decken sieht die Kabine der Ethiopian Airlines Business Class nicht langweilig aus. Das Kit selbst verfügt über einen Haken, an dem man es im Bad aufhängen kann.
Die beiden WCs sind Standardtoiletten, die mit Cremeseife, Handcreme, Damenhygieneartikeln, Körperduftspray und Erfrischungstüchern ausgestattet.

Angebot von WiFi
WiFi wurde auf diesem Flug nicht angeboten. Nach Rücksprache mit der Crew bin ich auf dem Stand, dass auf Flügen der Ethiopian Airlines gundsätzlich kein Wifi-Angebot besteht. In naher Zukunft soll sich dieser Zustand auch nicht ändern.
Ethiopian Airlines Business Class Boeing 777-200LR – Fazit
Wie oben erwähnt, haben wir uns von Anfang an willkommen und wohl gefühlt. Man sagt Afrikanern ja nach, dass sie sehr freundlich und herzlich sind. Die Crew auf der ET507 von Buenos Aires nach Addis Abeba hat dies voll bestätigt. Service und Essen waren sehr gut und haben die Erwartungen k0mplett erfüllt. Bequemlichkeit des Sitzes bzw. des Bettes war ebenfalls gut. Die Auswahl der neueren Filme entsprach nicht wirklich meinem Geschmack, aber dafür kann die Ethiopian Airlines nichts. Dennoch kann sie im Bezug auf das Entertainment und WiFi-Angebot verglichen zur asiatischen Konkurrenz noch aufholen. Da ich noch ein paar Monate in Afrika bleibe, habe ich vielleicht die Möglichkeit, die Ethiopian Airlines Business Class auch in anderen Fluggeräten zu testen.
Der ehemalige Techniker, der vergeblich versuchte, das verlorene Smartphone eines Fluggastes zu retten, entpuppte sich übrigens als Regional Manager der Ethiopian Airlines für Südamerika. Wir unterhielten uns kurz über den neugeplanten Hub der Ethiopian im ghanaischen Accra. Er bestätigte meine Theorie, dass Accra zukünftig als Brücke zwischen Europa und Südamerika dienen soll (Ethiopian Airlines Zukunftspläne – Kommt bald Accra – Frankfurt?). Ich bin gespannt, was die ET noch so alles ausheckt, gerade erst wurde ein neuer Teil des Flughafens in Addis Abeba geöffnet.