Eine Analyse der IATA, dem Dachverband der Fluggesellschaften, sieht den Wendepunkt im weltweiten Luftverkehr gekommen. Die Talsohle scheint überwunden. China ist durch den früheren Ausbruch der Pandemie schon ein paar Monate voraus. Deshalb konnten die Analysten der IATA den innerchinesischen Markt beobachten und ein Muster erkennen, dass sich vielleicht auf den europäischen Markt übertragen lässt.
Weltweiter Luftverkehr hat Tiefpunkt überstanden
Kommt es nicht zu einem weiteren Rückschlag dürfte sich der April als der absolute Tiefpunkt dieser schweren Krise herausstellen. Der Luftverkehr sank auf Basis der geflogenen Revenue Passenger Kilometers (RPK) bis Mitte April um 94% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Seitdem ist die Anzahl der angebotenen Flüge wieder um 30% gestiegen. Das ist zwar immer noch ein sehr geringer Anteil zum Vorjahr, aber es scheint, als hätte Ende April eine Trendwende eingesetzt. Tatsächlich konnten wir in den letzten Wochen beobachten, dass Airlines im Mai ihr Flugangebot sukzessive erweitert haben. Auch die Auswertungen der Buchungszahlen sowie der Suchanfragen in Google durch die IATA zeigen eine Steigerung der Nachfrage für Flugreisen seit Ende April.
Einzig der innerchinesische Flugverkehr fällt hier aus der Reihe. Dieser erreichte seinen Tiefpunkt bereits im Februar und die Nachfrage sank weniger dramatisch. Durch die zeitliche Versetzung der beiden Tiefpunkte, lassen sich womöglich Beobachtungen, die auf dem chinesischen Markt getätigt wurden, auf den weltweiten bzw. europäischen Markt übertragen.
Werden Flugtickets nach dem Lockdown in Europa günstiger?
Diese Frage hat sich die IATA bereits Anfang Mai gestellt und sich dabei den innerchinesischen Markt zwischen Februar und April angesehen. Ergänzt werden diese Daten durch die weltweiten Ticketdaten aus dem Mai. Beginnen wir mit China: Kurz nach dem Lockdown senkten die Fluglinien im Reich der Mitte die Ticketpreise für Inlandsflüge von Februar bis Ende April um durchschnittlich 41%.
Die weltweiten Zahlen bestätigen den Trend der sinkenden Ticketpreise kurz nach dem Lockdown. Wobei die Preisreduzierung im weltweiten Durchschnitt weniger drastisch ausfiel als es in China der Fall war. Die Preise für Inlandsflüge fielen im Mai um 23% im Vergleich zum Vorjahr. Die Ticketpreise für internationale Flüge sanken immerhin um 3% bis 4%. Das lässt darauf schließen, dass Airlines vor allem die Nachfrage nach Inlandsflügen bzw. in Europa auf innergemeinschaftlichen Flügen ankurbeln wollen. Die IATA erwartet, dass die Flugtickets in Europa bald deutlich günstiger werden, es sich hierbei aber um ein kurzfristiges Phänomen handelt. In ein paar Monaten werden die Flugpreise wieder steigen, weil viele Airlines sonst nicht kostendeckend fliegen können.
Ändert sich vorübergehend unser Buchungsverhalten?
Der innerchinesische Markt zeigt auch: Nach dem Lockdown wurden Flugtickets kurzfristiger gebucht. Über 60% der Passagiere, die zwischen März und Mai 2020 fliegen wollten, buchten ihre Flüge frühestens drei Tage vor Abflug. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es nur 46%. Der Anteil von Buchungen, die 12 Tage oder länger vor Abflug getätigt wurden, hat sich dagegegen mehr als halbiert. Sofern die Flugtickets in Europa wirklich günstiger werden und die Tarifbedingungen eine kurzfristige Buchung zulassen, werden wir dieses Muster auch in Europa sehen können.
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