Seit wenigen Tagen fliegt British Airways täglich mit einem Airbus A380 von London nach Frankfurt. Die kurzen Umläufe dienen Crew-Trainingszwecken bevor British Airways gegen Ende des Jahres wieder Langstreckenflüge mit dem A380 bedient. Mark und ich waren beim ersten Umlauf dabei und konnten das Langstrecken Business Class Produkt der Briten auf der kurzen Strecke von Frankfurt nach London testen. Eine gut gelaunte Crew gab uns außerdem eine Tour durch den nur auf dem Unterdeck mit Passagieren besetzten und daher halbleeren Flieger.
British Airways bringt den A380 zurück
Während es aufgrund der Corona Pandemie bei zahlreichen Airlines schlecht um die Zukunft des A380 steht, hat British Airways sich dazu entschlossen den Superjumbo zurückzubringen. Bereits bis Ende des Jahres wollen die Briten den A380 wieder auf die Langstrecke schicken. Zuvor sind jedoch Trainingsflüge für die Crew erforderlich, welche dazu führen, dass British Airways den A380 bis voraussichtlich Anfang Dezember auf Kurzstreckenflügen zwischen London und Frankfurt sowie London und Madrid einsetzt. Dabei findet von montags bis freitags sowie sonntags ein morgendlicher Umlauf nach Frankfurt und ein abendlicher Umlauf nach Madrid statt. Am Samstag dreht sich die Reihenfolge um.
Montag – Freitag + Sonntag
- BA902: London Heathrow 07:10 – Frankfurt 09:55
- BA903: Frankfurt 11:15 – London Heathrow 12:05
- BA462: London Heathrow 15:15 – Madrid 18:45
- BA463: Madrid 20:05 – London Heathrow 21:20
Samstag
- BA456: London Heathrow 06:20 – Madrid 09:55
- BA457: Madrid 11:25 – London Heathrow 12:55
- BA908: London Heathrow 15:55 – Frankfurt 18:40
- BA908: Frankfurt 20:10 – London Heathrow 21:00
Die British Airways A80 Flüge lassen sich natürlich auch mit Avios buchen. Da Kurzstreckenflügen zu den Sweetspots im Executive Club gehören, stellen diese Flüge für Meilensammler einen hervorragenden Deal dar. Da der Flug in Preisband 1 und unter die sog. Reward Flight Saver Regelung fällt, ist ein Oneway-Flug in der Business Class für nur 8.500 bzw. 9.750 Avios und 30 Euro Steuern und Gebühren buchbar. Dabei gilt der niedrigere Avios Preis für Flüge in der Nebenreisezeit, der höhere Avios Preis für Flüge in der Hauptreisezeit. Wir haben die Chance ergriffen und waren auf dem ersten A380 Flug von Frankfurt nach London Heathrow dabei.
Unspektakuläres Boarding in Frankfurt
Der Check-In dauerte für einen innereuropäischen Business Class Flug relativ lange. Am Check-In Schalter bildete sich eine kurze Schlange, die sich nur langsam bewegte. Denn wer im Voraus nicht die VeriFLY App installiert und seine Reisedokumente hochgeladen hat, muss am Check-In-Schalter den notwendigen Impfnachweis sowie die Passenger Locator Form vorzeigen. Offenbar waren einige Passagiere nicht darauf vorbereitet und hatten nicht alle notwendigen Dokumente vorliegen, sodass sich der Check-In-Prozess trotz nur einer Hand voll Passagiere in der Business Class Schlange in die Länge zog. Die Sitzplätze wurden uns bereits vorab vom System zugeteilt und wir waren auch nicht in der Lage diese zu ändern.
In Terminal 2 am Flughafen Frankfurt konnte man erkennen, dass der Luftverkehr trotz anhaltender Erholung noch nicht auf dem Vorkrisenniveau angekommen ist. Am Vormittag war der Großteil der Geschäfte und Restaurants, sowie die Airlines-Lounges (noch) geschlossen. Weder die Japan Airlines Sakura Lounge, die Cathay Pacific Lounge oder die Emirates Lounge hatten geöffnet. Auch Lounges, die zum Priority Pass Netzwerk gehören, waren teilweise noch geschlossen. Für einen Kaffee haben wir uns mit unserem Priority Pass in die Priority Lounge begeben. Von dort läuft man wenige Minuten bis zur Sicherheitskontrolle an Gate E5, die kaum ausgelastet war.
Am Gate E5 angekommen, konnten wir gleich erkennen, dass ein Teil der Passagiere aus Bloggern, Vloggern und anderen “Flug-Nerds” bestand. Ähnlich wie wir beobachteten sie das Treiben auf dem Vorfeld und hielten Kameras und Smartphones bereit, um einen guten Schnappschuss zu machen. Eine ähnliche Erfahrung hatte ich auf meinem Flug mit dem nagelneuen Airbus A220 der Air France von Berlin nach Paris gemacht.
Tour durch die First Class noch vor dem Start
British Airways stellte auf diesem Flug nur die Sitze auf dem Lower Deck, darunter 44 Business Class Sitze, aber keine First Class zum Verkauf. Einige der Business Class Passagiere benötigten ein paar Augenblicke, um ihren Sitz oder den Zugang zum selbigen zu finden. Grund war vermutlich die ungewöhnliche und verschachtelte Kabinen-Konfiguration, sowie die leicht zu übersehenden Sitzplatznummern über der Gepäckablage.
Nachdem wir unserer Plätze gefunden und das Handgepäck verstaut hatten, hatten wir die Möglichkeit auf eine kurze Erkundungstour zu gehen, da sich die Vorbereitung des Flugzeugs am Gate in die Länge zog. In der Galley trafen wir auf eine freundliche und hilfsbereite Flugbegleiterin, die uns nicht nur Zutritt zur First Class gewährte, sondern auch eine kleine Führung durch die Kabine gab. Auf diesem Kurzstreckenflug war die First Class nämlich nicht zur Buchung freigegeben und somit menschenleer. Vor dem Start war die Crew dann in der leeren First Class Kabine beim Üben der Sicherheits-Demonstration zu beobachten.
Die British Airways First Class an Bord des A380 verfügt, analog zur von uns bereits reviewten British Airways Boeing 777-300ER First Class, über eine relativ große First Class Kabine (14 Sitze in einer 1 – 2 – 1 Konfiguration). Die nette Flugbegleiterin veranschaulichte uns die verschiedenen Möglichkeiten der Sitze. So zeigte sie uns die Einstellmöglichkeiten des Klapptisches sowie den kleinen Kleiderschrank, über den jeder Sitz in der First Class verfügt. Zudem verglichen wir dieses Reiseklasse mit der neuen Club Suite von British Airways, mit der nach und nach die Langstreckenflotte von British Airways ausgestattet wird.
Langstreckenfeeling auf der Kurzstrecke von Frankfurt nach London
Zurück in der Business Class nahmen wir die dortige Kabine im Hauptdeck unter die Lupe. Insgesamt verfügt der Airbus A380 von British Airways über 97 Business Class Sitze, von denen 44 Plätze im unteren Main Deck untergebracht sind. Dieser Teil der Business Class, der bei British Airways Club World heißt, ist in einer 2 – 4 – 2 Konfiguration angeordnet. Im Upper Deck findet man dagegen ein 2 – 3 – 2 Layout vor.
Wie oben erwähnt, ist die Anordnung der Sitze gewöhnungsbedürftig. So sitzen Passagiere mit Fensterplätzen grundsätzlich gegen die Flugrichtung. Die beiden mittleren Sitze in der mittleren Viererreihe liegen unmittelbar nebeneinander und blicken ebenfalls gegen die Flugrichtung. Diese beiden Plätze trennen die beiden Gangplätze der Viererreihe, die wiederum, ähnlich wie die Gangplätze der Zweierreihe, in Flugrichtung schauen. Wer also in Flugrichtung blicken möchte, benötigt einen Gangplatz (auch im Upper Deck). Die 44 Business Class Passagiere verteilen sich also auf fünf bzw. sechs Achterreihen. Auf unserem Flug von Frankfurt nach London Heathrow war die Business Class auch fast ausgebucht.
Durch diese ungewöhnliche Positionierung der Sitze hat zwar theoretisch jeder Sitz direkten Zugang zum Gang, doch in der Realität müssen die Reisenden am Fenster oder in der Mitte der Viererreihe den Fußraum der Gangplätze durchqueren. Sofern die Fußstütze der Gangsitze nicht ausgeklappt, stellt das auch kein Problem dar, denn der Sitzabstand ist groß genug. Ist die Auflage für die Füße jedoch ausgeklappt, muss man über die Beine des Sitznachbars steigen.
Des Weiteren ist es etwas befremdlich, den nicht sehr weit entfernten gegenüber sitzenden Passagier anzusehen. Man hat ein Stück weit das Gefühl den anderen Reisen auf die Pelle zu rücken. Wer keinen Smalltalk mit seinem Gegenüber halten will, kann erst nach dem Start geräuschvoll eine Trennwand hochfahren.
Sitz und Sitzausstattung
Der Sitz selbst ist bequem, auch wenn er für einen Business Class Sitz schmal ausfällt. Kein Vergleich zum Business Class Sitz der Singapore Airlines im Airbus A380. Das Polster ist dunkel gehalten, der Rest der Verkleidung in verschiedenen Grautönen. Bildschirm und Klapptisch befinden sich beide in der Verkleidung des Nachbarsitzes und sind ausklappbar. Beides kann jedoch nicht in der Höhe angepasst werden. Unter dem Klapptisch befindet sich eine kleine Halterung für die Sicherheitskarte und darunter eine Steckdose und ein USB-Anschluss und darunter eine Schublade. Wer also Geräte aufladen möchte, kann diese in der Schublade verstauen.
Einen weiteren Stauraum am Platz gibt es nicht. Näher am Knie, unterhalb des Sichtschutzes sind die Knöpfe angebracht, mit denen man den Sitz und den Sichtschutz verstellen kann. Verschiedene Voreinstellungen können ausgewählt werden. Etwas weiter dahinter, näher am Passagier folgen weiteren Anschlüsse, unter anderem ein weiterer USB-Anschluss, und der Controller für den Bildschirm. Seitlich des Kopfes, befindet sich ein Leselicht, das per Schieberegler an-, ausgeschaltet und gedimmt werden kann. Die Armlehne ließ sich nicht verstellen, zumindest haben wir nicht die entsprechende Vorrichtung gefunden. Insgesamt wirkten der Bildschirm, der Tisch sowie die Knüpfe zum Sitzverstellen nicht mehr up to date. Vor allem die Knöpfe und die Trennwand sahen zudem stark gebraucht aus. Wenn wir die Crew richtig verstanden haben, denkt British Airways darüber nach, die komplette Kabine des A380 einem Update zu unterziehen.
Kurz nach dem Start habe ich meinen Sitz testweise in die Liegeposition gebracht. Die Fußablage lässt sich per Hebel ausklappen. Die Liegefläche wirkte komplett flach. Das Probeliegen war bequem und auch wenn die Bein- und Fußablage nicht so breit ist wie der Sitz, ist es ausreichend.
Service und Entertainment
Die Crew wirkte auf uns sehr motiviert, offen und erleichtert über die Rückkehr des A380 bei British Airways. Ein Crewmitglied gestand mir, dass er noch vor wenigen Wochen nicht an ein Comeback des Superjumbos geglaubt hatte. Umso größer sei seine Freude wieder an Bord dieses besonderen Flugzeugs zu sein. Eher Zweitranging auf diesem kurzen Flug war die Verpflegung an Bord und das Inflight Entertainment. Das Inflight Entertainment System war einsatzbereit und verfügte über alle Angebote, z.B. Serien, Filme oder Fluginformationen, die man von einem Langstreckenflug kennt. Es werden auch Filme in deutscher Sprache angeboten. Für uns war natürlich das Flugzeug und seine Reiseklassen Attraktion genug.
Zum kleinen Mittagessen wurde entweder Hühnchensalat oder geröstetes Gemüse mit Couscous zusammen mit einem Brötchen und einem Dessert serviert. Zum Trinken standen Champagner, Wein, Softdrinks, Säfte, Wasser, Heißgetränke sowie Hochprozentiges zur Auswahl.
Geführte Tour durchs Upper Deck
Die Crew bot uns vor dem Start nicht nur eine kleine Tour durch die First Class an, sondern führte uns auch während des Fluges durch das leere Upper Deck, das normalerweise Economy, Premium Economy und Business Class Passagiere beherbergt. Analog zur First Class Kabine blieb dieser Teil des Flugzeugs für Buchungen geblockt. British Airways nutzte dieses, um während des Fluges einen Teil der Crew in den Abläufen im A380 zu schulen. Um ins obere Stockwerk zu gelangen, nahmen wir die Treppe im hinteren Teil des Flugzeuges und gelangten so in die dortige Economy Class Kabine. Die kleinen Economy Class Kabinen im Upper Deck des A380 erfreuen sich bei Reisenden großer Beliebtheit. Denn zum einen findet man hier eine 2 – 4 – 2 Bestuhlung vor und zum anderen ist die Kabine kleiner und dadurch meist ruhiger. In Summe befinden sich 13 Reihen der Economy Class im Upper Deck.
In der Mitte des Upper Decks befindet sich die Premium Economy Class, die über 55 Sitze in neun Reihen (2 – 3 -2) verfügt. Auf Sitz 61A saß ich Probe und klappte hierbei die Beinstütze aus und Rückenlehne komplett nach hinten. Ich empfand das Sitzen ganz angenehm. Sollte die Kabine des A380 erneuert werden, so wird höchstwahrscheinlich der Anteil an Premium Economy Class Sitzen steigen. Ähnlich wie bei anderen Fluggesellschaften, kommt diese Zwischenklasse auch bei Passagieren von British Airways gut an.
Im British Airways A380 von Frankfurt nach London – Fazit
Wir beide (und vermutlich auch alle Crew Mitglieder) haben es genossen wieder mal an Bord des größten Passagierflugzeugs zu sein. An Bord herrschte eine entspannte und glückliche Atmosphäre. Den Start eines A380 zu erleben, ist einfach eine andere Hausnummer. Nicht wirklich überzeugt hat uns hingegen das Business Class Produkt von British Airways im A380. Hier fällt die Hardware mittlerweile ein Stück ab. Die Art der Sitzplatzkonfiguration halten wir zudem für nicht mehr zeitgemäß. Diese Defizite wog die sehr nette und umgängliche Crew jedoch wieder auf. Verbesserungspotential gibt es offenbar aber am Flughafen Heathrow. Dort gelandet mussten wir fast eine halbe Stunde auf dem Rollfeld warten bis wir an unserem Gate andocken konnten. Anscheinend sind die Prozess am Flughafen noch nicht wieder auf einen ankommenden A380 eingeschliffen, aber das dürfte sich hoffentlich bald wieder ändern.
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